Ausstellung zum 100. Jahrestag der großen Bildhauer

Bildhauer Anthony Caro und Eduardo Chillida im Museum Würth, Künzelsau

Stand
AUTOR/IN
Tobias Ignée

Der spanische Künstler Chillida und der Brite Caro gehören zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Ihre raumgreifenden Skulpturen sind weltweit in Museen vertreten, schmücken den öffentlichen Raum und haben ganze Künstlergenerationen inspiriert. 2024 wären beide 100 Jahre alt geworden. Das Museum Würth in Künzelsau zeigt 70 Skulpturen aus ganz unterschiedlichen Materialien, Grafiken und Wandarbeiten, die das Werk der Ausnahmekünstler erlebbar machen.

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Tonnenschwere Plastiken von Caro und Chillida un Künzelsau

Bereits das Firmengelände des Unternehmers Reinold Würth lässt erahnen, welche Bedeutung die Künstler Caro und Chillida für den Sammler haben, der eine jahrelange Freundschaft mit beiden pflegte. In einem Skulpturengarten stehen riesige tonnenschwere Plastiken aus Edelstahl und angerostetem Eisen und fügen sich in die Hohenloher Landschaft ein.

Anthony Caro: Kathedrale (Foto: Pressestelle, Adolf Würth GmbH & Co. KG)
Anthony Caro: Kathedrale, 1988, Sammlung Würth Inv. 15513. Bild in Detailansicht öffnen
Museum Würth: Antony Caro und Eduardo Chillida (Foto: Pressestelle, Städel Museum Frankfurt, Würth/Arslan   )
Eduardo Chillida: Ambos der Träume IX, 195, Eisen und Holz, Kunsthaus Zürich; Ambos der Träume VII, 1954-59, Eisen und Stahl. Bild in Detailansicht öffnen
Museum Würth: Antony Caro und Eduardo Chillida (Foto: Pressestelle, Museum Würth, Künzelsau, Würth/Arslan)
Ausstellungsansicht Bild in Detailansicht öffnen
Museum Würth: Antony Caro und Eduardo Chillida (Foto: Pressestelle, Museum Würth, Künzelsau, Würth/Arslan)
Ausstellungsansicht Bild in Detailansicht öffnen
Museum Würth: Antony Caro und Eduardo Chillida (Foto: Pressestelle, Sammlung Würth, Philipp Schönborn, München )
Anthony Caro, Emma Push Frame, 1977–1978, Stahl, gerostet und geschwärzt, 213,5 x 274,5 x 343 cm. Bild in Detailansicht öffnen
Museum Würth: Antony Caro und Eduardo Chillida (Foto: Pressestelle, Courtesy of the Estate of Eduardo Chillida and Hauser & Wirth, Iñigo Santiago)
Eduardo Chillida: Projekt für Berlin II, 1999, Eisen, 30 x 22 x 28 cm. Bild in Detailansicht öffnen
Museum Würth: Antony Caro und Eduardo Chillida (Foto: Pressestelle, Museum Würth, Künzelsau, Würth/Arslan)
Anthony Caro und Eduardo Chillida im Museum Würth, Künzelsau – Ausstellungsansicht Bild in Detailansicht öffnen

Im Bundeskanzleramt in Berlin, in der Taunusanlage in Frankfurt am Main und auf dem Platz vor der Pinakothek der Moderne in München sind die Großplastiken von Eduardo Chillida zu sehen, dessen Geburtstag sich am 10. Januar 2024 zum 100. Mal jährt.

Im Museum Würth sind etwa frühe abstrakte Skulpturen von Chillida aus den 50er Jahren zu sehen, filigrane auf Holzblöcken montierte Eisenstangen, die ineinander verschlungen sind und in alle Himmelsrichtungen zeigen.

Chillida hatte nach dem Studium der Bildhauerei 1951 begonnen, mit Schmiedeeisen zu experimentieren und und damit „unglaublich leichte Skulpturen geschaffen, die sich in den Raum entfalten, die quasi wie eine Zeichnung in den Raum hineinragen“, so Kuratorin Kirsten Fiege.

Caro nahm Stahlrohre- und Winkel von einem nahegelegenen Schrottplatz

„Ambos der Träume“ heißt die Serie, deren Spiel mit dem Außenraum und der Umgebung sich auch bei Anthony Caro wiederfindet - allerdings weniger streng, sondern verspielter. Bei einem Workshop in den 70er-Jahren am kanadischen Emma Lake schuf der Brite seine Skulptur „Emma Push Frame“.

Museum Würth: Antony Caro und Eduardo Chillida (Foto: Pressestelle, Sammlung Würth, Philipp Schönborn, München )
Anthony Caro, Emma Push Frame, 1977–1978, Stahl, gerostet und geschwärzt, 213,5 x 274,5 x 343 cm.

Miteinander verschweißte und verschraubte eckige, runde, geschwärzte Stahlrohre und Metallwinkel von einem nahegelegenen Schrottplatz. Im Gegensatz zum Chillida lenkt Caro hier den Blick in den Innenraum der Skulptur.

Eisen, Stahl, Holz, Steingut, Beton, Alabaster

Auch was die Materialien ihrer abstrakten Skulpturen angeht, zeichnen sich beide Künstler durch eine große Vielfalt aus: Neben Eisen und Stahl experimentieren sie auch mit Holz, Steingut, Beton oder Alabaster.

Museum Würth: Antony Caro und Eduardo Chillida (Foto: Pressestelle, Städel Museum Frankfurt, Würth/Arslan   )
Eduardo Chillida: Ambos der Träume IX, 195, Eisen und Holz, Kunsthaus Zürich; Ambos der Träume VII, 1954-59, Eisen und Stahl.

Ein Werkstoff, der Chillida – im Gegensatz zu Metall - vor allem wegen seiner Transparenz faszinierte. Sein Werk „Hommage à Goethe“, ein Marmorblock, außen wenig bearbeitet, der Innenraum ist ausgehöhlt mit quadratischen und rechteckigen Gängen, der aussieht wie ein Miniatur-Steinbruch im toskanischen Carrara.

Inspiration durch Johann Sebastian Bach

Seinen Materialien näherte sich Chillida oft auch über die Musik. Eine große Rolle spielte da Johann Sebastian Bach, dem er zahlreiche Arbeiten gewidmet hat. So zeigt die Ausstellung auch Siebdrucke mit sich kreuzenden, gegenseitig umrahmenden und parallelen schwarzen Linien. Eine Interpretation von Mehrstimmigkeit und Harmonie des spanischen Künstlers.

Mit „The last Judgement“ verarbeitet Caro die Gräuel der Jugoslawienkriege

Im Werk seines britischen Kollegen Anthony Caro spielt die Musik hingegen eine untergeordnete Rolle. In „The last Judgement“ – das Jüngste Gerichts, einem seiner Hauptwerke aus Steingut und Schamott zum Beispiel. Die 25 Elemente sind angeordnet wie ein Kirchenschiff, das man durch einen Glockenturm betritt und durch das Tor der Erlösung mit den Trompeten von Jericho verlässt. Caro verarbeitet hier die Gräuel der Jugoslawienkriege der 90er Jahre.

Verzeihlich, dass die Ausstellung nur das Modell des Jüngsten Gerichts im Maßstab 1:20 zeigt. Die große Originalskulptur mit ihren 40 Tonnen, die ebenfalls im Besitz der Sammlung Würth ist, hätte den Raum des Museums gesprengt. Und dann wäre ein so umfassender Blick auf das Gesamtwerk der beiden bedeutenden Künstler Anthony Caro und Eduardo Chillida wohl nicht möglich gewesen.

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