Ragnar Ache (li.), Richmond Tachie (Mitte) und Co. bejubeln einen Treffer für den 1. FC Kaiserslautern (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Fußball | 2. Bundesliga

Neuzugänge schlagen ein - Note eins für FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen

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Johann Schicklinski

Der 1. FC Kaiserslautern hat in der 2. Liga die Kurve bekommen. Nach zwei Pleiten zum Saisonstart feierten die Roten Teufel zuletzt drei Siege in Serie. Großen Anteil daran haben die Neuzugänge. Geschäftsführer Thomas Hengen hat gezielt und gut eingekauft - so das erste Fazit.

Nach dem miesen Saisonstart kam unter den Anhängern des 1. FC Kaiserslautern teilweise schon Unruhe auf. Verbunden mit dem negativen Trend der Rückrunde der abgelaufenen Saison, als den Roten Teufeln die Luft ausgegangen war, zeichnete so mancher Fan ein düsteres Bild. Knapp vier Wochen später sieht die Welt in der Pfalz schon wieder komplett anders aus: Der FCK feierte vier Pflichtspielerfolge in Serie und darf den Blick in der Tabelle nach oben richten. Im DFB-Pokal gegen Rot-Weiß Koblenz (5:0) hatte sich die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster Selbstvertrauen geholt, in der 2. Liga folgten das 3:2 gegen Elversberg, das 2:1 beim SC Paderborn und ein 3:1 gegen den 1. FC Nürnberg.

Einen gewichtigen Anteil am Aufschwung haben die Neuzugänge. Dem Geschäftsführer Sport Thomas Hengen ist es gelungen, Lücken im Kader zu schließen und die Mannschaft zu verstärken - sowohl in der Spitze, als auch in der Breite. Fünf der Neuen haben sich sofort zu Leistungsträgern entwickelt.

Tymoteusz Puchacz - der Dampfmacher auf der linken Seite

Bei Union Berlin waren die Dienste von Tymoteusz Puchacz nur selten gefragt. Lediglich drei Pflichtspiele absolvierte der zwölffache polnische Nationalspieler in der abgelaufenen Saison für die Eisernen, in der Rückrunde war er an Panathinaikos Athen verliehen. Ähnliches hatte er auch in seinem ersten Jahr bei Union erlebt. Bei den Köpenickern hatte er kaum Einsatzzeit, im Winter 2021/2022 war er dann an Trabzonspor verliehen worden.

Doch Puchacz will sich in Deutschland durchsetzen - und da scheint der FCK genau die richtige Adresse zu sein. Bei den Roten Teufeln beackert der zunächst ausgeliehene 24-Jährige die linke Außenbahn, machte alle fünf Spiele und hat die Fans bereits auf seine Seite gezogen. Das liegt an seiner Spielweise. Puchacz ist ein kämpferischer, dynamischer Spieler, der immer alles gibt und es liebt, sich in Zweikämpfe zu stürzen. Das kommt an bei den FCK-Anhängern - Puchacz passt perfekt auf den Betzenberg. Zudem weist er auf der linken Außenbahn mehr Tempo auf als Konkurrent Hendrick Zuck. Als er jüngst gegen Nürnberg sein erstes Tor für die Pfälzer erzielte, brachen fast alle Dämme.

Ragnar Ache - der neue Stürmer Nummer eins?

Für Ragnar Ache bezahlte der FCK Berichten zufolge einen siebenstelligen Betrag an Eintracht Frankfurt - also eine echte Hausnummer für Zweitliga-Verhältnisse. Das Geld scheint gut angelegt. Der Stürmer hat dem letztjährigen Angreifer Nummer eins Terrence Boyd (13 Treffer, drei Assists) aktuell den Rang abgelaufen und stand in allen für Spielen auf dem Feld. Zunächst als Joker, zuletzt in der Startelf. Ache erzielte bereits vier Tore.

Der frühere deutsche U21-Nationalspieler präsentiert sich bisher abschluss- und kopfballstark, dynamisch, er ackert aber auch viel für die Mannschaft. Eine Spielweise, die viel Anklang bei FCK-Coach Schuster findet. "Das Pressingspiel ist eine Spezialität von mir. Es ist eine meiner Stärken, dass ich nicht nur ans Angreifen, sondern auch ans Verteidigen denke", hatte Ache nach seinem Debüt für Kaiserslautern gesagt. Für den 25-Jährigen heißt es übrigens nicht "Ache oder Boyd", er könnte sich auch eine Doppelspitze vorstellen: "Ich würde gerne mit ihm zusammen spielen. Er kann gut Bälle verlängern, ich habe dann auch die Schnelligkeit, um da hinzulaufen." Damit hat der FCK durch Ache im Angriff deutlich mehr Variationsmöglichkeiten als letzte Jahr.

