Corona-Pandemie

Test-Konzerte für die Wissenschaft

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AUTOR/IN
Stefan Troendle
ONLINEFASSUNG
Julia Otto

Künstler und Veranstalter suchen nach Wegen, doch live aufzutreten. In letzter Zeit gab es schon einige große Test-Konzerte – eines am Wochenende in Liverpool. Stefan Troendle aus der SWR Wissenschaftsredaktion erklärt, was die bringen und wie sie abgelaufen sind.

Testkonzerte im Dienste der Wissenschaft hat es schon einige gegeben. Vor den Events in Liverpool am Wochenende gab es ein großes Konzert in Barcelona mit fast 5.000 Besuchern. Da wurden einige Wochen danach sechs Corona-Infizierte gezählt. Bei vier von ihnen weiß man aber, dass sie sich woanders angesteckt haben, nur bei zwei ist es unklar.

Pilotversuch in Deutschland

In Deutschland gab es sogar die vermutlich frühesten Pilotversuche und zwar schon im letzten Sommer. Begleitet von Experten der Uni Halle hatte Tim Bendzko Konzerte gegeben und zwar mit immer unterschiedlichen Vorgaben. Einmal ohne Abstände, einmal mit bestimmten Einschränkungen, einmal mussten alle Gäste sitzen - mit 1 Meter 50 Abstand. Ergebnis hier: Großveranstaltungen mit Sicherheitskonzept und Maskenpflicht sind sehr sicher, vorausgesetzt, es gibt eine effektive Lüftung und die Gäste sitzen und halten einen Platz Abstand zu ihrem Nachbarn.

Testkonzert (Symbolfoto) (Foto: IMAGO, imago images/Agencia EFE)
In den Pilotversuchen im letzten Sommer hatte Tim Bendzko Konzerte gegeben.

Konzertversuch in Amsterdam

Ein Konzertversuch aus Amsterdam von Anfang März zeigt aber noch etwas anderes. Auch hier wurde vorher und hinterher getestet, wurden Menschen in Gruppen unterteilt, trugen Kontaktsensoren und mussten sich unterschiedlich verhalten. Das taten sie auch – so lange zumindest, bis sie alle ein paar Bier getrunken hatten. Danach hielt sich nämlich niemand mehr an irgendwelche Regeln. Die Besucherinnen und Besucher des Konzerts hatten Corona im wahrsten Sinne des Wortes vergessen, was zeigt, was das Problem bei Volksfesten wie dem Cannstatter Wasen oder dem Oktoberfest sein kann. Schließlich ist bekannt, wie die Superspreaderparties in Ischgl das Virus in ganz Europa verteilt haben.

Nachdem alle Alkohol getrunken hatten, hielt sich niemand mehr an irgendwelche Regeln. Die Besucherinnen und Besucher des Konzerts hatten Corona im wahrsten Sinne des Wortes vergessen. (Foto: IMAGO,  imago images/Agencia EFE)
Nachdem alle Alkohol getrunken hatten, hielt sich niemand mehr an irgendwelche Regeln. Die Besucherinnen und Besucher des Konzerts hatten Corona im wahrsten Sinne des Wortes vergessen.

Corona-Tests sind keine Lösung für Großveranstaltungen

Unabhängig davon sind Spezialkonzerte mit Schutzkonzepten und Tests vorher und hinter aber sicher keine Dauerlösung. Denn sie haben noch andere Nachteile. Erstens kosten sie sehr viel Geld. Bei einer Pilot-Veranstaltung mit 1000 Gästen bei den Berliner Philharmonikern waren es 23.000 Euro – also ein Zuschlag von weit mehr als 20 Euro pro Ticket. So etwas rechnet sich nur für Topevents und nicht für kleine Clubs, wo es um Honorare im dreistelligen Bereich geht. Und dann muss die Politik auch gute Argumente haben, warum sie Großveranstaltungen erlaubt, während Läden zu und Ausgangssperren in Kraft sind und sich die Menschen nur mit einer Person aus einem anderen Haushalt treffen dürfen.

Spezialkonzerte mit Schutzkonzepten und Tests vorher und hinterher sind sicher keine Dauerlösung. (Foto: IMAGO, imago images/Agencia EFE)
Spezialkonzerte mit Schutzkonzepten und Tests vorher und hinterher sind sicher keine Dauerlösung.

Die Lösung für Großveranstaltungen: Impfen

Bis Konzerte und andere Groß-Veranstaltungen wieder regulär möglich sind, wird es wohl noch dauern – und auch hier kommt es sicher darauf an, um was für Vorstellungen es geht. Bei Blas- oder Chorkonzerten ist das wegen der Aerosole vermutlich eher schwieriger als in einem gut belüfteten Kino oder bei ein paar Streichern oder Gitarristen auf der Bühne. Funktionieren wird das aber wohl erst, wenn möglichst viele geimpft sind. Vielleicht ist das auch ein Weg zu sicheren Veranstaltungen: Die einen zeigen ihren Impfpass vor, die anderen, die sich nicht impfen lassen können oder wollen, lassen sich dann eben testen.

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