Corona-Pandemie

So wird Covid-19 auf Intensivstationen behandelt

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AUTOR/IN
Pascal Kiss
ONLINEFASSUNG
Antonia Weise

Wer mit COVID-19 auf der Intensivstation liegt, kämpft oft um sein Leben. In einigen Fällen kommt es zu Atemnot, sodass die Patient*innen beatmet werden müssen. Für das medizinische Personal auch heute noch eine echte Herausforderung.

Bessere Einschätzung durch Erfahrungen

Mit der Zeit können Ärztinnen und Ärzte und die Pfleger*innen auf den Intensivstationen immer besser einschätzen, was der neu eingelieferte Patient oder die Patientin mit eine COVID-19-Erkrankung benötigt. Wir hätten jetzt mehr Möglichkeiten den Patienten zu untersuchen und zu erkennen, wo er bei seiner Virusinfektion stehe, so Prof. Dr. Cristoph Berg vom Uniklinikum Tübingen. Wichtige Erkenntnisse liefern zum Beispiel auch CT-Bilder von der Lunge.

Wie viele Viren können wir noch im Rachen nachweisen? Dass sind alles Parameter, die als Erfahrung aus der ersten Zeit miteinlaufen - in die Beurteilung, aber auch Behandlung eines Patienten.

Dexamethason soll Krankheitsverlauf abmildern

Mittlerweile weiß das Personal, wann die Behandlung mit einem bestimmten Wirkstoff am besten hilft. Zum Beispiel der Wirkstoff Dexamethason. Er wird als übliche Cortison-Therapie bei Viren eingesetzt. Fünf Tage bekommen die Patienten in der Regel das Medikament. Diese Therapie kann das Virus in den Patienten selbst nicht stoppen – soll aber eine gefährliche Überreaktion des Immunsystem verhindern. 

Medikamentenpackung mit Wirkstoff Dexamethason (Foto: SWR)
Medikamente gegen Covid-19 gibt es bislang nicht. Dafür aber Wirkstoffe, wie Dexamethason. Sie soll eine Überreaktion des Immunsystems verhindern.

Der Wirkstoff wird neuen Patienten verabreicht, die bald beatmet werden müssen und bei denen sich ein schwerer Verlauf abzeichnet. Diese Betroffenen profitieren von dem Arzneimittel. Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur befürwortet in solchen Fällen den Einsatz von Dexamethason.

Man hofft damit, die schwere des Krankheitsverlauf abzumildern. (...) Es ist nicht so, dass die Krankheit verhindert werden kann. Aber die Schwere und die Zeit am Beatmungsgerät kann reduziert werden.

Unterschiedliche Meinung bei Remdesivir

Zusätzlich erhalten die Patienten in vielen Kliniken für kurze Zeit das Medikament Remdesivir. Das wurde ursprünglich gegen Ebola entwickelt. Das Medikament soll das Virus im Körper zumindest teilweise stoppen können. Anderer Meinung ist die Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie ist derzeit gegen den Einsatz und sieht nach der Analyse mit über 400 beteiligten Kliniken für den Patienten bisher keinen nachgewiesenen Vorteil.

Medikamentenpackung Remdesivir (Foto: SWR)
Remdesivir ist ein antivirales Medikament und auch für die Behandlung von Covid-19 in der EU zugelassen.

Christoph Berg ist Oberarzt für Innere Medizin an der Uniklinik Tübingen und kann die Zurückhaltung gegenüber dem Medikament Remdesivir nicht verstehen.

Es gibt Patienten, die wir bei uns behandeln, die mit Remdesivir einen ganz klaren Abfall ihrer Virusmenge haben – Nach dem Absetzen vermehrt sich das Virus wieder mehr! Es gibt also einen direkten virusbekämpfenden Effekt von Remdesivir.

Weiterhin Belastung für Pflege- und Ärzteteams

Bei der akuten Behandlung von COVID-19-Patienten sind Beatmungsgeräte nur eine Unterstützung. Versagt die Lunge kurzzeitig, kann dem Körper eine Lungenersatzmaschine helfen.

Personal auf der Intensivsation behandelt Covid-19 Patienten (Foto: SWR)
Mit Beatmungsgeräten werden die Covid-19 Patienten auf der Intensivstationen unterstützt.

Trotz neuer Erkenntnisse zu den Behandlungsmöglichkeiten stirbt auf den Intensivstationen etwa jeder vierte intensivpflichtige COVID-19-Patient. Das ist weniger als im Frühjahr. Damals starb dort etwa jeder dritte COVID-19-Patient. Für Pflege- und Ärzteteams ist es nach wie vor eine Belastung. Zumal sie im Winter mit vielen neuen COVID-19-Patienten rechnen müssen.

Auf Dauer diese zusätzliche Arbeit müssen oder leisten zu dürfen, ist schon eine enorme Anstrengung. Und auch schwer dem Personal vermittelbar, muss man sagen.

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