Richmond Tachie - mit einem Traumtor den Betze zum Beben gebracht

Richmond Tachies erster Treffer im FCK-Trikot ließ den Kaiserslauterer Betzenberg beben - ein Volleykracher Marke "Tor des Monats" beim 3:1-Heimsieg gegen Nürnberg. "Dass ich den so getroffen habe, war optimal. Entweder er geht da rein - oder er fliegt halt in die Wolken", beschrieb der Neuzugang aus Paderborn seinen Treffer im SWR Sport Podcast "Nur der FCK". Für den gebürtigen Berliner war es das erste Zweitligator überhaupt.

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Dreimal lief Tachie bisher für den FCK in der 2. Liga auf, zweimal stand er in der Startelf. Beim Auswärtssieg in Paderborn (2:1) bereitete er als Joker einen Trerffer vor. Tachies Ziel ist es, dass Coach Schuster nicht an ihm vorbeikommt. "Ich glaube, mit der Zeit wird die Qualität immer belohnt, und ich glaube, dass ich jetzt auf einem guten Weg bin", sagte er gegenüber SWR Sport. Schnelligkeit und Geradlinigkeit gehören zu den Stärken des 24-Jährigen, bei der Effektivität sowie der Entscheidungsfindung hat er noch Luft nach oben - doch die Entwicklung zeigt in die richtige Richtung.

Jan Elvedi - die Bank in der Abwehr

Ein echter Glücksgriff von Hengen war auch die Verpflichtung von Jan Elvedi von Jahn Regensburg. Der Schweizer Abwehrspieler war beim FCK sofort eine Bank und verpasste in der 2. Liga noch keine Minute. Der 26-Jährige ist auf dem Platz resolut, hat eine gute Geschwindigkeit, ist kopfballstark, wirkt äußerst robust und ist ein guter Kommunikator. Elvedi hat das Zeug zum Führungsspieler. Das sieht auch Geschäftsführer Hengen so: "Er hat die richtige Mentalität für den Betzenberg."

Tobias Raschl - der Allrounder im Mittelfeld

Mit der Verpflichtung von Tobias Raschl aus Fürth wollte Hengen den Roten Teufeln mehr Struktur im zentralen Mittelfeld zuführen - Stand jetzt ist das gelungen. Der 23-Jährige, der unter anderem bei Borussia Dortmund ausgebildet wurde, stand in allen sechs Pflichtspielen der bisherigen Saison in der Startelf.

Hengen hat nichts anderes erwartet. "Er ist ein spielintelligenter Mittelfeldspieler, der im zentralen Bereich alle Positionen besetzen kann, aber trotz seiner spielerischen Veranlagung auch verteidigen kann. Er wird für noch mehr Variabilität in unserem Spiel sorgen", hatte er bereits bei der Verpflichtung von Raschl gesagt. Bis jetzt ist auch dieser Transfer voll aufgegangen.

Kaiserslautern

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Tobias Raschl ist der Neue im Mittelfeld beim 1. FC Kaiserslautern. Doch der Start gegen St. Pauli verlief holprig. Bei SWR Sport gibt sich der 23-Jährige trotzdem optimistisch.

Noch nicht eingeschlagen haben beim FCK die erst kurz vor Ende der Transferperiode verpflichteten Afeez Aremu (FC St. Pauli, Mittelfeld) und Nikola Soldo (ausgeliehen vom 1. FC Köln, Abwehr). Doch auch diese beiden Neuzugänge tragen dazu bei, dass der Kader der Roten Teufel breiter aufgestellt ist - und dass die Pfälzer auf Verletzungen oder Sperren ohne Leistungseinbußen reagieren können. Und sie werden ihre Chancen sicher noch bekommen. Stand jetzt hat Hengen dem FCK einen Kader gebaut, der durchaus höheren Zweitligaansprüchen genügt. Er hat einen guten Job gemacht. Abstiegskampf sollte in dieser Saison kein Thema sein, stattdessen sollte der Blick nach oben gehen.

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Johann Schicklinski