Die #metoo–Welle hat mit den Enthüllungen um Harvey Weinstein auch für ein großes Beben in Frankreich gesorgt, meint die Journalistin Cécile Calla. Neu sei an der aktuellen Debatte um die französische Schauspielerin Judith Godrèche, die zwei Regisseure bezichtigt, sie vergewaltigt zu haben, dass sich die Vorwürfe nun auch gegen zwei Protagonisten des „Autorenfilms“ richteten.
Anti-feministische Haltung in Frankreich
In Frankreich würde immer noch die Haltung vorherrschen, dass der Künstler ein Genie sei, so Calla. In der Kulturszene würden diese Männer nach wie vor hofiert. Besonders im französischen Autorenkino, das für die französische Kultur sehr zentral sei, sei diese Haltung noch weit verbreitet.
Diskussionen um Vergewaltigungen nicht neu
Besonders sei an dem aktuellen Fall also nicht, dass er neu sei, sondern dass es nicht aufhöre und nun auch in andere kulturelle Bereiche vordringe.
Auch im Kulturjournalismus nimmt Calla einen Wandel wahr. Habe man da vor ein paar Jahren noch von einer Rückkehr des Moralismus und der Biederkeit gesprochen, übten die Medien nun durchaus Selbstkritik, so Calla. „Es ist ein neues Kapitel, das da aufgeschlagen wird“, sagt sie.
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