Nach Fall in Brandenburg

Maul- und Klauenseuche: Landwirte in Oberschwaben treffen Vorsichtsmaßnahmen

Stand

Von Autor/in Lionel Killy

Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg werden gerade bei älteren Landwirten Erinnerungen an schreckliche Zeiten wach, als das Virus auch in der Region Bodensee-Oberschwaben umging.

In Brandenburg ist die Maul- und Klauenseuche bei einer Wasserbüffelherde entdeckt worden. Hinweise, dass sich das Virus in Deutschland ausbreitet, haben sich bislang zwar nicht bewahrheitet, doch viele Bauern und Viehhalter sind trotzdem in Sorge, dass auch ihr Betrieb von der Seuche heimgesucht werden könnte.

Denn ist ein Hof erst einmal von MKS betroffen, bedeutet das den Tod aller Tiere. Behandelt werden kann die Krankheit nicht. Um eine Ausbreitung des Virus konsequent zu verhindern, muss der gesamte Bestand getötet und eine Sperrzone eingerichtet werden. Für viele Bauern ist es das Worst-Case-Szenario.

Personen halten ein Schild mit der Aufschrift "Maul und Klauenseuche - Schutzzone 15 km Umkreis"; Aufnahme ca. 1960
Auch wenn es auf diesem Bild heiter zugeht: Bei der Maul- und Klauenseuche haben Landwirte nichts zu lachen. Wenn sie in einem Betrieb auftaucht, sind Existenzen bedroht. Deshalb wurden schon in den 1960er-Jahren Schutzzonen eingerichtet, um die Krankheit einzudämmen.

Letzter Ausbruch in Deutschland ist Jahrzehnte her

In Sorge um ein Ausbreiten der Krankheit erinnern sich viele Bauern an das Jahr 1988, als die Maul- und Klauenseuche zuletzt in Deutschland nachgewiesen wurde. Seitdem galt Deutschland lange Zeit als MKS-frei.

2001 blieb Deutschland verschont, als in Großbritannien die Seuche wütete. Von dort breitete sie sich nach Irland, Frankreich und die Niederlande aus. Schätzungsweise vier Millionen Tiere mussten getötet werden, der wirtschaftliche Schaden betrug etwa 12,6 Milliarden Euro. In einem SWR3-Beitrag aus dem Jahr 2001 berichtete der Landwirt Josef Hecht aus dem oberschwäbischen Mittelbuch (Kreis Biberach) von der Maul- und Klauenseuche, die im Jahr 1966 in Baden-Württemberg grassierte, auch auf dem eigenen Hof:

Josef Hecht über die Seuche im Jahr 1966:

Gemischte Reaktionen aus der Region zum Ausbruch der Maul- und Klauenseuche

Während in Norddeutschland die Sorgen groß sind, gibt man sich in der Region Bodensee-Oberschwaben zurzeit noch entspannt. Im Gegensatz zu früheren Ausbrüchen sei die Maul- und Klauenseuche für die Landwirtschaftsbetriebe in Süddeutschland momentan keine große Bedrohung, sagt der Bauernverband Biberach-Sigmaringen. Durch die Schweinepest gebe es ohnehin schon hohe Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen in der Region. Laut Roswitha Geyer-Fäßler vom Bauernverband Allgäu-Oberschwaben ist man mittlerweile gut gerüstet und besser vernetzt.

Wir sind gut aufgestellt. Die Krisenstäbe tagen schon, die Telefone laufen heiß. Wir hoffen, dass man es so schnell wie möglich eindämmen kann.

Allerdings zeigt der Ausbruch schon Reaktionen im Ausland: So hat Südkorea bereits einen Importstopp für deutsches Schweinefleisch verhängt, Großbritannien verbietet die Einfuhr von Rindern, Schweinen und Schafen. Das sorge bei den Landwirten direkt für schwere wirtschaftliche Einbußen.

Die Drittländer, vor allem im asiatischen Raum, schauen, was man noch abnimmt: Fleisch, Milchprodukte, und was vielleicht nicht mehr. Und das führt umgehend zu Verlusten finanzieller Art.

