Gläubige bei orthodoxem Ostergottesdienst in der Ravensburger St. Jodokskirche (Foto: SWR, Moritz Kluthe)

Hoher Feiertag im Zeichen des Krieges

Orthodoxe Christen feiern Ostern in der Bodenseeregion

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Moritz Kluthe
SWR-Redakteur Moritz Kluthe Autor Bild (Foto: SWR)

An diesem Wochenende feiern orthodoxe Christen Ostern, eine Woche nach Katholiken und Protestanten. Auch in der Bodenseeregion gab es Gottesdienste.

Eine Woche nach Katholiken und Protestanten haben orthodoxe Christen in der Region Bodensee-Oberschwaben ihr Osterfest begangen. Gottesdienste gab es unter anderem in Konstanz und Ravensburg. In Ravensburg kamen etwa 100 Gläubige der ukrainisch-orthodoxen Gemeinde am Bodensee in die Jodokskirche zum Ostergottesdienst. Dabei spielte auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Rolle, denn viele von ihnen sind vor dem Krieg geflüchtet oder haben Familie in der Ukraine. Priester Vadim Karpenko über die Bedeutung des Osterfestes in seiner Gemeinde:

"Es ist ein großer Trost für uns in Deutschland den orthodoxen Gottesdienst zu zelebrieren, mit den Gläubigen, die hier ihre zweite Heimat gefunden haben."

Priester verließ Kirche wegen Kriegshaltung des Patriarchen

Woher sie kommen, seien Kirchen und Häuser zerstört worden, Menschen ums Leben gekommen, sagte Karpenko nach dem Ostergottesdienst. Doch die Auferstehung Jesu bringe neue Hoffnung. Karpenko stammt selbst aus der Ukraine und hat vor mehr als einem Jahr die russisch-orthodoxe Kirche verlassen, weil der Moskauer Patriarch Kyrill den Angrifff Russlands auf die Ukraine unterstützt. Den Krieg thematisierte Karpenko auch in seiner Osterpredigt.

Eine Ukrainerin, die bereits seit 20 Jahren in Oberschwaben lebt, sagte, das orthodoxe Osterfest sei ein Stückchen Heimat. Man fühle sich etwas wie zu Hause, das sei besonders wichtig für die Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet seien. Eine andere Frau sagte, das orthodoxe Osterfest sei für sie größer als das Weihnachtsfest. Nach dem Gottesdienst werde im Kreise der Familie mit gutem Essen gefeiert.

St. Jodokskirche in Ravensburg (Foto: SWR, Moritz Kluthe)
In der katholischen St. Jodokskirche konnten orthodoxe Christen Ostern feiern.

Krieg kein Thema beim Ostergottesdienst in Konstanz

Anders war das bei der russisch-orthodoxen Gemeinde in Konstanz, die bereits am Samstagabend bis spät in die Nacht in der Dreifaltigkeitskirche gefeiert hatte. Priester Konstantin Schmidt wollte den Krieg nicht in seiner Osterpredigt thematisieren, auch wenn nach seiner Einschätzung die Mehrheit seiner Gemeindemitglieder aus der Ukraine stamme.

Orthodoxe Christen feiern Ostern später als die Protestanten und Katholiken, weil sie sich an dem julianischen und nicht an dem gregorianischen Kalender orientieren.

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