Platz 10 (25 Punkte)

Daniel Wisser: Wir bleiben noch

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In den Mittelpunkt seines neuen, satirischen Romans hat der in Klagenfurt geborene Schriftsteller Daniel Wisser einen Sozialdemokraten gestellt. Den letzten seiner Art, denn Victor Jarno, ein Mann Mitte vierzig, entstammt einer traditionell sozialistischen Familie, deren Geschichte über Generationen hinweg erzählt wird.

In der Gegenwart kommt Victors Cousine Karoline aus dem Ausland zurück. Vor Jahren verband die beiden eine amouröse Anziehung, die nun wiederkehrt, zumal Victor und Karoline nun auch noch die gleichen Abneigungen teilen, allen voran die gegen die österreichische Regierung, aber auch die gegen gewisse Zeitgeistphänomene.

Gegen alle Widerstände werden Cousin und Cousine ein Paar, dafür ist zuvor noch eine Scheidung nötig, und Wisser zeichnet seinen Helden und sein Renegatentum gegen die ansonsten längst ins konservative Lager übergelaufene Familie mit Witz und mit großer Sympathie. Das Private ist noch immer politisch, wenn man es nur richtig anstellt.

Als Victors Urgroßmutter kurz nach ihrem 99. Geburtstag stirbt und zur Verärgerung aller Victor das Haus auf dem niederösterreichischen Land erbt, begeht das frisch zusammengefundene Paar Stadtflucht und bildet eine Bastion gegen die verrohte Welt da draußen. Dialogstark, komisch, reflektiert – und sehr österreichisch. Im besten Sinne.

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AUTOR/IN
SWR