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Hörbuch-Spezial

Klassiker der Moderne

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Der SWR öffnet sein Literaturarchiv und stellt ab 7. April 2022 jeden Donnerstag einen modernen Klassiker der Literatur für zwölf Monate online.

Sieben Werke sind es insgesamt, die online in der Reihe "SWR2 Fortsetzung folgt" auf SWR2.de, in der ARD Audiothek und in der SWR2 App angehört werden können.

Den Anfang macht Joseph Roths großer Gesellschaftsroman „Radetzkymarsch“. Im Aufstieg und Fall der Familie Trotta spiegeln sich die letzten sechs Jahrzehnte der habsburgischen Monarchie. Verfall und Auflösung sind schon spürbar, auch wenn das Reich noch groß und mächtig erscheint. „Mein stärkstes Erlebnis war der Krieg und der Untergang meines Vaterlandes, des einzigen, das ich je besessen“, schrieb der 1894 in Galizien geborene Joseph Roth 1929 in einem Feuilleton, und so ist sein Buch auch eine Liebeserklärung an ein Vaterland, das man vielleicht nur aus der Erinnerung lieben kann.

Auch Aharon Appelfelds Roman „Alles was ich liebte“ ist ein melancholischer Abgesang auf eine untergegangene Welt. Der 1932 in Czernowitz im damaligen Rumänien, der heutigen Ukraine, geborene Appelfeld lässt noch einmal seine Kindheit in der Bukovina, dem Grenzland zwischen Mittel-, Südost- und Osteuropa, auferstehen.

Sybille Bedfords autobiografisch geprägte Familiengeschichte „Ein Vermächtnis“ spielt in derselben Epoche wie Roths „Radetzkymarsch“, zwischen 1870 und 1917. Ihre Perspektive ist aber eine andere. Am Beispiel einer großbürgerlichen jüdischen Familie in Berlin und badischer Landadeliger, die durch Heirat miteinander verbunden sind, erzählt die 1911 in Berlin geborene Autorin von Boom und Ruin, von Antisemitismus und militärischem Wahn dieser Zeit.
Louis Begley der 1933 im damals polnischen Stryi, das in der heutigen Ukraine liegt, geboren wurde, siedelt seinen Roman nicht in seinem Herkunftsland an, sondern in den USA, in die er 1947 emigrierte. Sein Protagonist ist pensionierter Anwalt in New York, wie der Autor selbst, und blickt Silvester 2009 auf seine Liebesaffären und Schicksalsschläge zurück.

Ebenfalls in der gehobenen Mittelklasse spielt der Roman „Was am Ende bleibt“ der 1923 in New York geborenen Autorin Paula Fox, der von der Brüchigkeit des Glücks handelt. Ein kleiner Anlass reicht hier aus, dass ihre Protagonisten, ein älteres Ehepaar aus Brooklyn, in die Abgründe seiner Beziehung blickt.
Neben den großen Romanen gibt es in unserer Online-Reihe auch kürzere Geschichten. Richard Ford beschreibt in seiner Novelle „Eifersüchtig“ das Leben eines Heranwachsenden in der nordamerikanischen Provinz, die lähmende Ereignislosigkeit, die in plötzliche Brutalität münden kann.
Und Martha Gellhorn, die lange Jahre als Kriegsreporterin unterwegs und eine kurze Zeit mit Ernest Hemingway verheiratet war, erzählt in „Fall und Aufstieg von Mrs. Hapgood“ mit wenig Erbarmen von den Unvollkommenheiten ehelicher Gemeinschaften und den Täuschungen der Liebe.

Es lesen bekannte Schauspieler und Schauspielerinnen wie Leslie Malton, Hanns Zischler, Gert Westphal und Krista Posch.

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SWR