Das SWR2 Wort der Woche

Nicht die hellste Kerze auf der Torte

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Wilm Hüffer
Wilm Hüffer, SWR2 Moderator und Redakteur (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Mit Ulrich Raulff

Dass jemand nicht die hellste Kerze auf der Torte oder am Baum sei, ist nicht nett gemeint. Dennoch sei die Redensart vergleichsweise charmant, so Ulrich Raulff vom Literaturarchiv Marbach. Anders beispielsweise als das "brutale Brett vorm Kopf".

Kurz unter der Mütze oder schwer von Kapee

Da ist einer etwas kurz unter der Mütze, schwer von Kapee - oder eben nicht die hellste Kerze auf der Torte.

Eigentlich gut, so Ulrich Raulff, Direktor des Literaturarchivs Marbach, denn: "Man versteht sofort, was gemeint ist - dass der Betreffende oder die Betreffende ein bisschen langsam, begriffsstutzig ist."

Geist ist hell, Dummheit dunkel

Woher die Bedeutung kommt? Aus einer alten "Analogie von Geist und Licht", so der Literaturexperte: Man könne "jemandem ein Licht aufstecken, ganz im Geist der Aufklärung - oder eben bemerken, dass sein Licht nicht ganz so hell flackert."

"Ein bisschen böse", so Ulrich Raulff, "sagt man auch von einem Menschen, er habe einen Schatten. Das ist eine Gleichsetzung von Taghelle und Wachheit - gegenüber der Dummheit, die mit Schlummer und Nacht konnotiert ist."

"Doof wie drei Nächte" und "dumm wie Brot"

Geist gleich Licht - Dunkelheit gleich Doofheit: das zieht sich durch bis in die Gegenwart. "Heutzutage sagt man auch gern: jemand ist doof wie drei Nächte. Die jungen sagen auch: jemand ist dumm wie Brot - weil das Brot für die lichtlose Masse steht - wahrscheinlich an Schwarzbrot gedacht."

Immerhin, so Ulrich Raulff: "In dieser Redensart ist der Komparativ, sogar der Superlativ eingebaut. Das finde ich ganz charmant an diesem Vergleich: jemand ist zwar eine helle Kerze - aber eben nicht die hellste..." - das ist netter als zum Beispiel "das brutale Brett vorm Kopf".