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Elke Erb: Das ist hier der Fall

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Ihren ersten Gedichtband veröffentlichte die Büchnerpreisträgerin des Jahres 2020 vor exakt 45 Jahren: „Gutachten“ war der Titel, und es war der Beginn einer dichterischen Karriere, in denen die 1938 geborene Autorin sich immer wieder an der Erfindung und Weiterentwicklung neuer Schreibweisen versuchte. Erbs widerständiges, verspieltes, auf totaler Freiheit basierendes Schreiben, das sie zu einer Ausnahmeerscheinung hat werden lassen, ist für Lyrikerinnen und Lyriker mehrerer Generationen zum Orientierungspunkt geworden.

Wie die verknappte, präzisierte Sprache sowohl Material bleiben und zugleich in einem Werk geformte Gestalt werden kann, zeigt sich vor allem daran, dass es bei Elke Erb nicht ungewöhnlich ist, dass ein kurzes Gedicht von ausufernden Selbstkommentaren über viele Seiten hinweg ergänzt wird. Dieses „prozessuale Schreiben“, wie sie es nennt, ist weder Selbstzweck noch Selbstkorrektur, sondern eine eigenständige Kunstform. Sie ist Ausdruck der Erkenntnis, dass das Gedicht keine abgeschlossene Form darstellt, sondern Ausdruck ist eines permanenten Wandels und einer Abbildung von Bewusstsein, das nicht linear, nicht geordnet und nicht homogen strukturiert ist.

„Gedichtverdacht“ lautet der Titel von Erbs bislang letzten, im vergangenen Jahr erschienenen Band. Anlässlich der Verleihung des Büchnerpreises haben nun Monika Rinck und Steffen Popp eine Auswahl aus Erbs Werk quer durch die Jahrzehnte zusammengestellt. Es ist ein rund 200 Seiten starkes Lesebuch, das Auskunft gibt über eine dichterische Entwicklung, in erster Linie aber auf jeder Seite Überraschendes bietet.

Buchkritik Elke Erb: Das ist hier der Fall. Ausgewählte Gedichte

Mit einer Auswahl von Gedichten aus fünf Jahrzehnten würdigt der Suhrkamp-Verlag die Lyrikerin und Büchner-Preisträgerin 2020 Elke Erb für experimentierfreudiges Erforschen poetischer Formen.

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