Teeanbau

Warum ist Darjeeling-Tee so besonders?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Die Teepflanze ist eine Kamelien-Art: Camellia sinensis. Von der gibt es zwei Hauptsorten: Zum einen die klassische chinesische, die man vor allem aus China und Japan kennt. Aus ihr wird dort vor allem grüner Tee gemacht. Die andere Hauptsorte ist die Assam-Varietät. Sie ist kräftiger, wächst vor allem im heißen Tiefland, hat größere Blätter und eignet sich besser für schwarzen Tee.

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Schwarztee aus einer klassischen Grüntee-Sorte

Das Besondere im indischen Distrikt Darjeeling ist, dass dort zwar überwiegend die feinere chinesische Varietät angebaut wird, man sie aber vor allem zu Schwarztee verarbeitet. Deshalb schmeckt Darjeeling gerade unter den schwarzen Tees so besonders: Er wird aus der Sorte gemacht, die sonst eher zu grünem Tee verarbeitet wird.

Heute wird in Darjeeling auch zunehmend grüner Tee hergestellt, aber ihr Image verdankt die Anbauregion dem schwarzen Tee.

Darjeelings besondere Lage

Hinzu kommt die Höhenlage in dieser Region im "Vorhimalaya"; der Tee wird in Höhen bis etwas über 2.000 Meter angebaut. Dadurch wächst die Pflanze langsam und entwickelt ein feineres Aroma.

Ähnlicher Tee in Nepal

Fairerweise muss man sagen: Darjeeling grenzt an Nepal, und auf der nepalesischen Seite der Grenze wächst praktisch die gleiche Art von Tee, insbesondere in der Anbauregion Ilam. Auch die Landschaft und die Böden sind sehr ähnlich. Insofern ist der Tee vergleichbar. Allerdings ist Tee aus Nepal bei uns nicht so verbreitet, weil Nepal lange relativ isoliert war, während die Briten sehr früh Tee aus Indien und speziell Darjeeling auf den Weltmarkt gebracht haben. Der Tee schmeckt aber ähnlich wie Darjeeling.

Geschützte Herkunftsbezeichnung

Darjeeling ist jedoch eine geschützte Herkunftsbezeichnung: Nur Tee, der im Distrikt Darjeeling wächst, darf als Darjeeling verkauft werden – so wie Champagner nur aus der Champagne kommen darf.

Hoher Anteil an Bio-Tee

Und noch einen Unterschied gibt es: In Darjeeling ist der Anteil an Bio-Tee wesentlich höher. Rund die Hälfte des Darjeeling-Tees ist bio. Die nördlich an Darjeeling angrenze Region Sikkim hat sogar die komplette Landwirtschaft auf organischen Anbau umgestellt – und auch dort wächst Tee. Nepal dagegen beginnt in diesem Punkt mit der Umstellung erst allmählich.

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Ganz allgemein gesprochen: Ja. Aber, wenn man die Studien genauer liest, stellt sich der Zusammenhang längst nicht so dramatisch dar, wie es teilweise auch im Internet zu lesen ist. Die meisten Teetrinker dürften davon nicht betroffen sein. Das Gleiche gilt übrigens auch für Kaffeetrinker – denn auch wenn die Studien mit Tee durchgeführt wurden, wird der Effekt ausschließlich auf die Temperatur zurückgeführt, nicht auf das Getränk als solches.
Bekannt wurde vor einigen Jahren eine Langzeitstudie aus dem Iran, die zu dem Ergebnis kam: Wer täglich mehr als 0,7 Liter heißen Tee mit einer Temperatur von mehr als 60°C trinkt, hat ein fast doppelt so großes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, als der Rest der Bevölkerung. Genauer geht es um eine bestimmte Form von Speiseröhrenkrebs, das Plattenepithelkarzinom. Es gibt auch noch eine Studie aus Japan, die in eine ähnliche Richtung weist wie die aus dem Iran. Mehr Tee-Wissen für Euch: http://x.swr.de/s/teewissen | Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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Teeanbau Warum ist Darjeeling-Tee so besonders?

Der wichtigste Faktor ist, dass in Darjeeling überwiegend die feinere chinesische Varietät der Tee-Pflanze angebaut wird, man sie aber überwiegend zu Schwarztee verarbeitet. Deshalb schmeckt schwarzer Darjeeling-Tee ganz anders als schwarzer Tee aus anderen Anbaugebieten. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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