Millionenfach gestreamt

Spotify-Newcomer Luca Noel: Neuer Stern am deutschen Pop-Himmel?

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Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim (Foto: SWR, Wolfgang Kessel)
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Dominic Konrad

Auf Spotify wurde einer seiner Songs bereits mehr als zehn Millionen Mal gestreamt. Luca Noel ist Student an der Mannheimer Popakademie und will sich mit Qualität auf dem hart umkämpften Markt durchsetzen. Im Januar geht er mit seinem ersten Album „Sieben Leben“ auf Deutschland-Tournee.

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Mit „Fucked Up“ trifft Luca Noel den Nerv der Spotify-User

Luca Noel, sportlicher Typ, Vollbart, trägt beim Interview Baseballmütze und schwarzen Kapuzenpulli. Er grinst und schüttelt etwas ratlos den Kopf, als er erklären soll, wie ausgerechnet dieser Song namens „Fucked Up“ so ein Megahit im Netz werden konnte.

Auf die Melodie eines US-Rap-Hits aus dem Jahr 2009 schrieb Luca Noel seinen deutschen Text, ein Kumpel half ihm dabei. „Wir haben den Song tatsächlich in der Küche geschrieben“, erinnert sich der Musiker. „Dann haben wir ein Bierchen getrunken und gesagt: Ja komm, jetzt holen wir den Computer hoch und ein paar Boxen und ein Mikrofon.“  In einer halben Stunde sei der Song geschrieben gewesen.

Mit „Fucked Up“ traf Luca Noel offensichtlich bei vielen Spotify-Hörern einen Nerv. Über zehn Millionen Mal ist dieser Song bis heute gestreamt worden – ein viraler Erfolg, der dem 23-Jährigen viele Türen geöffnet hat, unter anderem auch die einer Plattenfirma.

Erfolg nach jahrelangem Jobben im Getränkemarkt

Er habe tatsächlich Ende letzten Jahres bei Sony / Epic Records seinen ersten Plattendeal unterschrieben, verrät Noel. Er habe dafür auch einen Vorschuss bekommen. Wie hoch der Vorschuss genau war? Eine konkrete Zahl nennt er nicht. Es sei aber ein fünfstelliger Euro-Betrag gewesen. 

Musiker Luca Noel (Foto: IMAGO, IMAGO / Silas Stein)
Baseballmütze, Bart und Gitarre: Der Musiker Luca Noel studiert an der Mannheimer Pop-Akademie und feiert Erfolge mit seinem deutschen Pop.

„Ich hab jetzt fünf Jahre in einem Getränkemarkt gearbeitet für 450 Euro im Monat und war eigentlich immer im Minus. Und als das Geld dann wirklich auf meinem Konto war, dachte ich: Jetzt bin ich durch.“ Der Sänger fügt dann doch noch lachend hinzu: „Aber man merkt wie schnell Geld auch wieder weggeht. Muss auch viel bezahlt werden, mit Band und Produktion und allem.“ 

Erste Erfolge mit 16 auf Instagram

„Sieben Leben“ heißt sein aktuelles Mini-Album. Darauf besingt er seinen Weg als Popmusiker bis heute. Eines dieser sieben Leben: Seine erste Popstar-Phase mit 16, als er auf der Streamingplattform „YouNow“ eine zeitweise große Fan-Schar mit viel Comedy und ein bisschen Musik begeisterte.

Sänger Luca Noel (Insta: lucaanoel) besucht die Jugendmesse "YOU Summer Festival" auf dem Messegelände. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Gerald Matzka)
Mitte der 2010er-Jahre feierte Luca Noel erste Erfolge als Teenie-Idol auf „YouNow“ und Instagram.

„Da hat man schon so ein bisschen als 16-Jähriger einen Höhenflug bekommen, wenn man von 15 Euro Taschengeld auf, weiß nicht, 3.000 bis 4.000 Euro im Monat auf einmal durch irgendwelche Streams kommt und hunderte Mädels zu Fantreffen kommen.“, erinnert sich Noel, „und dann – wie Social Media eben ist – ist es auch sehr schnell wieder alles abgeflacht.“ 

Im vergangenen Herbst begann Luca Noel dann sein Studium an der Popakademie Mannheim. Die Stadt und die damit verbundene örtliche Trennung von seiner Mutter und seinem Zuhause bei Stuttgart inspirierten ihn zu seinem neuen Song „Mannheimer Luft“.

Im Januar startet die Tour in Stuttgart

Am 23. Januar, wenn Luca Noels Deutschland-Tour in Stuttgart beginnt, wird er seine Mutter ganz sicher wiedersehen. Nach der Tour will Luca Noel sein erstes komplettes Album in Angriff nehmen. Und was, wenn es am Ende doch nicht klappen sollte, mit einem Leben als steinreicher Popstar?

„Ich bin davon überzeugt, dass, wenn man die Qualität liefert und nicht aufgibt, dann wird’s irgendwann klappen.“ Und wenn es doch nicht klappen soll: „Ich hab ne Ausbildung als Mediengestalter gemacht, kann mir auch vorstellen, ins Musik-Business zu gehen. Also: Ich bin, glaube ich, gut aufgestellt, dass da schon irgendwas gefunden wird, womit ich dann mein Brot verdienen kann.“

Musikmarkt im Wandel Spotify und das Dilemma des digitalen Prekariats

Als Musiker auf Spotify zu sein, ist in der Regel kein ertragreiches Geschäft. Nun hat Spotify ein neues Bezahlmodell verkündet und einen neuen Tiefpunkt im Umgang mit Künstlern jenseits des Mainstreams erreicht.

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