Eine Bademeisterin sitzt am Beckenrand und beobachtet ein Schwimmbecken mit Sprungturm. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Testphase in Wiesbadener Schwimmbad

So hilft Künstliche Intelligenz bei der Badeaufsicht

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MODERATOR/IN
Frank Jenschar
Frank Jenschar (Foto: SWR)

Künstliche Intelligenz (KI) hilft bei der Badeaufsicht in einem Wiesbadener Schwimmbad seit einigen Jahren, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren.

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Wie genau das funktioniert und welches zukünftige Potenzial diese KI mit sich bringt, haben wir haben mit Betriebsleiter Thomas Baum vom Frei- und Hallenbad Kleinfeldchen besprochen.

SWR1: Wie funktioniert denn das genau, dass die Künstliche Intelligenz das Schwimmbecken überwacht? 

Thomas Baum: Das passiert mit Über-Kopf-Kameras, die an der Hallendecke oder seitlich an Säulen oder Pfosten angebracht sind und von oben auf das Becken blicken. Diese erfassen unsere Gäste, die Schwimmer, und nehmen deren Bewegungsmuster wahr.

Zunächst einmal kann das System anhand der Größe eines jeden Badegastes differenzieren, ob es sich beispielsweise um Kinder oder Erwachsene handelt und erkennt dann aufgrund der künstlichen Intelligenz, die dahinter steht, die Bewegungsmuster eines Ertrinkungsunfalls oder -Vorgangs. Wenn es eine Auffälligkeit gebe, werde der Bademeister anschließend über eine digitale Uhr, eine sogenannte Smartwatch, alarmiert.

KI kann Bademeister nicht ersetzen

SWR1: Hat die künstliche Intelligenz schon mal geholfen, einen Menschen vor dem Ertrinken zu retten?

Baum: Gott sei Dank hat sie noch nicht geholfen! Wir wünschen uns natürlich alle Eines, dass kein Ertrinkungsunfall passiert, auch mit oder ohne Rettung sei dahingestellt. Wir hatten noch keinen Realfall.

SWR1: Da fragt sich natürlich der eine oder andere Schwimmmeister: Wird diese künstliche Intelligenz mich irgendwann mal ersetzen? 

Baum: Nein, das kann sie natürlich nicht! Für den Rettungsvorgang brauchen wir auf jeden Fall unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Beckenrand, denn die KI kann nur den Ertrinkungsfall detektieren, aber nicht die Folgen beheben.

Einsatz von KI trotz hoher Kosten lohnenswert

SWR1: Dieses System kostet zwischen 30 bis 40.000 € im Jahr. Meinen Sie dennoch, das wird sich irgendwann durchsetzen? 

Baum: Diese Kosten müssen wir, glaube ich, relativieren. Letzten Endes kommt es darauf an, wie viele davon installiert sind. Habe ich das jetzt an einem Becken im Einsatz, habe ich mehrere Becken mit am Start, oder habe ich es eventuell innerhalb einer Kommune oder eines Bad-Betriebes auch in mehreren Bädern installiert. Dann staffeln sich natürlich die Preise.

Das lohnt sich auf jeden Fall, denn jeder gerettete Badegast ist diesen Betrag wert. 

SWR1: Eine künstliche Intelligenz, die hilft, Menschen das Leben zu retten oder sie in einem Bad davor bewahrt zu ertrinken — unterm Strich eine gute Geschichte?

Baum: Absolut vor dem Hintergrund, dass wir auch in gewisser Weise dem Fachkräftemangel begegnen, den es auch im Bäder-Bereich gibt und auch was die Wasser-Aufsichten betrifft, werden wir hier für die Zukunft eine Lösung haben, die uns wesentlich unterstützt. 

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.

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