Platz 4 (40 Punkte)

Robin Robertson: Wie man langsamer verliert

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Ein Erzählgedicht, das es 2018 auf die Shortlist des Booker Prizes geschafft hat.

Der schottische Lyriker Robin Robertson hat einen Text erschaffen, der ein altes Thema auf sprachlich ungewöhnliche Weise neu variiert. Es geht um die Einsamkeit und Verlorenheit des Individuums im urbanen Kontext:

„So laut. Und hell. Nirgends ein Fleck, um die Augen auszuruhen. Sich zu verstecken. Das also geschieht zwischen einer Nacht und der nächsten: Das ist Tag. Eine endlose Probe mit einer Besetzung, die ständig wechselt und es doch nie richtig macht.“

Derjenige, der hier im Herbst 1946 in New York ankommt und dessen Eindrücke in einer Mischung aus expressionistischer Stadtwahrnehmung und Film-Noir-Schnitten beschrieben werden, trägt den sprechenden Namen Walker.

Er ist Mitte 20, stammt ursprünglich aus Nova Scotia im Norden Kanadas und hat im Zweiten Weltkrieg in Europa gekämpft. Nun ist er zurück, durchläuft die Stadt, doch in Gedanken ist er noch bei den Bildern, die er in der Normandie gesehen hat und nicht aus seinem Kopf bekommt.

Nach einem zeitlichen Schnitt ist Walker einige Jahre später in Los Angeles, auch das eine Stadt im Wandel, die auf den Fortschritt und das mobile Zeitalter hin getrimmt wird. Ankommen wird er auch hier nicht.

Robertsons Text ist ein Hybrid zwischen Dichtung und Prosa, eindrücklich in den Bildern, anschaulich in der Darstellung. Ein atmosphärisch aufgeladener Film aus dem unheimlichen, schönen neuen Amerika der Nachkriegszeit.

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AUTOR/IN
SWR