Niki de Saint Phalle: Wer ist das Monster - Du oder ich? (Foto: IMAGO, imago images / United Archives)

Skulptur

Die Kunst ist weiblich: Zum 90. Geburtstag von Niki de Saint Phalle

Stand
AUTOR/IN
Franziska Gromann

Bereits zu Lebzeiten wurde sie als eine der bedeutendsten Skulptur-Künstlerinnen der Gegenwart gefeiert: Niki de Saint Phalle. Die riesigen, farbenfrohen Werke der Autodidaktin – insbesondere die „Nanas“, dralle Frauenfiguren – kennt heute jedes Kind. Am 29. Oktober wäre die französisch-schweizerische Malerin und Bildhauerin 90 Jahre alt geworden.

Niki de Saint Phalle am 17.11.2000 im Sprengel-Museum in Hannover  (Foto: IMAGO, imago images / teutopress)
„Ich wurde Künstler, weil es für mich keine Alternative gab“, so beschreibt Niki de Saint Phalle ihren Werdegang und ihre Motivation. Ihr vielseitiges Werk vereint eine große Ausdruckskraft und Engagement. Besonders ihren weiblichen und inhärent feministischen Standpunkt vertritt die Künstlerin schon in jungen Jahren sehr überzeugt. – Im Bild: Niki de Saint Phalle am 17.11.2000 im Sprengel-Museum in Hannover Bild in Detailansicht öffnen
Illustration picture shows three scultures of Niki de Saint-Phalle, called whrite nana, Black nana and silver nana in the parc of Seneffe castle, Friday 05 May 2006, for the presentation of a new outside exhibition in the domain of Seneffe castle  (Foto: IMAGO, imago images / Belga)
In Niki de Saint Phalles Kunst ist die Weiblichkeit ein stets wiederkehrendes Thema: „Nanas“ (frz. „Mädels“), kunterbunte, riesige Frauenfiguren erstellt sie ab 1965, zuerst aus Draht und Textilien, später aus Polyester. Sie werden anschließend bemalt oder mit Mosaik verziert. – Im Bild: Nanas im Park von Schloss Seneffe, Belgien Bild in Detailansicht öffnen
Verkehrsschild warnt vor umstrittenen "Nana"-Skulpturen in Hannover (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa)
Höchst umstritten sind ihre Werke zu Beginn in der männerdominierten Kunstwelt. Als in Hannover eine Nana-Skulptur aufgestellt wird, warnen Gegner des Projekts vor vermehrten Verkehrsunfällen in der Umgebung. Unterstützer*innen stellen daraufhin 1974 ein Verkehrsschild auf. Bild in Detailansicht öffnen
18 SEPTEMBER 1961 NIKI DE SAINT-PHALLE COMPLETES HER LATEST ARTWORK BY SHOOTING IT WITH A RIFLE. KOBKE GALLERY IN COPENHAGEN, DENMARK. (Foto: IMAGO, imago images / United Archives International)
Aber bereits vor den „Nanas“ sorgt Saint Phalle für Aufsehen in der Kunstwelt: 1956 beginnt sie ihre Künstlerkarriere mit „Tirs“ (frz. „Schüsse“) – dabei schießt sie mit einem Kleinkalibergewehr auf Farbbeutel in Gips-Skulpturen oder auf Installationen. – Im Bild: „Tir“ in einer Kopenhagener Galerie Bild in Detailansicht öffnen
Niki de Saint-Phalle (Foto: picture-alliance / Reportdienste, United Archives)
Niki de Saint Phalle ist autodidaktische Künstlerin. Geboren als Tochter einer Amerikanerin und eines adligen französischen Bankiers im Pariser Nobel-Vorort Neuilly-sur-Seine, wächst sie in New York auf. Der Missbrauch durch ihren Vater als 11-Jährige prägt ihr Werk. Bild in Detailansicht öffnen
Niki de Saint-Phalle und Jean Tinguely (Foto: picture-alliance / Reportdienste, KEYSTONE | STR)
In Paris lernt Niki de Saint Phalle 1956 den Schweizer Künstler Jean Tinguely kennen. Die beiden heiraten 1971. Die Ehe ist kompliziert mit wechselseitigen Affären, doch in ihrer Kunst inspirieren und ergänzen sie sich bis zu Tinguelys Tod im Jahr 1991. – Im Bild: Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle 1979 Bild in Detailansicht öffnen
Brunnenfiguren am Place Stravinski vor dem Centre Pompidou, Paris, Frankreich (Foto: IMAGO, imago images / blickwinkel)
