Rechtsgeschichte

Wie ist das Völkerrecht entstanden?

Stand

Von Autor/in Claus Kreß

Im 19. Jahrhundert nahm man vorherrschend an, dass es im Völkerrecht ein freies Recht der Staaten gebe, Krieg zu führen – auf Lateinisch "ius ad bellum" – ein Recht zum Kriege.

Charta der Vereinten Nationen: Gewaltverbot seit 1945

Mit dem Inkrafttreten der Charta der Vereinten Nationen, dem wichtigsten völkerrechtlichen Dokument der Gegenwart, hat sich diese Situation 1945 geändert. Seither haben wir eine Norm, die von ganz vielen Völkerrechtlerinnen und Völkerrechtlern als die Fundamentalnorm der gegenwärtigen Völkerrechtsordnung bezeichnet wird: das Gewaltverbot. Das ist das an die Staaten gerichtete grundsätzliche Verbot, sich in internationalen Beziehungen des Einsatzes militärischer Gewalt zu bedienen.

Völkerrecht hat Friedenssicherungsfunktion

Das Völkerrecht nimmt sich also seit 1945 unmittelbar der Aufgabe an, für den internationalen Frieden zu sorgen.

Im Rahmen meiner Forschung an unserem Institut für Friedenssicherungsrecht widme ich mich aber auch der zweiten Säule dieses Friedenssicherungsrechts: Das ist das Recht, das dann gilt, wenn es trotz aller Bemühungen zu einem Konflikt gekommen ist und Gewalt angewandt wird. Das klassische Kriegsrecht, oder – wie wir heute sagen würden – das Völkerrecht der bewaffneten Konflikte hat auch eine Friedenssicherungsfunktion. Denn dadurch, dass das Völkerrecht sich bemüht, den Krieg nicht ausufern zu lassen, sondern ihn in Grenzen zu halten, will es die Voraussetzung dafür schaffen, dass am Ende eines solchen Konflikts möglichst nachhaltiger Frieden wieder möglich ist.

Darüber hinaus wird diskutiert, ob es als dritte Säule ein Völkerrecht nach dem Kriege gebe, ein "ius post bellum". Da geht es etwa um Fragen, die sich mit friedenserhaltenden Missionen der Vereinten Nationen auseinandersetzen, also mit dem, was die organisierte internationale Gemeinschaft tut, um einen Frieden, der hergestellt worden ist, der aber noch fragil ist, zu sichern.

Internationale Strafgerichtsbarkeit soll Normen im Ernstfall durchsetzen

Über diesen drei Pfeilern wölbt sich ein spannendes neues Dach: die internationale Strafgerichtsbarkeit. Dabei geht es darum, ein neues – wenn wir einmal von den schüchternen Anfängen in Nürnberg und Tokyo nach dem Zweiten Weltkrieg absehen – Instrument einzuführen, um im Falle der Verletzung einer der zentralen Normen in den genannten Bereichen das Signal zu setzen: Diese Normen stehen nicht nur auf dem Papier, sie werden im Ernstfall auch durchgesetzt.

Völkerrecht Hat die Bundesrepublik Deutschland nach 1945 einen Friedensvertrag unterzeichnet?

Am Ende des Zweiten Weltkrieges hat Deutschland zwar kapituliert, aber keinen Friedensvertrag abgeschlossen. Das lag daran, dass es in der Nachkriegszeit zunächst keine deutsche Regierung mehr gab, die einen solchen Vertrag hätte abschließen können. Von Gábor Paál

USA Kann ein US-Präsident sich selbst begnadigen?

Jeder US-Präsident hat laut Verfassung das Recht, Begnadigungen auszusprechen. Ob ein US-Präsident sich allerdings selbst begnadigen kann, ist unklar. Interessant ist das Beispiel von Ford und Nixon. Von Claudia Sarre | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Bibel Beruht die Strandung der Arche Noah am Berg Ararat auf Fakten?

Der Berg Ararat, der an der türkisch-armenischen Grenze steht, ist über 5.000 Meter hoch. Dort auf geologisch nachvollziehbare Weise einen Meeresspiegel hinzubekommen, ist schlichtweg unmöglich – wenn man davon ausgeht, dass es sich dabei um eine historische Tatsache handelt. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Geschichte Was sagt die Archäologie über David und Salomo?

Lange gab es Zweifel, ob König David wirklich gelebt hat. Bis man im Norden Israels, in Tel Dan, eine Inschrift fand: Beth David – Haus David. Von Wolfgang Zwickel

Archäologie Wurden die Mauern von Jericho tatsächlich durch Posaunen zum Einsturz gebracht?

Jericho war in der Zeit, als die Landnahme stattgefunden hat, überhaupt nicht besiedelt. Es ist ein Ort, der um 1300 v. Chr. aufgegeben wurde und dann erst wieder ab 1100 neu besiedelt wurde. Von Wolfgang Zwickel

Geschichte Was weiß man über den Verbleib der Bundeslade?

Die Bundeslade war ein mythischer Kultgegenstand, eine Truhe aus Akazienholz und Gold. Sie soll die Steintafeln mit den Zehn Geboten enthalten haben und symbolisierte den Bund Gottes mit dem Volk Israel. Von Wolfgang Zwickel

Architektur Dom, Münster, Kathedrale, Basilika – Was sind die Unterschiede?

Ein Dom ist ein großes, historisch bedeutsames Kirchenhaus. Ebenso die Kathedrale, aber Kathedralen sind außerdem Bischofssitz. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Bräuche Warum werden Verstorbenen manchmal Münzen auf die Augen gelegt?

Weshalb legt man Verstorbenen machmal Münzen auf die Augen? Besteht ein Zusammenhang mit der griechischen Mythologie? Von Reiner Sörries

Religion Woher kommt das Schweinefleischverbot?

In einem Land, in dem man sich mühsam durch Ackerbau über Wasser halten muss, stellen Schweine eine große Gefahr dar. Vor allem im Jordangraben gab es Wildschweine, die reichlich Schaden angerichtet haben. Von Wolfgang Zwickel

Islam Wer ist das Oberhaupt der Muslime? Gibt es eine Art Papst?

Nein, es gibt keinen Papst. Der Islam ist so strukturiert, dass es keine einzelne feste Autorität gibt, sondern die Verantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt. Von Lamya Kaddor