Musikgespräch

Das zweite paar Ohren: Die Dirigentin Anna Handler

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AUTOR/IN
Sebastian Kiefl
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Dominic Konrad

Mit ihren 28 Jahren hat die deutsch-kolumbianische Dirigentin Anna Handler eine Bilderbuchkarriere hingelegt: Sie dirigierte in Salzburg, beim BBC Philharmonic Orchestra und dem Münchner Rundfunkorchester. Nach einem Vollstipendium an der New Yorker Juilliard School wird sie ab September 2024 Stellvertreterin von Andris Nelsons beim Boston Symphony Orchestra. Doch auch in ihrem Werdegang laufe nicht immer alles glatt, verrät Handler im Gespräch mit SWR2.

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Ab September 2024 zweite Dirigentin in Boston

Noch keine 30 Jahre alt, doch Anna Handler kann bereits auf eine beeindruckende Liste von Engagements zurückblicken: In Salzburg dirigierte sie Ravel und Orff, sie arbeitete bereits mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra und dem Münchner Rundfunkorchester.

Dass es Handler, die zur kommenden Saison die Assistenz von Andris Nelsons beim Boston Symhony Orchestra übernimmt, in die USA verschlägt, war Zufall, verrät die Dirigentin im Gespräch mit SWR2.

Während der Pandemie sei in ihr der Wunsch gewachsen, mehr Auslandserfahrung zu sammeln. Dass sie dann an der renommierten New Yorker Juilliard School tatsächlich ein Vollstipendium erhielt, habe sie selbst überrascht. Sie sei aus allen Wolken gefallen, es sei einer der Höhepunkte in ihrem Leben gewesen, so Handler.

Anna Handler im Porträt bei ARD Alpha (2020):

„Ich hab auch von Lehrern gesagt bekommen, ich sei nicht begabt genug“

In den vergangenen Jahren konnte Handler immer wieder Erfahrungen als Assistentin bekannter Dirigentinnen und Dirigenten sammeln. Sie assistierte Kirill Petrenko, Daniel Harding, Barbara Hannigan und Oksana Lyniv, aktuell ist sie als Dudamel Fellow in Los Angeles.

Doch auch bei ihr verlaufe der Erfolg nicht immer so geradlinig, wie das der Anschein habe. „Ich hab auch von Lehrern gesagt bekommen, ich sei nicht begabt genug“, verrät Handler.

Mit 15 Jahren sei in ihr der Wunsch entstanden, zu dirigieren. Sie habe das Glück gehabt, dass ihr Geigenlehrer ihr Talent erkannte und sie in Richtung Dirigat förderte. Sie habe die richtigen Mentoren an der Seite gehabt, so Handler.

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