Rap

Apache 207 mit neuem Album „Gartenstadt“: Zwischen Villa und Kinderzimmer

Stand
KÜNSTLER/IN
Apache 207
AUTOR/IN
Kristine Harthauer
Kristine Harthauer, SWR2 Autorin und Moderatorin (Foto: SWR, Giordana Marsilio )

Ohne großes Tamtam hat Rapper Apache 207 in diesem Frühjahr sein drittes Studioalbum angekündigt: Mit einem einzelnen Plakat in der Mannheimer Innenstadt. „Gartenstadt“ ist benannt nach dem Stadtteil in Ludwigshafen, in dem er aufgewachsen ist. Apache 207 kehrt also zu seinen Wurzeln zurück und zeigt in 15 Songs seinen unverwechselbaren Mix: Von Rap über 90er-Disco-Beats und Balladen.

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Enge Verwurzelung mit der Gartenstadt

Die „Gartenstadt“ in Ludwigshafen, das ist sein Block: Apache 207 ist in Mannheim geboren, aber auf der anderen Rhein-Seite aufgewachsen. In einer Plattenbau-Siedlung. Der Vater abwesend, die Mutter allein mit der kleinen Tochter und ihren beiden Jungs: Volkan Yaman, alias Apache 207, und sein Bruder Hakan.

Eine Ratte, die sich aus armen Verhältnissen raus gefressen hat, so inszeniert sich Apache 207 auch auf seinem aktuellen Album. Seinen Block in der Gartenstadt aber wird er nicht los. 

Apache 207 lässt die Musik für sich sprechen

Wie ein Komet ist Apache 2019 eingeschlagen: Er räumt Preise ab, füllt auf seiner Tournee auf Anhieb ganze Stadien. Dabei verschwindet Volkan Yaman vollständig hinter seiner Kunstfigur Apache 207: Keine Interviews, immer mit Sonnenbrille und keine Einblicke in sein Privatleben.

Stattdessen lässt er die Musik für sich sprechen. Gleich ein paar Songs des neuen Albums handeln von seinem komplizierten Liebesleben. Besonders einer sticht hervor – auf irritierende Weise: In „Ohne Gnade“ singt Apache 207 über eine Frau, die ihn nie wieder sehen wird, die auch keiner mehr finden wird. Im Hintergrund wird ein Messer gewetzt.

Liebe bis aufs Messer: Fast jeden dritten Tag wird eine Frau in Deutschland von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Auch wenn das Messer symbolisch gemeint ist und man Apaches Lyrischem Ich hier keine Femizid-Fantasie unterstellen muss, wirkt dieser Song doch realitätsblind.

Das hätte er sich sparen können, schließlich kann Apache auch anders. Nämlich nachdenklich über Liebe singen, ohne Auto-Tune und ohne Kitsch.

Unverwechselbarer Mix

Nachdem sein zweites Album „2sad2disco“ kein großer Erfolg war, knüpft Apache 207 jetzt mit „Gartenstadt“ an seinen unverwechselbaren Mix an: Er ist eben kein typischer Deutsch-Rapper, sondern erreicht Hip-Hop- und Pop-Fans gleichermaßen mit seiner Musik, ohne dabei nach leicht verdaulichem Mainstream zu klingen.

Die 15 neuen Songs zeigen Apache als einen, der hadert, der liebt und nie vergessen wird, wo er herkommt. Apache 207 trägt die Gartenstadt weiter in sich, stellt sich seinen Traumata und geht weiter.