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Eugen Ruge: Metropol

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Bereits Eugen Ruges 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneter Erfolgsroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ war stark autobiografisch geprägt. In „Metropol“ schlägt Ruge ein weiteres Kapitel seiner Familiengeschichte auf: Der Titel des Romans bezieht sich auf das legendäre Hotel in Moskau. Der Luxusbau, 1907 eröffnet, wurde nach der Oktoberrevolution von den Bolschewisten konfisziert.

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Im Jahr 1936 trifft hier die deutsche Kommunistin Charlotte, die Ruges Großmutter zum realen Vorbild hat, gemeinsam mit ihrem Mann Wilhelm in Moskau ein. Sie, die linientreue Kommunistin, wird im vierten Stock des Hotels untergebracht. Sie hatte für den Geheimdienst der Kommunistischen Internationalen gearbeitet. Doch die Willkür der stalinistischen Säuberungen griff auch in ihr Leben ein: Sie wurde vom Dienst suspendiert, weil sie mit einem Mann bekannt war, der in einem Schauprozess zuvor verurteilt und hingerichtet worden war. Nun sitzt sie im „Metropol“ und wartet – auf ein Urteil, auf ihre Begnadigung, auf ihre Deportation.

Es ist vor allem die Atmosphäre der Beklemmung, der permanenten Angst und der Ungewissheit, die Ruges Roman zu einer so fesselnden Lektüre macht. Aus unterschiedlichen Perspektiven, darunter der eines Richters der Schauprozesse, setzt Ruge ein System aus Misstrauen und Bespitzelung, in dem ein Zufall jederzeit über Leben oder Tod entscheiden kann.

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AUTOR/IN
SWR