Viele der bekanntesten Werke von Saint Phalle entstammen dieser Zusammenarbeit, darunter etwa der von Pierre Boulez in Auftrag gegebene und 1983 eingeweihte Stravinsky-Brunnen vor dem Centre Pompidou in Paris. Bild in Detailansicht öffnen
Der Tod als bunte Skulptur, im Giardino dei Tarocchi oder Garten des Tarot, von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely, bei Capalbio, Provinz Grosseto, Toskana. (Foto: IMAGO, imago images / imagebroker)
Saint Phalle denkt groß in ihren Werken, die sich immer weiter in den öffentlichen Raum bewegen. 1998 eröffnet der von ihr und Jean Tinguely realisierte „Garten des Tarot“ in Capalbio in der Toskana. Er ist inspiriert von Antoni Gaudís Park Güell in Barcelona. – Im Bild: Der Tod als bunte Skulptur im „Garten des Tarot“ Bild in Detailansicht öffnen
Der Dichter und seine Muse , Skulptur von Niki de Saint Phalle, Ulm (Foto: IMAGO, imago images / imagebroker)
Auch im Südwesten befinden sich einige Skulpturen von Niki de Saint Phalle: In Ulm steht „Der Dichter und seine Muse“ auf dem Skulpturenpfad der Universität. Ungewöhnlich: In Schwäbisch Gmünd steht eine Nana-Skulptur in der Frauenhaftanstalt Gotteszell. Bild in Detailansicht öffnen
A triple tongued mifletzet, Hebrew for monster, slide, stands in the Rabinowitz Garden at a busy corner in the Kiryat Hayovel neighborhood. Better known as Monster Park, it consists of a sandy plot on which the sculpture is situated as well as a green space with mature trees and wooden picnic tables. French artist Niki de Saint Phalle created the grotesque and friendly monster in 1972, commissioned by longtime and legendary Jerusalem Mayor, Teddy Kollek, himself a resident of Kiryat Hayovel.  (Foto: IMAGO, imago images / ZUMA Press)
Für das Jerusalemer Stadtviertel Kiryat Hayovel entwirft Niki de Saint Phalle in den 1970er Jahren auf Wunsch des Bürgermeisters Teddy Kolleck dieses „Golem“ oder „Monster/Mifletzet“ genannte Spielgerät. Darin greift sie eines ihrer zentralen Themen auf: die Spannung zwischen Ängsten (das Monster) und Sicherheit (Spielplatz) bei Kindern. Bild in Detailansicht öffnen
Haupthalle des Hauptbahnhofs in ZürichSchweiz mit Skulpturen von Niki de Saint Phalle (Foto: IMAGO, imago images / Travel-Stock-Image)
In der Schweiz ist Niki de Saint Phalle als Künstlerin im öffentlichen Raum präsent, außerdem hat sie als Nachlasswalterin ihres verstorbenen Mannes Jean Tinguely entscheidend zur Gründung des Museum Tinguely in Basel beigetragen. – Im Bild: Haupthalle des Hauptbahnhofs in Zürich mit Schutzengel-Skulptur Bild in Detailansicht öffnen
Die Skulptur Les Footballers aus Plastik der Künstlerin Niki de Saint-Phalle ( FRA) steht im Garten des Olympischen Museums des IOC in Lausanne  Schweiz (Foto: IMAGO, imago images / Norbert Schmidt)
Während Saint Phalles Werke fröhlich-bunt in Plastik strahlen, leidet die Künstlerin bald unter den gesundheitlichen Auswirkungen der Arbeit mit den Kunststoffen. Die Dämpfe bei der Verarbeitung und Pigmentstaub greifen ihre Atemwege an. – Im Bild: Die Skulptur Les Footballers im Garten des Olympischen Museums des IOC in Lausanne Bild in Detailansicht öffnen
Blaue Grotte Niki de Saint Phalle , Hannover, Herrenhäuser Gärten Schloss Herrenhausen (Foto: IMAGO, imago images / Henning Scheffen)
2002 stirbt Niki de Saint Phalle mit 71 Jahren in San Diego, USA. Die Arbeiten an der Großen Grotte in den Herrenhäuser Gärten in Hannover können nur durch ihre detaillierten Pläne und die Hilfe der Mitarbeiter*innen nach ihren Tod vollendet werden. Bild in Detailansicht öffnen
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Franziska Gromann