Tanztheater

Ioannis Mandafounis – Der neue künstlerische Direktor der Dresden Frankfurt Dance Company

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AUTOR/IN
Natali Kurth

Der Choreograf Ioannis Mandafounis ist der neue Künstlerische Direktor der Dresden Frankfurt Dance Company. Der 43-Jährige tritt das Amt zur Spielzeit 2023/24 zunächst für fünf Jahre an. Ioannis Mandafounis tanzte unter anderem bei William Forsythe bei „The Forsythe Company“. Seit mehr als 20 Jahren kreiert er Choreografien für zahlreiche internationale Companys.

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Flexibel und vielseitig

Ioannis Mandafounis kommt mit dem Rad zu unserer Verabredung. Es ist ein Klapprad. Flexibel und vielseitig einsetzbar, wie Mandafounis selbst. Seine langen Haare bindet er schnell noch zu einem Dutt zusammen.

Erste Adressen schmücken seinen Lebenslauf. Der sympathische Grieche studierte am Pariser Konservatorium, tanzte bei Kompagnien wie dem Nederlands Dance Theater und arbeitete sieben Jahre lang mit der Forsythe Company, dem Vorgänger des jetziges Ensembles in Frankfurt. Jetzt leitet Mandafounis genau diese Kompagnie, die als eine der renommiertesten im zeitgenössischen Tanz in Deutschland gilt. 

„Sie haben mich ausgesucht und ich die Company“, erzählt Mandafounis. „Für mich als freischaffender Künstler war es wichtig, den nächsten Schritt zu gehen und die Dresden Frankfurt Company ist dafür perfekt. Ich kann hier mit dem Ensemble das ganze Jahr über kontinuierlich arbeiten.“

„Der Tanz von Forsythe ist in mir drin“

Spielt der Übervater William Forsythe noch eine Rolle in Frankfurt? Immerhin prägte der Choreograf, der in der Szene nur „Bill“ genannt wird, über Jahrzehnte den Tanz in Frankfurt, Deutschland und der Welt. 

„Was meine Choreografie betrifft, kann ich es nicht sagen“, meint Ioannis Mandafounis, „aber der Tanz von Forsythe ist in mir drin. Wenn seine Bewegungen einmal in dem Körper sind, dann bleiben sie für immer da. Es gibt wenige Menschen, die in der Tanzwelt so viel verändert haben wie William Forsythe.“

Sein Ziel: Die Tänzerinnen und Tänzer sollen sich auf die Arbeit freuen

Natürlich hat Ioannis Mandafounis auch eigene Ziele und seine eigene Handschrift:

„Mein erstes Ziel ist, dass alle meine Kollegen morgens aufstehen und sich auf die Arbeit freuen. Ich weiß, wie schwierig der Job eines Tänzers ist. Ich tanze auch immer noch, zwar nicht mehr auf der Bühne, aber im Studio. Und was mir auch wichtig ist, ich möchte eine richtigen Beziehung.“

Das Publikum wählt die Reihenfolge der Stücke aus

„À la carte“ heißt sein erster Ballettabend in Frankfurt. Das Publikum bestimmt den Verlauf des Abends mit. Es bekommt zum Beispiel eine Art „Tanzkarte“ mit verschiedenen Szenen, aus denen es das Tanzmenü des Tages auswählen kann, wie Ioannis Mandafounis erklärt:

„Wir bereiten kleine Stücke vor und das Publikum bestimmt die Reihenfolge, also sozusagen das Tanzmenü. Wir kreieren also zusammen den Tanzabend.“

„Live Choreography“ – ein Vorgehen wie beim Ping Pong

Improvisation spielt bei Ioannis Mandafounis immer eine große Rolle. Man müsse es sich ein wenig wie Ping Pong vorstellen; eine Aktion ergäbe die nächste, so der Choreograf. „Live Choreography“ nennt er seine Vorgehensweise, bei der er Dramaturgie, Rhythmus und Emotionen vorgibt:

„Natürlich ist viel Improvisation in meinen Arbeiten, aber ich nenne es nicht so. Ich sage immer es ist eine „Live Choreografie“, weil es sehr viel mit Entscheidungen zu tun hat. Wie sollen die Bewegungen genau aussehen, wie verläuft die Dramaturgie, welchen Rhythmus hat das Stück und welche Emotionen will ich rüberbringen?“

Inspiration aus Literatur, klassischer Musik, Soul und Techno

Mandafounis schöpft seine Ideen aus der Literatur. Er mag klassische Musik, aber auch Soul oder Techno. Doch das Training und die Proben vor Ort mit der Company seien ihm wichtiger als alles andere:

„Am meisten inspiriert werde ich, wenn ich mit meinem Ensemble im Studio bin. Und wenn die Tänzerinnen und Tänzer sich gut fühlen, dann tanzen sie auch gut.“

Ein echter Teamplayer in Sachen Tanz

Ioannis Mandafounis ist für viele Kooperationen offen. So will er mit seiner Company auch an Schulen gehen und in Museen auftreten. Er arbeitet mit der Paluccaschule in Dresden und mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt zusammen. Wie es aussieht, hat die Stadt Frankfurt für die nächsten fünf Jahre einen echten Teamplayer in Sachen Tanz.

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