Zum Auftakt der Fastenzeit ist am Samstag in Friedrichshafen ist der Starkbieranstich gefeiert worden. Das dunkle, kräftige Starkbier galt vor Jahrhunderten als Fastenspeise der Mönche in bayerischen Klöstern. Friedrichshafen ist einer der wenigen Orte in Baden-Württemberg, in denen der Brauch des Starkbieranstiches außerhalb Bayerns begangen wird.
SWR-Reporter Thomas Wagner war beim Starkbieranstich vor Ort:
Bayerische Mönche begründen die Starkbier-Tradition
Vor rund 300 Jahren haben bayerische Mönche die Tradition des Starkbier-Trinkens zum Auftakt der Fastenzeit erfunden. "Die durften in der Fastenzeit ja außer Brot so gut wie nichts mehr essen, aber eben trinken", erklärt Matthias Klingler, Chef des Graf-Zeppelin-Hauses. Demnach wollten die Mönche seinerzeit auf Nummer sicher gehen und schickten ein Fässchen vom selbst gebrauten Starkbier über die Alpen, zum Papst nach Rom. "Aber beim Transport wurde das Bier so richtig durchgeschüttelt und kam ziemlich verdorben an", erzählt Klingler. Nach seiner Erzählung soll der Papst nach dem ersten Schluck schmerzerfüllt das Gesicht verzogen haben. Dann seine Entscheidung: "Wer so etwas trinkt, muss ziemlich leidensfähig sein: Die Mönche dürfen das Starkbier trinken."
Fast drei Jahrzehnte Starkbier-Anstich in Friedrichshafen
In Friedrichshafen findet der Starkbieranstich seit 1986 jeweils am Samstag nach Aschermittwoch statt. Damals, so Mathias Klingler, habe man nach Möglichkeiten gesucht, das seinerzeit neu eröffnete Graf-Zeppelin-Haus mit Veranstaltungen zu beleben. "Und dann ist man auf die Idee gekommen, die Tradition aus Bayern nach Friedrichshafen zu holen."
Mit 91 Jahren beim Starkbieranstich dabei
Die wohl älteste Besucherin des Starkbieranstichs ist die 91-jährige Else Goerke. "Ich finde es jedes Jahr sehr lecker", sagt sie. In den zurückliegenden Jahrzehnten habe sie kaum einen Friedrichshafener Starkbieranstich verpasst, erzählt sie. Anders als die Mönche damals, möchte sie aber nicht fasten. "Ich fühle mich fit und möchte meine letzten Jahre noch genießen, so gut es geht", sagt sie, nippt dabei an ihrem Bier und fährt fort: "Als Kind musste ich fünf Jahre hungern. Wir hatten nichts zuhause. Das ist Fasten genug für den Rest des Lebens."