Der Einfluss der Mafia ist in Sizilien stark. Im Kampf gegen die organisierte Kriminalität bekommt die Polizei jetzt Hilfe von Pop-Stars, Rappern und Liedermachern. Die unterstützen die Organisation „Musica contro le mafia“, die mit Musik den Einfluss der Mafia zurückdrängen will.
Hymne auf die Antimafiakämpfer
In „Contro”– zu deutsch „Dagegen“ – singt Fabrizio Moros von Mafiosi, die sich gegenseitig bekämpfen, und von jenen “Aufrichtigen”, gemeint sich die Antimafiakämpfer, die sich gegen die Mafia stellen.
Moro und viele andere italienische Pop-Sängerinnen und Sänger unterstützen eine Organisation, die versucht, mit Musik die Mafia-Bosse und ihren Einfluss auf die italienische Gesellschaft zu bekämpfen: “Musica contro le mafia”– Musik gegen die Mafia. Gegen die Cosa Nostra auf Sizilien, die ‘Ndrangheta in Kalabrien, die Camorra in Neapel und die Santa Corona Unita in Apulien.
“Musica contro le mafie” ist Teil einer größeren Vereinigung: “Libera” heißt sie und wurde 1995 von dem katholischen Anti-Mafia-Priester Don Ciotti gegründet, als Zusammenschluss von Geistlichen, Gläubigen und anderen Bürgern gegen kriminelle Organisationen.
Junge Menschen überzeugen, die Mafia zu meiden
Auch der auf die Mafia spezialisierte Journalist Giovanni Tizian unterstützt die Organisation “Musica contro le mafie”:“Die Mafia zieht in Süditalien viele arbeitslose junge Menschen an. Bei den Bossen verdienen sie gutes Geld, und sie können auch innerhalb der Clans aufsteigen. Umso wichtiger, dass man potentiellen Mafia-Nachwuchs irgendwie erreicht, und davon zu überzeugen versucht, diese Laufbahn zu vermeiden”.
Aber können junge Menschen wirklich durch Musik davon überzeugt werden, ihre Finger von der Mafia zu lassen? Wie soll das funktionieren? Der italienische Rapper Hyst muss auf diese Frage nicht lange überlegen:
Das Ziel: Den positiven Mythos der Mafia zerstören
Wie der Rapper Hyst denkt auch der Liedermacher Dario Brunori:
Erklären, dass das wirklich hilft
“Musica contro le mafia” organisiert Konzerte und bringt Pop-Stars mit jungen Leuten zusammen. Mit Musik soll also ganz konkret Einfluss genommen werden. Ob das gelingt? Federico aus Neapel ist davon überzeugt.
Federico, 17 Jahre alt, war auf dem Weg in die Kleinkriminalität. Nach einem Konzert in Neapel wurde er von Mitarbeiter von “Musik gegen Mafia” angesprochen und sie nahmen sich seiner an. Seitdem macht er bei der Organisation mit und beweist mit seiner Geschichte, dass man mit Musik gegen Mafia etwas ausrichten kann: “Ich will anderen erklären, dass uns das wirklich was hilft. Dank dieser Leute von Libera habe ich einen Job gefunden. Das ist toll!”
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