Weitere Tierseuchen in der Region Bodensee-Oberschwaben

Während sich die Maul- und Klauenseuche in der Region bislang noch nicht bestätigt hat, sind in letzter Zeit weitere Tierseuchen bereits nachgewiesen worden. Bei einer Mantelmöwe, die Ende Dezember in Friedrichshafen gefunden wurde, sei laut Landratsamt Bodenseekreis das hochansteckende Geflügelpestvirus festgestellt worden. Das Kreisveterinäramt rechnet damit, dass sich das Virus unter Wasservögeln in der Region weiter ausbreiten wird.

Die Vogelgrippe ist für den Menschen nicht gefährlich, stellt aber für Geflügel wie Hühner oder Puten eine große Gefahr da. Vogelgrippe-Fälle hatte es in den vergangenen Wochen bereits in den Schweizer Kantonen Thurgau und Schaffhausen gegeben. Im Kreis Schwäbisch Hall wurden vor wenigen Tagen 50.000 Tiere getötet, nachdem die Vogelgrippe in einem Putenmastbetrieb ausgebrochen war.

Rindertuberkulose in Vorarlberg nachgewiesen

Vor kurzem wurden im Bregenzerwald in Vorarlberg Fälle von Rindertuberkulose (TBC) nachgewiesen. Auf einem Betrieb mussten alle Rinder getötet werden, weil der Großteil der Tiere den TBC-Erreger in sich hatte.

Bregenz

Untersuchungen auf zahlreichen Bauernhöfen Über 100 Rinder nach Ausbruch von Rindertuberkulose in Vorarlberg getötet

Nachdem auf einem Bauernhof im Bregenzerwald Rindertuberkulose ausgebrochen ist, mussten jetzt alle Rinder des Betriebs getötet werden. Weitere Untersuchungen in Vorarlberg laufen.

Bei der Rindertuberkulose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die vor allem die Atemwege der Tiere befällt. Die durch Bakterien übertragene Krankheit kann aber – im Gegensatz zu MKS – auch auf Menschen überspringen und zählt daher zu den Zoonosen.

Blauzungenkrankheit letztes Jahr in der gesamten Region Bodensee-Oberschwaben

Im vergangenen Jahr gab es in den Kreisen Biberach, Sigmaringen, Konstanz und im Bodenseekreis Meldungen über Tiere, die sich mit der Blauzungenkrankheit infiziert hatten. Diese reine Tierkrankheit ist für den Menschen ungefährlich. Fleisch- und Milchprodukte können daher bedenkenlos konsumiert werden. Befallen sind hauptsächlich Schafe und Rinder, die Erkrankung führt zu Entzündungen der Maul- und Nasenschleimhäute, der Klauen und der Euter. In schweren Fällen kann die Krankheit zum Tod der befallenen Tiere führen.

Baden-Württemberg

Rinder, Schafe und Rotwild in Gefahr Blauzungenkrankheit breitet sich in BW aus

In Baden-Württemberg steigt die Gefahr für Rinder und Schafe, an der tödlichen Blauzungenkrankheit zu erkranken. Immer mehr Fälle sind bekannt, 30 Tiere sind bereits daran verendet. 

Übertragen wird die Blauzungenkrankheit über Mücken. Laut Bauernverband Biberach-Sigmaringen würden die Fälle in den Wintermonaten daher auch zurückgehen, die einzige langfristige Lösung sei aber die Impfung von Rindern, Ziegen und Schafen. Gekeult werden muss der Bestand im Gegensatz zu Maul- und Klauenseuche und Rindertuberkulose bei einer Infektion mit der Blauzungenkrankheit aber glücklicherweise nicht.

Friedrichshafen

Warnung an alle Geflügelhalter Vogelgrippe bei toter Möwe am Bodensee nachgewiesen

Bei einer toten Mantelmöwe vom Bodensee ist das Vogelgrippevirus nachgewiesen worden. Das teilte das Landratsamt des Bodenseekreises mit. Nun müssen Geflügelhalter achtsam sein.

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Nachdem auf einem Bauernhof im Bregenzerwald Rindertuberkulose ausgebrochen ist, mussten jetzt alle Rinder des Betriebs getötet werden. Weitere Untersuchungen in Vorarlberg laufen.

Sigmaringen

Eine Schafhaltung betroffen Blauzungenkrankheit im Kreis Sigmaringen nachgewiesen

In einer Schafhaltung im Kreis Sigmaringen sind erste Fälle der Blauzungenkrankheit aufgetreten. Für den Menschen ist die Krankheit aber nicht gefährlich.

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