ARD-Thementag „Loriot 100“

Oliver Kalkofe über Loriot: „Die Qualität liegt in der Präzision“

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Frauke Oppenberg
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Dominic Konrad

Der Comedian und Satiriker Oliver Kalkofe wirkt mit bei der Doku „Loriot 100“, die das Erste aus Anlass des 100. Geburtstags des Humoristen Loriot produziert hat. Im Gespräch mit SWR2 erklärt Kalkofe, weshalb er dessen großer Fan ist und was ihn an den Sketchen für Fernsehen und Film so fasziniert.

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Loriot (Foto: Pressestelle, SWR, SWR/Hugo Jehle )
Vicco von Bülow, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Loriot, wurde am 12.11.1923 in Brandenburg an der Havel geboren. Die ARD widmet ihm am 6.11. einen crossmedialen Thementag, unter anderem mit der Doku „Loriot 100“ und einer Wiederholung seiner Filme.

Treffsicherer Humor mit Qualität

Eine wichtige Erklärung für die ungebrochene Popularität von Vicco von Bülow alias „Loriot“ ist aus Kalkofes Sicht, dass dieser den 1970er-Jahren in den Medien kaum Konkurrenz im Humor-Sektor hatte.

Neben diesem praktischen Argument ist es für Kalkofe aber vor allem die Qualität der Sketche, die den Erfolg erklärt: „Alles, was er sagt, ist so präzise, dass es 100 Prozent trifft.“

„Früher war mehr Lametta“ ist zeitlos

Das beste Beispiel dafür sei der lakonische Satz „Früher war mehr Lametta“. Besser könne man die Einschätzung von Weihnachten durch die Menschen nicht zusammenfassen, meint Kalkofe.

Gerade die TV-Folge „Weihnachten bei Hoppenstedts“ habe Kult-Charakter, ebenso die Episode zum Jodeldiplom und über ein Gebäck namens Kosakenzipfel. Kalkofe wörtlich: „Das ist ein exaktes Sittengemälde der 19-70er Jahre der Deutschen – aber das ist zeitlos.“

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Stefan Lukschy, Regisseur und Freund von Loriot
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Lachen ohne Häme

Loriot habe gezeigt, wie es in Deutschland aussah, findet Kalkofe – aber der Ehrgeiz des urpreußischen Humoristen sei ein anderer gewesen. „Es ging ihm immer um die menschliche Kommunikation, um das Behalten von Würde in würdelosen Situationen“, analysiert Kalkofe im Gespräch.

Das Publikum habe über Loriots Figuren gelacht, aber auch mit ihnen, denn: „Er hat es geschafft, dass es nie hämisch wurde. Das ist eine Kunst, die kaum einer außer ihm beherrscht hat.“

Oliver Kalkofe (Foto: IMAGO, IMAGO / T. Bartilla / Future Image   maischberger1909_3939)
Oliver Kalkofe wurde durch die TV-Sendung „Kalkofes Mattscheibe“ bundesweit bekannt; er ist Grimme-Preisträger, Satiriker, Schauspieler und Film-Kolumnist.

Auf das Scheitern mit Humor reagieren

Ein Grund für den menschenfreundlichen Humor sieht Kalkofe in Loriots Lebensgeschichte – vor allem die Kriegserfahrung und die schweren Jahre nach 1945. Eine „Geschichte des Scheiterns“ hätten viele der Satiriker, die vor 2000 geboren wurden.

Sie habe, meint Kalkofe, Konsequenzen: „Entweder man wird wütend oder man kapselt sich ab – oder man entdeckt den Humor.“

Loriot-Qualität als Gütesiegel

Oliver Kalkofe gibt zu, dass er sehr viel von Loriot gelernt hat. Fast alle Satiriker in Deutschland versuchten, etwas mitzunehmen von dessen Präzision. „Und wenn jemand sagt, dieser Sketch oder die Nummer hat fast Loriot-Qualität – das ist ja das höchste Gütesiegel“, erklärt der Satiriker die Verehrung

Im Laufe der Jahre habe er zudem Loriots Vielschichtigkeit entdeckt. Den „Nudel-Sketch“ habe er als 11-Jähriger anders verfolgt als heute: „Fast jeder seiner Sketche hat viele Ebenen.“ Es gebe immer wieder etwas Neues zu entdecken oder anders zu interpretieren.“

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