Brauchtum

Ist der Muttertag eine Erfindung der Nazis?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Ehrung für im US-Bürgerkrieg engagierte Mutter

Nein. Den Muttertag, den wir heute kennen, hat 1907 eine engagierte Christin in den USA eingeführt: Anna Marie Jarvis. Eigentlich war es ein Gedenktag für ihre eigene verstorbene Mutter. Die war über die Region hinaus bekannt, denn sie hat im Bürgerkrieg Wohltätigkeitsveranstaltungen organisiert und sich mit anderen Müttern um die Verwundeten des Kriegs gekümmert. 1907 hat Anna Jarvis für ihre Mutter also eine entsprechende Gedenkveranstaltung in ihrer Heimat in West Virginia organisiert. Im Jahr drauf wurde darauf eine Veranstaltung für alle Mütter. Und 1909 wurde dieser Muttertag bereits landesweit gefeiert.

In Deutschland zeigen Blumenhändler Interesse an dem Feiertag

Es war somit zuerst ein methodistischer Feiertag, der dann aber auch vom US-Kongress übernommen wurde. Das schwappte dann auch nach Europa. In Deutschland war es tatsächlich der Blumenhandel, der Werbung für den Muttertag machte. so wie später dann auch für den Valentinstag.

Nazis erklären Muttertag zum offiziellen Feiertag und führen Mutterkreuz ein

Was die Nazis betrifft: Sie haben den Muttertag zwar nicht eingeführt, aber sie haben ihn zum offiziellen Feiertag erklärt und das Mutterkreuz eingeführt. Aber das ist Geschichte, als Feiertag wurde er nach dem Krieg wieder abgeschafft.

Anna Jarvis (Foto um 1928) hatte die Idee einer besonderen Hommage an Mütter. Sie startete 1907 nach dem zweiten Todestag ihrer Mutter eine Kampagne für einen Nationalfeiertag zu Ehren von Müttern. Ihre Kampagne führte 1914 zu einer Kongressresolution, die von Präsident Woodrow Wilson unterzeichnet wurde und den Muttertag zum Nationalfeiertag erklärte, der am zweiten Sonntag im Mai gefeiert werden sollte.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / AP )
Anna Jarvis (Foto um 1928) hatte die Idee einer besonderen Hommage an Mütter. Sie startete 1907 nach dem zweiten Todestag ihrer Mutter eine Kampagne für einen Nationalfeiertag zu Ehren von Müttern. Ihre Kampagne führte 1914 zu einer Kongressresolution, die von Präsident Woodrow Wilson unterzeichnet wurde und den Muttertag zum Nationalfeiertag erklärte, der am zweiten Sonntag im Mai gefeiert werden sollte. Bild in Detailansicht öffnen
Glückwunschkarte zum Muttertag, um 1933: "Mutterliebe – Wir stellen uns mit aller Liebe ein, zum Muttertag beim besten Mütterlein" Bild in Detailansicht öffnen
Glückwunschkarte zum Muttertag, um 1935: "Deutscher Muttertag – Die Mutter gedenkt Deiner alle Tage / Gedenket ihrer am Muttertage" Bild in Detailansicht öffnen
Vorderseite einer Urkunde zum Muttertag am 14. Mai 1944: "Den Müttern und Frauen unserer Gefallenen zum Muttertag 1944" Bild in Detailansicht öffnen
Rückseite mit einem Zitat von Adolf Hitler: "Wir haben alle nur etwas, das uns das Leben wirklich lebenswert auf dieser Welt erscheinen lässt: Das ist unser eigenes Volk und das ist für uns Deutsche unser Deutschland. In diesem Volk, da stehen wir. Mit diesem Volke leben wir und mit ihm sind wir verbunden auf Gedeih und Verderb. – Dieses Volk zu erhalten ist unsere höchste und unsere heiligste Aufgabe und kein Opfer ist dafür zu groß." Bild in Detailansicht öffnen
Elly Heuss-Knapp sammelt im März 1950 für den Muttertag und steckt einem Journalisten eine Blume ins Knopfloch. Die Frau des Bundespräsidenten hatte am 31. Januar 1950 in Bonn die Gründung des Mütter-Genesungswerkes bekanntgegeben. Bild in Detailansicht öffnen

Der Muttertag fällt zwar immer auf einen Sonntag, ist bei uns aber kein gesetzlicher Feiertag. Insofern ist der Muttertag, den wir heute haben, auch kein Relikt der Nazis, sondern es gab ihn schon lange vorher. Die Nazis haben aber auch Christi Himmelfahrt zum Feiertag gemacht – und das ist ja geblieben. Das ist ja der Tag, der in Deutschland auch als Vatertag gilt, auch wenn das in keinem Gesetz so drinsteht.

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