Besser für Umwelt und eigene Gesundheit

Das sind die Vorteile beim unverpackt Einkaufen

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Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk (Foto: SWR)
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Es ist ein Negativrekord: Laut dem Statistischen Bundesamt wurde in Deutschland 2021 deutlich mehr Verpackungsmüll pro Kopf verbraucht als im europäischen Durchschnitt. So verursachte jeder Deutsche rund 237 Kilogramm an Kunststoff, Papier- oder Glasverpackungen.

Wer selbst weniger Müll verursachen möchte, wird in Unverpackt-Läden fündig. Statt in einzelnen Verpackungen werden die Produkte in großen Behältern angeboten, aus denen man sich die gewünschte Menge abfüllen kann. Florian Koss betreibt zusammen mit seiner Frau einen solchen Unverpackt-Laden in Nieder-Olm in Rheinhessen und spricht mit uns über die Vorteile, die ein Einkauf ohne Verpackungen mit sich bringt.

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SWR1: Wie wird der Unverpacktladen in Nieder-Olm denn angenommen?

Florian Koss: Die Idee finden viele gut, aber es schafft dann doch nicht jeder, regelmäßig in den Laden zum Einkaufen zu kommen.

SWR1: Was gibt es bei Ihnen alles zu kaufen?

Koss: Bei uns im Laden gibt es über 1.000 verschiedene Produkte. Das ist eigentlich alles, was man zum täglichen Leben braucht, von den verschiedensten Lebensmitteln, wie Mehle, Nudeln, Reis, Öle, Süßigkeiten, Gewürze, Tees, Kaffee und so weiter. Bis hin auch zu Alltagsgegenständen, wo wir dann eben auch möglichst Plastik vermeiden. Von Kosmetikprodukten, über Hygieneprodukte bis hin zu Küchenutensilien gibt es bei uns fast alles, was man braucht. Nur frische Produkte, wie Wurst und Käse, haben wir leider nicht im Angebot.

Besser für die Umwelt und die eigene Gesundheit

SWR1: Klar, Verpackungen werden reduziert. Gibt es sonst noch Vorteile an einem Unverpackt-Laden, also wenn man unverpackt einkauft?

Koss: Man spart damit nicht nur eine Menge Müll für die Umwelt und die eigene Gesundheit, sondern vermeidet eben auch Lebensmittelverschwendung, weil man in einem Unverpackt-Laden wirklich nur die Menge einkaufen kann, die man benötigt. Man vermeidet so, dass man zu viel kauft und dann Sachen wegschmeißt.

Man spart damit nicht nur eine Menge Müll für die Umwelt und die eigene Gesundheit, sondern vermeidet auch Lebensmittelverschwendung.

SWR1: Aber wenn man zu Ihnen kommt, muss man im Prinzip die eigenen Gefäße immer dabei haben. Und sonst hat man ja irgendwie verloren. Da kann man gar nicht bei Ihnen einkaufen, oder ist es doch anders?

Koss: Es ist tatsächlich so, dass man seine eigenen Gefäße mitbringen sollte. Wir haben immer so ein paar Gefäße da, die wir von Kunden gespendet bekommen, alte Gläser, Senfgläser. Die spülen wir dann und stellen sie kostenfrei zur Verfügung. Das heißt, wenn man merkt, ich habe das vergessen, kann man trotzdem noch bei uns einkaufen. Aber idealerweise ist es so, dass man sich seine eigenen Gefäße mitbringt.

Einkaufen in Unverpackt-Läden günstiger als viele denken

SWR1: Es gibt immer noch dieses Vorurteil, dass Unverpackt-Läden teurer sind als Discounter und Supermärkte. Ist das wirklich so?

Koss: Das kann ich eigentlich so nicht bestätigen. Wir haben natürlich fast ausschließlich Bio-Produkte und suchen auch immer nach regionalen Anbietern, das heißt wir haben eine sehr hohe Qualität. Wenn man unsere Produkte nicht mit den günstigsten konventionellen Waren und Discountern vergleicht, was nicht fair wäre, sondern mindestens mit Bio-Produkten, dann stellt man schnell fest, dass die Produkte im Supermarkt teilweise das Gleiche kosten, wenn nicht sogar mehr.

Das kommt daher, dass man im Supermarkt die Produkte, die Verpackung und deren Entsorgung mitbezahlen muss. Das schlagen die Hersteller auf die Produkte drauf. Einige Läden haben das Mal ausprobiert, die haben ihre Mitarbeiter losgeschickt, damit sie ihre Wocheneinkäufe, die sie sonst im Laden getätigt haben, wenn möglich in der Nähe bei einem Naturkostladen oder in einem Supermarkt erledigen. Sie sollten testen, was hätte ich denn für die gleichen Sachen im Supermarkt bezahlt?

Dabei kam heraus, dass es tatsächlich im Supermarkt teurer war, weil sie oft größere Mengen hätten kaufen müssen. Und selbst wenn man das dann auf die genau gleiche Menge heruntergerechnet hat, dann kam dabei heraus, dass es mehr oder minder oft das Gleiche kostet.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.

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