Die Pläne des Kernnetzes sehen bislang vor, dass eine Pipeline von Lindau nach Norden bis Ulm geht, weitere Pipelines gehen nach Stuttgart oder an den Hochrhein - alles zu weit - so die Industrie am Bodensee. Die Industrie- und Handelskammern kritisieren das scharf. Eine ausreichende Versorgung mit grünem Wasserstoff sei unverzichtbar für die Standortsicherung im Südwesten, sagt etwa Katrin Klodt-Bußmann, die Hauptgeschäftsführerin der IHK Hochrhein-Bodensee.
Die Region Hochrhein-Bodensee ist weiter stark benachteiligt, insbesondere die Bodenseeregion.
Handwerk und Industrie sind sich einig - Wasserstoff wird gebraucht
Die IHK Bodensee-Oberschwaben sieht die Region ebenfalls benachteiligt. Sie fordert, dass auch der westliche Bodensee und der Kreis Sigmaringen so schnell wie möglich angeschlossen werden müssten. Da gehe es um Investitionssicherheit und die Zukunft, so deren Geschäftsführer. Und auch die Handwerkskammer Ulm fordert Nachbesserungen. "Wasserstoff ist der Treibstoff der Zukunft. Und mit dem müssen auch unsere Betriebe beliefert werden", so Tobias Mehlich, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Wasserstoff müsse zukünftig überall verfügbar sein wie Gas heute.
Kritik auch von Industrieunternehmen
Auch die großen Industrieunternehmen in der Bodenseeregion fühlen sich abgehängt, allen voran ZF Friedrichshafen und Rolls-Royce Power Systems. Diese haben schon seit Jahren darauf gedrängt, dass eine Pipeline bis nach Friedrichshafen führt, und auch ihren hohen Bedarf an Wasserstoff angemeldet. Doch bislang endet die nächste Pipeline in Lindau am Bodensee. Für diese Unternehmen würde das bedeuten: Sie müssen den Wasserstoff mit Lastwagen von Lindau abholen. Rolls-Royce Power Systems hat ausgerechnet, dass dann sechs Lastwagen pro Tag nach Lindau hin- und zurückfahren müssten, um den Bedarf an grünem Wasserstoff zu decken.
Andreas Jung kritisiert Ausbaupläne scharf
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Konstanz, Andreas Jung, kritisiert die Pipeline-Pläne scharf. Er sieht Baden-Württemberg im Vergleich zum Norden Deutschlands stark benachteiligt. Große Teile Baden-Württembergs würden zu einer Wasserstoff-Wüste werden, sagte Jung dem SWR.
Dabei darf es nicht bleiben. Wir haben doch Industriestandorte, in Friedrichshafen, in Singen. Da muss nachgebessert werden.
Die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee fordert, dass eine schnellere Anbindung der Bodenseeregion an die Wasserstoffpipelines erfolgen müsse. Auch brauche es einen schnellen Ausbau von dezentralen Elektrolyseanlagen, damit auch Wasserstoff vor Ort gewonnen werden könne, um den Bedarf dort zu decken, wo es keine Pipelines gibt.