Bild vom Bodensee mit dem schneebedeckten Säntis im Hintergrund (Foto: SWR, Jakob Fandrey)

Gewässerschutzkommission fordert Verbot

Experten warnen: Zu viel Chemikalien im Bodensee

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Karin Wehrheim
SWR-Redakteurin Karin Wehrheim Autorin Bild (Foto: SWR, Alexander Kluge)
Thorben Langwald
SWR-Redakteur Thorben Langwald Autor Bild (Foto: SWR)

Im Trinkwasserspeicher Bodensee gibt es zu hohe Konzentrationen von schädlichen Industriechemikalien, sogenannten PFAS. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee fordert ein Verbot der Stoffe.

Untersuchungen im Bodensee haben zu hohe Konzentrationen der Schadstoffgruppe PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) ergeben. Das teilte die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) am Freitag nach ihrer jüngsten Sitzung im thurgauischen Ermatingen mit.

Bis zu achtmal so viel PFOS im Bodensee wie erlaubt

Besonders ein Stoff, das PFOS (Perfluoroctansulfonsäure), liege in einem für die Gesundheit von Menschen sowie fischfressenden Vögeln und Säugern relevanten Bereich, heißt es in einer Pressemitteilung. So seien Konzentrationen der Chemikalie im Bodensee und seinen Zuflüssen gemessen worden, die bis zu achtmal so hoch sind wie die EU-weit geltenden Grenzwerte. Auch in Felchen wurden teils deutlich zu hohe Werte registriert.

Die kaum abbaubaren Schadstoffe, die als Jahrhundertgift gelten, entstehen unter anderem bei der Herstellung von Imprägniermitteln, Zahnseide und beschichteten Pfannen. Ende 2020 waren mehrere Tonnen PFOS-haltigen Löschschaums am Schweizer Ufer in den Bodensee gelangt. Die Bevölkerung wurde erst Monate später darüber informiert. PFOS ist in der Schweiz seit 2011 verboten.

Grafik zeigt nachgewiesene PFAS-Belastung im Süden Deutschlands (Foto: tagesschau.de, NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung)
Die nachgewiesene PFAS-Belastung der Bodenseeregion in Nanogramm pro Liter oder Kilogramm: Gelb bedeutet <100, Orange <1.000 und Rot <100.000.

Messung im Sediment des Obersees

Die Tagesschau hatte im Februar Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" präsentiert, wo in Deutschland besonders viel PFAS nachgewiesen worden ist. Danach ergab eine Messung 2021 im Sediment des Obersees den Wert von 20,3 Mikrogramm pro Liter. Der EU-Grenzwert für Trinkwasser liegt bei 0,1 Mikrogramm.

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