Sanitäter beim Durlacher Fastnachtsumzug (Foto: SWR)

Rettungskräfte kriegen viel Ärger ab

"Viele meinen, den Job besser zu können"

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Michael Lueg
SWR1-Moderator Michael Lueg (Foto: SWR, SWR1 -)
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Marcel Heuser von den Johannitern berichtet im SWR1 Interview über den schwierigen Alltag von Rettungskräften und was man dagegen tun kann.

Viele Menschen reagieren schnell gereizt und gehen wegen Kleinigkeiten direkt an die Decke. Genau das bekommen oft auch Helfer ab. Polizisten, Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter müssen mit Pöbeleien oder sogar körperlichen Angriffen zurecht kommen. Auf solche Situationen werden Sie jetzt auch schon in der Ausbildung vorbereitet, erzählt Marcel Heuser. Er ist Leiter der Johanniter-Rettungsdienstschule Ludwigshafen und war selbst auch 15 Jahre lang als Rettungssanitäter im Einsatz.

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Gereizte Gesellschaft

SWR1: Dass Menschen unter Alkohol und Drogen aggressiv reagieren, das lässt sich ja zumindest erklären. Warum reagieren Menschen, denen sie helfen wollen, so gereizt und was passiert da zum Beispiel? 

Marcel Heuser: Dass täglich angegriffen wird, was Handgreiflichkeiten angeht, ist eher selten der Fall. In der Häufigkeit sind es tatsächlich die verbalen Attacken gegen Helfende.

SWR1: Was wird da gesagt?

Heuser: Viele meinen ja, den Job von uns besser zu können. Zum anderen wird man gerne auch mal beschimpft in allen möglichen Varianten. Das ist das, was man dann häufiger mitbekommt.

Strategien zur Stress-Bewältigung

SWR1: Was bringen Sie denn jetzt Rettungssanitätern in der Ausbildung bei? Wie kommt man mit solchen Leuten in so einer Situation klar?

Heuser: Was wir viel machen, ist erstmal an der eigenen Persönlichkeit arbeiten. Wir haben das mittlerweile auch in Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen verankert, dass wir sogenannte "Coping-Strategien" lernen sollen. Also Möglichkeiten, wie die Leute, also das Personal, ihren Stress, eigenständig abbauen können. Und da helfen wir mit gewissen Methoden – und wenn es tatsächlich Yoga ist – dass die Leute entspannen können, abgelenkt sind und den Arbeitsalltag in der Freizeit vergessen, um so wieder entspannter zum nächsten Dienst kommen zu können.

Des Weiteren haben wir das Thema Sozialkompetenz, gerade auch im Bereich der Notfallsanitäter, in die Ausbildung integriert. Darunter fallen Kommunikation und Empathie, dass man auf die Menschen besser eingehen kann und auch versucht zu verstehen: Warum reagiert der Mensch denn eigentlich so und wie kann ich mich jetzt verhalten?

Handlungsmöglichkeiten im Ernstfall

SWR1: Funktionieren diese Strategien in diesem "Adrenalin-Moment", wenn man vielleicht angespuckt wird, aber gleichzeitig einem helfen soll?

Heuser: Das ist immer schwierig. Aber man versucht, professionell zu bleiben. Wenn es dann zu wild wird für uns selber, dann ist unser Weg der Rückzug. Wir versuchen zu helfen, aber wenn jemand die Hilfe nicht annehmen möchte, dann ist es für uns auch so, dass wir uns der Aggressivität entziehen. Notfalls müssen wir uns dann Hilfe in Form von Polizei oder Ordnungsämtern zu Nutze machen.

Das Interview führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

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