Platz 7 (28 Punkte)

William Boyd: Trio

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Boyd, in Ghana geborener Sohn schottischer Eltern, ist ein Autor, der sich in bester angelsächsischer Manier nicht um Genrezuschreibungen kümmert. Er hat Romane geschrieben, die allerhöchsten literarischen Ansprüchen genügen; 2013 veröffentlichte er mit „Solo“ einen offiziellen James Bond-Roman.

Mit „Trio“ legt Boyd nun einen Roman vor, der sich mit seinem trockenen Humor und seinen Screwball-Anlehnungen streckenweise liest wie eine Komödie, dann aber auch blitzschnell wieder ins Tragische kippen kann, um gleichermaßen auch mit Thriller-Elementen zu spielen.

Boyd führt ins Jahr 1968 und in das englische Seebad Brighton. Dort wird ein recht obskurer Film gedreht, an dem auch die drei Hauptfiguren beteiligt sind: Elfrida ist eine Schriftstellerin mit Schreibblockade, die dem Alkohol weitaus mehr zuspricht als es ihr gut tut. Talbot, der Produzent des Films, dem der Mut zum Outing fehlt und der seine Homosexualität hinter seiner Familie verbirgt. Und Anny, Schauspielerin und Star des Films, der ihr Ex-Mann Ärger macht. Der wiederum wird vom FBI gesucht.

Das klingt hanebüchen und ist es auch, aber Boyd hat seinen Stoff souverän unter Kontrolle. Am Set geht es drunter und drüber, und es ist Talbot, der die kleinen und großen Katastrophen managen und die Eitelkeiten seiner Umgebung aushalten muss. Gleiches gilt aber natürlich auch für den Autor, der sich all das ausgedacht hat.

„Trio“ ist raffinierter konstruiert als die leichtgängige Lektüre des Buchs es zunächst vermuten lässt. Ein Alterswerk, das großen Spaß macht.

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SWR