Gespräch

ZDF-Miniserie „Die zweite Welle“ rund um den Tsunami 2004: Wir alle sind zu Bösem fähig

Stand
INTERVIEW
Frauke Oppenberg

Bei dem Tsunami in Thailand 2004 kamen annähernd 230.000 Menschen weltweit ums Leben. „Diese Katastrophe hat sich in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingebrannt“, sagt Sarah Schnier, Autorin der TV-Serie „Die zweite Welle“, die ab dem 27.12. in der ZDF Mediathek zu finden ist.

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Die Filmemacherin erzählt darin die Geschichte eines deutschen Freundeskreises, der im thailändischen Khao Lak 2004 Urlaub macht – kurz bevor ein Erdbeben den katastrophalen Tsunami auslöst.

Das Magazin „Der Spiegel“ beschrieb diese Katastrophe damals als das „Ground Zero“ der BRD und verglich sie mit den Ereignissen vom 11. September in New York. „Es war das erste Mal, dass die Deutschen mit so einer Katastrophe konfrontiert waren, bei dem so viele ihr Leben verloren“, so die Autorin Sarah Schnier.

Die weiblichen Gefühle ausloten

„Die zweite Welle“ erzählt von dem Freundeskreis um Julia, die zu ihrer Schwester Alexandra nach Thailand fährt, um sich mit ihr zu versöhnen. Aber die Versöhnung geht schief. Beim Tsunami kommt Julia ums Leben, und ihre Schwester Alexandra – gespielt von Caroline Schuch – will sich an den überlebenden Freunden rächen.

Die zweite Welle (Foto: Pressestelle, ZDF/Friederike Heß)
Khao Lak 2004: Um sich ihrer Schwester Alexandra nach langer Zeit ohne Kontakt wieder anzunähern, reist Julia (Luise Bähr) mit ihrem Mann Harry, ihrer kleinen Tochter Noa und gemeinsamen Freunden an Weihnachten ins paradiesische Thailand. Bild in Detailansicht öffnen
Die zweite Welle (Foto: Pressestelle, ZDF/Friederike Heß)
Alexandra (Karoline Schuch) ist nach Thailand ausgewandert, wo sie sich ein neues Leben aufgebaut hat. Bild in Detailansicht öffnen
Die zweite Welle (Foto: Pressestelle, ZDF/Friederike Heß)
Die Wiedersehensfreude der Schwestern hält nur kurz: Es kommt zum Eklat, und Alexandra wirft alle hinaus. Bild in Detailansicht öffnen
Die zweite Welle (Foto: Pressestelle, ZDF/Friederike Heß)
Zu einem klärenden Gespräch unter den Schwestern wird es nicht mehr kommen, die Flutwelle naht. Julias Mann Harry, der gerade an einer geführten Dschungelwanderung teilnimmt, muss mit ansehen, wie das Urlaubsresort überschwemmt wird. Beide Schwestern kommen scheinbar zu Tode. Bild in Detailansicht öffnen
Die zweite Welle (Foto: Pressestelle, ZDF/Friederike Heß)
Als die tot geglaubte Alexandra 15 Jahre später an der Türschwelle von Anwalt Harry und seiner Tochter Noa steht, sind diese mehr als überrascht. Alexandra lebt? Bild in Detailansicht öffnen
Die zweite Welle (Foto: Pressestelle, ZDF/Friederike Heß)
Was will Alexandra jetzt von der Familie ihrer verstorbenen Schwester? Harry (Johann von Bülow) freut sich nicht wirklich über den unerwarteten Besuch, er wittert Gefahr. Bild in Detailansicht öffnen
Die zweite Welle (Foto: Pressestelle, ZDF/Friederike Heß)
Die Narben und der Schmerz der Vergangenheit stehen Alexandra (Karoline Schuch) ins abgekämpfte Gesicht geschrieben. Wo war sie 15 Jahre lang? Bild in Detailansicht öffnen

Sarah Schnier hat es „sehr viel Freude gemacht, die Rolle von Alexandra zu entwerfen“. Sie wollte das ganze Spektrum an Emotionen ihrer weiblichen Figuren ausloten: „Gerade wenn es um Wut geht, oder um Mütterlichkeit, haben wir einen Hang, weibliche Figuren zu idealisieren oder ihnen Aggressionen abzusprechen.

„Alle Menschen eint der Wunsch, sich richtig zu verhalten“

In der Geschichte um die Versöhnung trifft der Freundeskreis eine schwerwiegende Entscheidung, die zu einer menschlichen Tragödie führt, und die nicht mehr zu revidieren ist. „Wir alle haben den Wunsch, uns als gute Menschen zu empfinden“, sagt Autorin Sarah Schnier.

Sie habe interessiert, was passiert, „wenn eine Tat die Sicht auf sich selbst und die ganze Welt verändert. Man steht morgens auf, noch im Vertrauen darauf, dass man rechtschaffen ist, aber eine Tat später weiß man, dass man zu Bösen fähig ist.“

„Die Zweite Welle“ ist ab 27.12. im ZDF zu sehen und ab sofort in der ZDF Mediathek zu finden.

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