Schnurranten in Krumbach 1 (Foto: SWR, Nadine Ghiba)

Lebendige Tradition im Allgäu

Die "Schnurranter" sind wieder unterwegs - das steckt dahinter

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Nadine Ghiba
SWR-Redakteurin Nadine Ghiba Autorin Bild  (Foto: SWR)

Der Brauch des sogenannten Schnurranten lebt an diesen Tagen in vielen Ortschaften auf. Dort ziehen die Musikvereine von Haus zu Haus - auch in Krumbach bei Tettnang und Amtzell.

Im Württembergischen Allgäu sind derzeit die Schnurranter unterwegs, auch Schnurranten oder Schnorranten genannt. Mitglieder der örtlichen Musikvereine spielen den Bewohnerinnen und Bewohnern in der Nachbarschaft ein Ständchen vor der Haustüre. Danach werden Spenden für die Vereinskasse gesammelt. Viele bieten den Musikerinnen und Musikern auch ein Gläschen Schnaps oder Likör an. Das gehöre einfach dazu, hat SWR-Reporterin Nadine Ghiba in Krumbach (Bodenseekreis) erfahren.

Krumbach: Brauch des Schnurranten bringt alle zusammen

Der Musikverein Krumbach besuchte am Samstag um die 150 Haushalte. Die rund 50 Vereinsmitglieder haben sich in Gruppen aufgeteilt und fuhren mit Jägerwagen, Traktoen und Autos die gesamte Nachbarschaft ab. Vor jeder Haustüre wurde ein Marsch gespielt. Die Bewohner erwarten die Musiker oft mit einem Tablett mit Schnäpsen und Likören. Manchmal ist sogar ein Vesper vorbereitet.

Schnurranten in Krumbach (Foto: SWR, Nadine Ghiba)
Viele Bewohner bieten den Musikerinnen und Musikern des Vereins Krumbach ein Gläschen Schnaps oder Likör an. Das ist im Württembergischen Allgäu seit Jahrzehnten Tradition.

Es sei etwas ganz Besonderes die Leute im Ort zu besuchen, sagt Elena Heine vom Vorstand des Musikvereins Krumbach. Die Leute würden jedes Jahr auf die Schnurranter warten, das gehöre für die Menschen einfach dazu, sagt sie. Das Brauchtum bringe die Menschen im Ort näher zusammen, findet auch Lukas Heller vom Musikverein Krumbach. Man sehe die Leute nach längerer Zeit wieder oder lerne neu Zugezogene kennen.

Ehepaar Reitz freut sich jedes Jahr über den Besuch des Krumbacher Musikvereins. Darauf seien sie immer vorbereitet. Auch Familie Stemmer hat am Samstag auf den Besuch der Schnurranter gewartet. Sie hat selbst sechs Kinder im Musikverein und hat die Mitglieder deswegen zu sich ins Haus eingeladen. Dort warteten auf die Musiker selbst geschmierte Brötchen, Kaffee, Glühmost und Schnaps.

Es ist schön, dass der Musikverein diese Tradition am Leben erhält. Man weiß jedes Jahr, dass sie kommen und hat einen selbstgebrannten Schnaps parat.

Schnurranten in Krumbach 4 (Foto: SWR, Nadine Ghiba)
Bei Familie Stemmer wurde für die Vereinsmitglieder aufgetischt.

Schnurranten auch in Amtzell unterwegs

Auch in Amtzell (Kreis Ravensburg) wird der Brauch des Schnurranten gepflegt. Dort sind die Mitglieder des Musikvereins Amtzell unterwegs. "Die Einwohner vom Dorf sind das ganze Jahr unser Publikum, da möchten wir zum Jahresende auch ein Stück weit Danke sagen und denen ein Ständchen spielen", sagte Simon Weber, Vorstand vom Musikverein Amtzell.
In Amtzell wurden die Schnurranten im vergangenen Jahr vom SWR-Fernsehen begleitet:

Weil man an fast jedem Haus einen Schnaps angeboten bekommt, braucht es die richtige Vorbereitung, wissen die Vereinsmitglieder: An erster Stelle steht ein gutes Frühstück. Außerdem gilt die Regel: nur einen Schnaps pro Haus. Denn das Schnurranten kann von 9 Uhr morgens bis in die Abendstunden dauern. Traditionen wie das "Schnurrantentum" gibt es schon lange. Die Bräuche bringen Freude und sie schweißen zusammen, so Vereinsvorstand Simon Weber.

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