Gespräch

Ingo Zamperoni: Giorgia Meloni bekommt viel Anerkennung in Italien

Stand
INTERVIEW
Wilm Hüffer

In Italien wachse die Anerkennung für die postfaschistische Regierung von Giorgia Meloni, sagt ARD-Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni in SWR2. Die Regierung agiere derzeit geräuschlos und professionell.

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Bocciaspieler am Strand: „Wenn die so weitermacht, wähle ich Meloni“

Über seine Erfahrungen berichtet Zamperoni in der Dokumentation „Mein Italien unter Meloni“ im Ersten und in der ARD Mediathek. „Am Strand habe ich zum Beispiel ein paar Boccia-spielende Rentner getroffen“, sagt Zamperoni in SWR2, „von denen sagte einer: ,Ich bin mein Leben lang Kommunist gewesen, aber wenn die so weitermacht, wähle ich Meloni!‘“

Für seine Dokumentation hat der Tagesthemen-Moderator seine Familie in Italien besucht. Zamperonis Vater ist Italiener. Ein Großteil seiner Familie lebt auch heute im Veneto. Auch die Familienmitglieder seien teilweise gespalten. Vielen sei regionale Autonomie wichtig. Aber man sei auch befremdet über den Geist der Intoleranz, der nun durch das Land ziehe.

Ingo Zamperoni: Italiener gehen gelassener mit Politik um

Eines allerdings sei anders als in anderen Ländern Europas. Italiener gingen insgesamt gelassener mit der neuen Regierung um. Wobei das nicht bedeute, dass sie unpolitisch seien.

Nach Dokumentationen über seine Familie in den USA ist es die dritte große ARD-Doku von Zamperoni. Dass er nun immer wieder über seine Familie in verschiedenen Teilen der Welt berichten müsse, fürchtet er nicht: „So langsam geht mir die Familie jetzt auch aus.“

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Literatur „Il mondo al contrario“ – Der unglaubliche Erfolg eines rechtsradikalen Pamphlets in Italien

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Gespräch Postfaschistische Kulturpolitik zeigt sich bei der Auswahl der Filme in Venedig

Sechs italienische Filme nehmen am Wettbewerb in Venedig teil. „Die Festivalleitung setzt damit ein Zeichen für die nationale Filmpolitik und stellt sich gegen die internationale“, erklärt SWR2-Filmexperte Rüdiger Suchsland. Darüber hinaus sind Filmfördermittel gekürzt oder umverteilt und Freunde der Regierung in Schlüsselpositionen platziert worden.

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Gespräch Doku „Ernstfall – Regieren am Limit“ zeigt eine Politik der Atemlosigkeit

„Ich konnte die Regierung dabei beobachten, wie sie über Jahrzehnte feststehende Grundsätze über Bord geworfen hat“, sagt der Dokumentarfilmer Stephan Lamby, der die Bundesregierung fast zwei Jahre mit der Kamera begleitet hat. Seine ARD-Doku „Ernstfall – Regieren am Limit“ zeigt, wie sehr der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die Koalition belastet hat.
Körperliche und geistige Belastungsproben
Stephan Lamby wollte eigentlich einen ganz anderen Film machen, als er im Dezember 2021 anfing, die neue Bundesregierung mit der Kamera zu begleiten. Nämlich darüber, wie diese das Land in Richtung Klimaneutralität umbauen würde.
Stattdessen passierte der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Im Moment der vielbeschworenen Zeitenwende beobachtete Lamby, wie die Regierung über Jahrzehnte feststehende Grundsätze über Bord geworfen hat. Waffen wurden in ein Kriegsgebiet geliefert, Kohlekraftwerke am Leben erhalten, Schulden aufgenommen.
Lambys Film zeige, mit welcher Atemlosigkeit in dieser Zeit Politik gemacht werden müsse. „Ich war innerhalb weniger Tage mit dem Kanzler in Peking, mit dem Vizekanzler in Singapur, das sind ewig lange Flüge. Man ist kurz zuhause, dann geht’s wieder los“, sagt Lamby. Sowohl körperlich als auch geistig sei das eine Herausforderung.
Im zweiten Regierungsjahr brach Streit aus
„Insbesondere das erste Jahr war eine unglaubliche Herausforderung für die Regierung“, sagt Larmy, denn innerhalb weniger Tage habe eine neue Außen-, Sicherheits- und Energiepolitik entworfen werden müssen. Das habe die Regierung insgesamt gut hinbekommen. Im Gegensatz dazu habe man sich im zweiten Jahr vor allem mit sich selbst beschäftigt. Dann brachen die großen Streitereien aus. Somit fällt Lambys Bilanz zur Halbzeit durchwachsen aus.
Ein verlorenes Jahrzehnt
Neben seinem Dokumentarfilm hat Stephan Lamby auch ein Buch mit dem gleichen Namen veröffentlicht, in dem er die Frage stellt, wie wir in Zukunft auf unsere Zeit zurückblicken werden. Lambys These: Wir werden nicht von den Goldenen Zwanzigern, sondern von den Verlorenen Zwanzigern sprechen.
Das Wissen über die globalen Herausforderungen durch den Klimawandel sei vorhanden. Die wichtigen Akteure handeln aber nicht konsequent genug, um das Ruder herum zu reißen.“

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