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Christian Saalberg: in der dritten Minute der Morgenröte

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Rechtsanwalt mit surrealen Zügen, Außenseiter im Literaturbetrieb mit einem riesigen Werk: Christian Saalberg, 2006 gestorben, hat in seinen Gedichten oft einen Dialog mit dem Tod geführt, hat ihn umkreist und provoziert. Nun gibt es eine knapp 400 Seiten starke Auswahl seiner Gedichte in Neuauflage: Texte von erstaunlicher Vielfalt.

Cover des Buches "in der dritten Minute der Morgenröte" von Christian Saalberg, Platz 5 der SWR Bestenliste September 2019 (Foto: Pressestelle, Schöffling Verlag)

Seine Briefe an seine Tochter Viola Rusche, so erzählte sie selbst es einmal, unterschrieb der Schriftsteller Christian Saalberg gerne einmal mit den Namen „Amor Vati“, einer Verballhornung also der Nietzsche-Formel „Armor Fati“, also: Liebe zum Schicksal.

Christian Saalberg, geboren 1926 als Christian Udo Rusche, studierte Jura in Heidelberg, wurde promoviert und arbeitete anschließend als Rechtsanwalt und Notar. 2006 starb er wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag.

Mehr als 20 Gedichtbände hat Saalberg zu Lebzeiten veröffentlicht. In seinen Gedichten hat Saalberg oft auf unterschiedliche Weise einen Dialog mit dem Tod geführt, hat ihn umkreist, provoziert, verspottet.

Und obgleich Saalberg ein Leben fern des Literaturbetriebes führte und, wie Arne Rautenberg in seinem Nachruf schrieb, eigentlich erst noch zu entdecken ist, ist Saalberg in der Lyrikszene ein Name.

Mirko Bonné und Saalbergs Tochter Viola Rusche haben nun eine Auswahl von Saalbergs Gedichten in einem 400 Seiten starken Band herausgegeben.

Es sind Werke von erstaunlicher stilistischer Vielfalt, das von einem surrealistischen Grundton geprägt ist, im Verlauf der Jahrzehnte aber, das lässt sich dank der chronologischen Ordnung erkennen, persönlicher:

„Auch mir fallen die Augen zu, der Tod
ist der Letzte, mit dem ich mich
Noch unterhalten kann.“

Diese Ausgabe sorgt dafür dass Dialoge wie diese nun wieder zugänglich sind.

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SWR