Harald Schmidt ist am Donnerstag 65 geworden. Aus diesem Anlass besuchte er kürzlich - begleitet von einem SWR Fernsehteam - die Stätten seiner Kindheit und Jugend. Die Treppe, auf der es mit der ersten Freundin gefunkt hat. Die Stockwerks-Dusche im Studentenwohnheim. Das verkratzte Parkett, auf dem er an der Schauspielschule vorsprach. Ich möchte Ihnen Harald Schmidts "Expedition in die Heimat" ans Herz legen, wobei Schwäbisch-Kenntnisse hilfreich wären.
Allerdings, dachte ich beim Schauen, ist nicht nur die Kindheit und Jugend, sondern auch der Humor von Harald Schmidt lange her. Anfang der 90er-Jahre ließ ich keine "Schmidteinander"-Folge aus. Harald Schmidt verkörperte eine legere Frechheit wie niemand vor ihm. Für sein Eingangs-Statement bei der "Harald Schmidt Show" blieb ich extra auf. Vermutlich würde heute kein Mensch noch "deutsches Wasser" trinken ohne Harald Schmidts notorisches Werben.
Trotzdem hätte ich heute auf ein Mittagessen mit ihm keine Lust. Ich tippe bei Harald Schmidt auf Abgründe, in die ich nicht schauen mag. Er war zum Beispiel nie freundlich zu seinem Publikum. Auch in der "Expedition in die Heimat" haut er die Zuschauerinnen und Zuschauer mal kurz in die Pfanne. Harald Schmidt ist intellektuell brillant, aber vielleicht kein Typ zum Pferdestehlen. Seine Zusage, als Kriminaloberrat im Schwarzwald-"Tatort" mitzuwirken, zog er wenige Wochen vor Drehstart zurück. Zuverlässig geht anders.
Wenn der Jubilar am Donnerstagabend auf seinen 65. Geburtstag anstößt, sehe ich mir gern eine oder zwei "Schmidteinander"-Folgen an. In dieser Rolle war Harald Schmidt immer groß.