Bühne

Tanz als Experiment: „The Frame“ am Staatstheater Mainz

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AUTOR/IN
Mareike Gries

Finn Lakeberg, Mitglied im tanzmainz Ensemble, hat sich für sein Debüt als Choreograph eine Versuchsanordnung überlegt: Die Tänzer*innen erfahren erst während der Vorstellung, welche Bewegungen sie ausführen sollen. Da die Darstellenden immer andere sind, ist jede Vorstellung Premiere und Dernière gleichzeitig.

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Tänzer reagieren spontan auf Anweisungen aus dem Lautsprecher

Zwei Tänzer und eine Tänzerin bewegen sich nebeneinander auf der Bühne. Sie können einander nicht sehen, weil sie in einzelnen, von Planen getrennten Boxen tanzen. Über Lausprecher bekommen sie Anweisungen, wie sie sich bewegen sollen.

Mal sind die Anweisungen eindeutig, dann lassen sie wieder viel Raum für Interpretation. Mal hören alle drei Tänzer die Aufgaben gleichzeitig, mal nur eine oder einer.

„Was genau auf sie zukommt, wissen die Tänzerinnen und Tänzer nicht.

Einblick in die Welt der Choreographie

Das Publikum erfährt vor den Vorstellungen, welchen tänzerischen Hintergrund die Darsteller*innen haben, ob sie vom klassischen Ballett, vom Streetdance oder vom zeitgenössischen Tanz kommen. Dieser Hintergrund schimmert manchmal durch, oft aber auch nicht. „Es geht bei den Improvisationen nicht um richtig oder falsch“, sagt Finn Lakeberg. Sondern vor allem um den Zusammenhang von Sprache und Tanz.

„Der Ausgangspunkt war, zu recherchieren, wie Sprache in Bewegung umgewandelt wird. Und wie Bewegung von Sprache provoziert werden kann. Weil als Tänzer arbeiten wir ganz viel mit unterschiedlichen Choreographen, die alle sehr unterschiedliche Bewegungsanweisungen oder Arbeitsanweisungen geben. Und da wollte ich mich mit beschäftigen und so eine Kollektion zusammenstellen“, erläutert Lakeberg.

Zwischendurch soll auch das Publikum mit geschlossenen Augen überlegen, wie es selbst auf die Anweisungen reagieren, wie es zu einer bestimmten Musik tanzen würde.

Uraufführung im Rahmen des neues Festivals „Plug and Play“

Dieser Experiment-Charakter passt sehr gut zum Festival „Plug and Play“, währenddessen „The Frame“ uraufgeführt wird, sagt Chefdramaturg Jörg Vorhaben. „Plug and Play ist ein ganz neues Festival, was wir gerade gegründet haben. Und es geht darum, junge Regisseur*innen vorzustellen. Denn gerade durch Corona, die Pandemie, gab es wenig Möglichkeiten, dass sich die in den letzten zwei, drei Jahren vorstellen konnten“, sagt Vorhaben.

Für Tänzer Finn Lakeberg ist sein Festival-Beitrag ein Debüt als Choreograph. „The Frame“ soll einen kleinen Einblick geben, wie Tanztheater entstehen kann, sagt Finn Lakeberg. Und das macht „The Frame“ tatsächlich zu einem ganz besonderen Tanz-Erlebnis.

Tanz

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In der Choreografie „Welcome Everybody“ stellt der französische Choreograf und ehemalige Hürdenläufer Pierre Rigal die einzelnen Bausteine eines Tanzstücks vor. Die Tänzer, die Kostüme, ja sogar die Scheinwerfer bekommen besondere Aufmerksamkeit. Ein Zeremonienmeister führt durch die sehr physische und herausfordernde Choreografie, bei der die Tänzer*innen auch mutig sein müssen. Ein gelungenes Tanzfest am Staatstheater Mainz.

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