Virologe Martin Stürmer

Wie beunruhigend ist die neue Corona-Variante?

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Obwohl Corona sich für die meisten Menschen inzwischen sehr weit weg anfühlt, sagt die Weltgesundheitsorganisation, dass die neue Variante EG 5 von Interesse sei.

Wir haben mit dem Frankfurter Virologen Dr. Martin Stürmer gesprochen und ihn gefragt, was man zur neuen Corona-Variante wissen muss.

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SWR1: Wie beunruhigend ist diese Variante EG 5?

Dr. Martin Stürmer: Es ist eine Variante, die sich schon sehr gut vermehren kann, sonst hätte die Weltgesundheitsorganisation sie nicht als interessante Variante eingestuft. Sie wird aller Voraussicht nach in vielen Ländern die dominante Variante werden können und insofern muss man sie beobachten.

Aber bis jetzt gibt es keine Indikationen, dass sie klinisch wieder so aggressiv werden kann wie frühere Varianten. Also wir werden uns auf einem ähnlichen Level bewegen von dem, was wir jetzt in den letzten Monaten gesehen haben.

Es wird nicht zu einer Belastung des Gesundheitssystems kommen

SWR1: Trotzdem gibt es ja gerade Meldungen aus Großbritannien oder auch von Mallorca, dass es steigende Corona-Zahlen gibt. Auch bei den Klinikaufenthalten nehmen die Zahlen etwas zu. Womit rechnen sie bei uns?

Stürmer: Jetzt muss man natürlich gucken, ob das tatsächlich durch diese neue Variante bedingt ist oder ob das ein Zufallsbefund sein könnte. Wir haben noch nicht so viele harte Zahlen, dass wir jetzt sagen könnten, wir hätten signifikant vermehrte Krankenhauseinweisungen durch diese neue Variante. Wenn es denn so ist, erwarte ich trotzdem nicht, dass die Menschen so schwer krank werden, dass wir eine Überlastung des Gesundheitssystems sehen.

Ich würde nicht mal vermuten, dass wir eine starke Belastung des Systems sehen. Man muss ganz klar sagen, COVID ist nach wie vor kein Zuckerschlecken. Es ist ein Virus, was, wenn es uns betrifft, uns schon etwas kränker macht.

Booster-Impfung? Wer braucht im Herbste eine Auffrischung?

SWR1: Können Sie jetzt schon sagen, wer sich vielleicht im Herbst eine Auffrischungsimpfung holen sollte?

Stürmer: Also die über 60-Jährigen sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem – da denke ich, ergibt es Sinn, in Richtung Herbst oder Winter mit einem entsprechend angepassten Impfstoff nochmal nachzuimpfen.

SWR1: Das klingt nicht so dramatisch, was uns erleichtert. Gleichzeitig lese ich aber Meldungen in Sachen Grippe. Macht Ihnen möglicherweise die Grippe, die da auf uns zukommt, größere Sorgen?

Stürmer: Ja. Es gibt wohl Berichte aus der Südhalbkugel, wo aktuell Winter ist und die Influenza auffällt. Dort scheint es eine etwas heftigere Grippewelle zu geben. Erfahrungsgemäß kommt das meistens zu uns nach oben.

Es bleibt abzuwarten, was sich da tatsächlich im Herbst oder Winter entwickelt.

Also ich halte auch die Grippeschutzimpfung für sehr, sehr wichtig. Gerade für die betroffenen Personen. Natürlich können wir auch, wenn wir eine schwere Grippewelle bekommen und gleichzeitig eine sich gut vermehrende COVID Variante haben, in eine Situation kommen, in der sehr viele Menschen krank werden und wir vielleicht in Probleme rutschen. Aber das ist erstmal noch rein spekulativ.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

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