Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Wasserknappheit in diesem Sommer

Meinung: Abgesang auf die Geranie

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Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Das Schönheitsideal vom blühenden Garten und tiefgrünen Rasen passt nicht mehr in die Zeit, meint Martin Rupps.

Eine Freundin erzählte mir, sie wässere ihren Garten dieses Jahr mit einem schlechten Gewissen. "Wir brauchen ein neues Schönheitsideal", erwiderte ich. "Was?!? Verdorren ist sexy?", fragte die Gartenliebhaberin entrüstet. Ihr Tonfall lieferte die Antwort gleich mit.

Frau gießt Geranien in Balkonkasten - Dünger lässt sich leicht selbst herstellen (Foto: Colourbox)
Das Schönheitsideal vom blühenden Garten und tiefgrünen Rasen passt nicht mehr in die Zeit

Die Freundin hat recht und nicht recht zugleich, finde ich. Verdorren können nur Pflanzen, für die es im Jahreslauf zu wenig Wasser gibt – ein Gut, das sich auch hierzulande als endlich erweist. Wir werden immer Wasser brauchen für die Körperpflege, zum Kochen und Putzen. Auf wasserfressende Blühpflanzen oder einen tiefgrünen Rasen kann die Welt verzichten, meine ich.

Sukkulenten genügt Regenwasser

Ich praktiziere das neue, karge Schönheitsideal seit vergangenem Jahr – nicht aus Umweltbewusstsein, sondern weil ich faul bin. Auf meinem Balkon stehen wasserspeichernde Sukkulenten. Ich muss nie daran denken, sie zu gießen. Leider sehen sie aus wie kleine Krokodile und haben nicht die Blütenpracht von Geranien oder Petunien. Dafür kommen sie mit Regenwasser aus.

Ein deutscher Balkon, ein deutscher Garten sind menschengemacht auf der Basis kultureller Schönheitsideale. Es geht auch anders, und das nicht einmal schlecht. Im Urlaub am Mittelmeer bewundern viele die knorrige, hitzefeste Vegetation inmitten einer dürren Landschaft. Nehmen wir mit Freude, was sich auch bei uns nicht verhindern lässt.

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