Italiens Kunstschätze

Kulturerbe-Vermarktung: Erlaubt bei Botticellis Venus – verboten bei Michelangelos David

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Farblich verfremdet. Das häufigste Florenz-Souvenir in Italien – David von Michelangelo. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Zoonar | Paolo Gallo)
Eines der häufigsten Florenz-Souvenirs und bisher nicht unter Strafe: Davids Kopf in bunten Farben

Ein italienisches Gericht hat einen Verlag wegen missbräuchlicher Verwendung eines Fotos von Michelangelos David-Statue zu einer Geldstrafe verurteilt. Wie die Zeitung „La Stampa“ am 16. Mai berichtet, verurteilte ein Gericht in Florenz einen namentlich nicht genannten internationalen Verlag zu insgesamt 50.000 Euro Strafe. Der Verlag hatte 2020 auf dem Titelbild einer Zeitschrift den „David“ mithilfe von Bildbearbeitung verfremdet und zu kommerziellen Zwecken gezeigt.

Straftat: Verletzung von Italiens Kulturerbe

Die Strafe resultierte daraus, dass der Verlag das Bild ohne Genehmigung verwendet und zudem durch die Verfremdung Italiens Kulturerbe verletzt habe. Hüterin der weltberühmten Renaissance-Statue ist die Accademia di Firenze, die über den Vorgang informierte.

Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano begrüßte das Urteil und erklärte: „Das Urteil erkennt das Prinzip eines Rechts am Bild für die Kulturgüter an.“ Weiter betonte er: „Die Nutzung von Kulturgütern zu kommerziellen Zwecken ist kostenpflichtig; sie muss aber gratis sein, wenn die Bilder für Bildung und Studium verwendet werden.“

Italien wirbt mit verfremdeter Venus von Botticelli

Es gibt Gesetze gegen den Missbrauch des italienischen Kulturerbes!

Gleichzeitig wirbt seit einigen Wochen Botticellis Venus als digitale Neugeburt und Influencerin für den Italien-Tourismus. Die Werbekampagne wird kritisiert, Venus werde zu einer „neuen Barbie“ gemacht. Kritiker bemängeln: Damit werde Italiens kulturelles Erbe verunglimpft.

Die Aktion der Tourismusbehörden „trivialisiert unser Erbe auf geschmackloseste Weise, indem sie Botticellis Venus in eine weitere stereotype weibliche Schönheit verwandelt“, protestiert etwas Livia Garomersini, Kunsthistorikerin und Aktivistin der Kulturerbe-Organisation Mi Riconosci.

Italiens neue Tourismus-Marketingkampagne mit Botticellis Venus (Göttin der Liebe) in moderner Kleidung ist auf eine Welle der Kritik gestoßen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, ROPI | IOS)
Für Kritiker strafbarer Missbrauch des italienischen Kulturerbes: die verfremdete und angezogene Liebesgöttin aus dem Renaissance-Meisterwerk „Die Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli auf Touristenfang.
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SWR