Seegfrörne am Bodensee (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/ullstein bild)

Freundschaft zwischen Langenargen und Arbon

Wie die Seegfrörne Menschen zusammenbrachte

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Die Seegfrörne ist nicht nur ein Naturphänomen gewesen, sondern hat Menschen am Bodensee auch zusammengeführt. Zwischen Langenargen und Arbon entstand eine Städtefreundschaft.

Der zugefrorene Bodensee hat Menschen über Grenzen hinweg zusammengebracht - vor 60 Jahren entstand so auch die Städtefreundschaft zwischen Langenargen im Bodenseekreis und der Schweizer Stadt Arbon. Die gegenüberliegenden Seegemeinden trennen gut zwölf Kilometer Luftlinie und normalerweise jede Menge Wasser. Als 1963 jedoch der See zufror, begann ein munteres Kommen und Gehen.

Daran erinnert sich auch der Langenargener Gustl Jäger. "Es war eine einzige Straße von Leuten von Arbon nach Langenargen und auch wieder zurück", erzählt er. Als Berufsfischer hatte ihm die Seegfrörne ungewollt Betriebsferien gebracht. Statt mit dem Boot war er stattdessen zu Fuß auf dem See unterwegs. Auch ihn packte der Mut einmal von Langenargen aus bis in die Schweiz zu laufen.

"Wenn die nicht absaufen, saufen wir auch nicht ab, so war das Motto und auf einmal waren wir in der Schweiz."

Ehepaar Jäger in Lagenargen (Foto: SWR, Thorben Langwald)
Gustl und Inge Jäger aus Langenargen erinnern sich gerne an die Seegfrörne zurück.

Tausende Menschen überqueren den See

Der ungewöhnliche Verkehr über den zugefrorenen See wurde schnell auch behördlich dokumentiert. In den Rathäusern wurden Urkunden ausgegeben. Auf diesen standen Name, Tag und auch auf welchem Weg der See überquert wurde. Denn die Menschen waren nicht nur zu Fuß unterwegs. Auch mit dem Fahrrad, auf Schlittschuhen oder mit dem Auto wagten sie sich auf das Eis. Am ersten März-Wochenende waren laut dem Langenargener Gemeindearchiv rund 16.000 Menschen auf dem Bodensee zwischen Arbon und Langenargen unterwegs. Der Montfort-Bote schrieb damals: "Es hatte den Anschein, als ob Langenargen in die Eidgenossenschaft eingemeindet worden wäre".

Der zugefrorene Bodensee 1963 (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/KEYSTONE)
Nicht nur in Langenargen, am ganzen Bodensee herrschte ein munteres Treiben auf dem Eis.

Narren legen Grundstein für Freundschaft

Zwischen den beiden Seegemeinden wurden erste Bande geknüpft. Eine Delegation der Langenargener Narren kam per Fahrrad nach Arbon. Ein Reiter von dort wurde wiederum in Langenargen vom Bürgermeister empfangen. Der Austausch der Gemeinden blieb auch nach der Seegfrörne bestehen. Bis weit in die 1980er Jahre fanden so etwa regelmäßige Ausflüge zwischen den Närrinen und Narren auf beiden Seiten statt.

Seegfrörne bringt Annäherung nach Krieg

Auch wenn die entstandene Städtefreundschaft mal mehr und mal weniger gelebt wurde, komplett abgebrochen ist die Beziehung über all die Jahre nie. In diesem Jahr ist Arbon beispielsweise einer der Schirmherren für das Festjahr "1250 Jahre Langenargen". Der Arboner Stadtpräsident René Walther freut sich über diese Freundschaft. Die Seegfrörne habe Schweizer und Deutsche nach dem Krieg wieder zusammengeführt.

"Wir alle, die hier im alemannischen Bereich rund um den Bodensee wohnen, haben dieselbe DNA in uns."

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