ARD-Doku "Drama Klimaschutz"

Mojib Latif: "Klimaschutz muss Spaß bringen"

Stand

Wie Öl- und Auto-Lobby seit Jahrzehnten erfolgreich gegen die Fakten der Wissenschaft gekämpft haben, zeigt die ARD-Dokumentation "Drama Klimaschutz".

Sie erklärt auch, wie man Menschen dazu bringen kann Klimaschutz gut zu finden. Klimaforscher Professor Mojib Latif führt durch die Doku. Er erklärt uns seit Jahrzehnten den Klimawandel. Auch in SWR1 Rheinland-Pfalz. 

SWR1: Eine These der Doku ist Klimaschutz muss Spaß machen. Wie soll das gehen?

Mojib Latif: Wir haben Einnahmen durch den CO2-Preis, den es inzwischen auch in Deutschland gibt. Aber die Leute merken nicht unbedingt etwas davon. Sie kriegen nichts wieder. Im Koalitionsvertrag steht zum Beispiel auch etwas vom Klimageld, dass die Bürgerinnen und Bürger bekommen sollen. Aber auch das ist nicht auf den Weg gebracht worden. Ansonsten gibt es viele Vorteile des Klimaschutzes, den die Menschen aber eigentlich noch nicht in ihren Gedanken haben. Ich zum Beispiel fahre sehr viel Fahrrad und tue damit auch etwas Gutes für meine Gesundheit. Und das ist doch auch ein Vorteil. Ich fühle mich gut dabei. Jeder Arzt oder Ärztin wird Ihnen sagen, das ist gut, wenn du das tust. Es ist nur ein kleines Beispiel. Aber trotzdem muss man immer sehen, dass es auch andere Seiten gibt und dass man nicht immer nur die negativen Seiten sehen sollte, sondern auch die positiven.

Man muss ja nicht auf das Tempolimit warten, man kann es selbst machen.

SWR1: Aber ist Klimaschutz vielleicht auch deshalb undankbar, weil sich der Erfolg nicht innerhalb kurzer Zeit einstellt? Das heißt, die Politik profitiert auch nicht unbedingt davon. Dann kommt schon wieder die nächste Wahl. Und es ist ja auch nicht egal, was um uns herum passiert. Also wir agieren ja nicht im luftleeren Raum.

Latif: Genau, das stimmt schon. Aber trotzdem — um noch einmal dabei zu bleiben, was jeder Einzelne und jeder Einzelne tun kann — wir haben diese elende Diskussion über das Tempolimit. Man muss ja nicht auf das Tempolimit warten, man kann es selbst machen. Ich habe es mal ausgerechnet. Man kann mehrere hundert Euro pro Jahr sparen, wenn man ein bisschen Gas runternimmt und eben nicht 130, sondern 100 fährt. Und mein Tun kriegt dann so eine Art Gehaltserhöhung. Insofern sollte man das nicht immer alles gleich so negativ sehen, sondern darüber nachdenken, auch in dem Fall, welchen finanziellen Vorteil man dadurch hat.

SWR1: Erst war Klimawandel an den Polen sichtbar durch das schmelzende Eis, jetzt aber auch längst bei uns. Ob 2021 die Jahrhundertflut im Ahrtal oder in diesem Jahr die Waldbrände in Mecklenburg-Vorpommern. Wie war das für Sie und die Dreharbeiten mitten in dieser verkohlten Landschaft zu stehen?

Latif: Das war wirklich unfassbar. So etwas kann man sich gar nicht vorstellen. Als ich da in den Ort gekommen bin, sagte der Feuerwehrmann "Wir fahren jetzt zu Mondlandschaften", und dann waren wir da. Ja, es war eine Mondlandschaft, da war nichts mehr. Ich hätte mir das nie vorstellen können, dass es in Deutschland mal so etwas geben würde.

SWR1: Aber selbst diese Extremwetterereignisse scheinen unser Verhalten kaum zu ändern. Ganz im Gegenteil. Wir haben es gerade erlebt in Süddeutschland mit den Schneemassen. Prompt lese ich in sozialen Netzwerken, wir haben den Winter doch noch.

Latif: Ja, das ist mit Ansage. Sobald es anfängt zu schneien, kriege ich diese ganzen E-Mails. Darauf antworte ich gar nicht. Ich vergleiche es immer gerne mit dem gezinkten Würfel. Wenn wir einen Würfel auf die sechs zinken, dann kommt die sechs häufiger. Aber die anderen Zahlen können natürlich auch noch kommen, nur eben seltener. Und so ist es mit der globalen Erwärmung. Die heißen Temperaturen kommen immer öfter, die kalten Temperaturen oder auch der Schnee kommt immer seltener. Insofern sind das so oft keine Gegensätze, sondern es passt alles genau in das Bild der globalen Erwärmung. Ich habe so das Gefühl, dass einige Menschen einfach nur den Kopf in den Sand stecken wollen und jede Ausrede dafür nutzen, den Klimawandel in Abrede zu stellen, weil sie dann eben glauben, dass wir überhaupt nichts machen müssen und alles so weitergehen kann, wie bisher.

SWR1: Aber wenn sie selbst nicht durchdringen — und das sagen Sie ja auch in der Doku — und alle ihre Erklärungen bislang wenig gebracht haben, was ist dann die Lösung?

Latif: Deswegen sage ich, Klimaschutz muss Spaß bringen. Und wenn man es jetzt auf die internationale Ebene hebt, müssen wir sehen, dass wir auch zukunftsfähig sein müssen. Andere Länder gehen mit großen Schritten voran, wie zum Beispiel die USA. Da heißt es nicht Klimaschutzgesetz, sondern "Infation Reduction Act" (Anmerkung der Redaktion: Gesetz zur Senkung der Inflation, die auch die Punkte Klimaschutz, Energiesicherheit oder günstige Medikamente für Senioren und Zuschüsse zur Krankenversicherung beinhaltet). Dabei fließen Subventionen in einem unheimlich großen Maßstab. Und wenn wir da jetzt nicht mithalten, dann verlieren wir letzen Endes diesen Wettlauf und langfristig auch unserem Wohlstand.

Ich habe so das Gefühl, dass einige Menschen einfach nur den Kopf in den Sand stecken wollen.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

Die ARD Dokumentation "Drama Klimaschutz – Warum Wissenschaft und Proteste scheitern" ist am 4.12. um 22.50 Uhr nach den Tagesthemen im Ersten zu sehen und ist jederzeit in der Mediathek abrufbar.  

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