Strommasten in Baden-Württemberg. Gezielt Strom abschalten, um zu sparen: Frankreich geht der Strom aus, im Winter muss Energie gespart werden. Was der Südwesten tut, um Stromausfälle bei den Nachbarn zu vermeiden. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Karl-Josef Hildenbrand)

Stromnetz und Kernkraftwerke

Abschalttests - wie Frankreichs Stromversorgung mit unserer zusammenhängt

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Katha Jansen
SWR-Wirtschaftsredakteurin Katha Jansen (Foto: SWR, Stefanie Schweigert)

Gezielt Strom abschalten, um zu sparen: Frankreich geht der Strom aus, im Winter muss Energie gespart werden. Was der Südwesten tut, um Stromausfälle bei den Nachbarn zu vermeiden.

Unkontrollierte Blackouts plant die französische Regierung durch Einsparungen zu vermeiden, indem der Strom zeitweise systematisch abgestellt wird. Gleichzeitig hören wir: In Paris hat es tatsächlich einen massiven Stromausfall gegeben. Bis zu 125.000 Menschen waren betroffen, ein technischer Fehler soll der Grund gewesen sein.

Was haben Stromausfall in Paris und Abschalttests miteinander zu tun?

Der Stromausfall in Paris hatte technisch nichts mit den Abschalttests zu tun. In Paris war ein Transformator defekt. Deshalb musste ein wichtiges, unterirdisches Hochspannungskabel abgeschaltet werden. Die meisten Menschen, die von diesem Stromausfall betroffen waren, hatten bereits nach 20 Minuten wieder Strom. Allerdings gab es auch Stadtviertel, in denen der Stromausfall mehrere Stunden andauerte.

Könnte dieses Szenario auch in Deutschland passieren?

„In dieser Kombination aus Ursache und Wirkung halte ich das eher für unwahrscheinlich“, ist die Einschätzung von SWR-Wirtschaftsredakteurin Katha Jansen. Zwei deutsche Netzbetreiber bezeichneten das deutsche Stromnetz im europäischen Vergleich dem SWR gegenüber als eines der der stabilsten.

Einer der Hauptgründe dafür: In Deutschland gibt es viel doppelte Infrastruktur. Das heißt, wenn ein Baum auf Stromleitung 1 fällt, dann fließt der Strom über Leitung 2 weiter, die einen etwas anderen Weg nimmt. Dieses System senkt das Risiko deutlich, dass wegen solcher punktuellen technischen Defekte bei uns großflächig und länger der Strom ausfällt.

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Frankreich testet Szenarien für den Stromausfall: Was wird befürchtet?

"Unser Nachbarland hat Angst vor einem Blackout - also lange und flächendeckend keinen Strom zu haben. Bevor das passiert, will man lieber punktuell und geplant den Strom abstellen - reihum, Straße 1 für eine Stunde, dann Straße 2 und so weiter", erklärt Katharina Jansen. Und deshalb gibt es jetzt diese Abschalttests.

Der Grund für massive Stromprobleme der Franzosen

Hauptgrund sind die französischen Atomkraftwerke. Sie sind extrem wichtig für die Stromversorgung in Frankreich. Aber viele laufen dieses Jahr nicht. 18 von 56 Atomkraftwerken sind derzeit abgeschaltet - wegen unerwarteter technischer Probleme oder Wartungsarbeiten.

Frankreich produziert also deutlich zu wenig Strom. Das verschärft sich jetzt im Winter noch, weil viele Franzosen Elektroheizungen haben.

Französische Notfallpläne betreffen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

Das Stromnetz ist europäisch ausgelegt - alle sind miteinander verbunden. Grundlage dafür sind Gesetze und Absprachen in der EU. Im Sommer haben sich Deutschland und Frankreich zum Beispiel darauf geeinigt, sich im Notfall mit Gas und Strom auszuhelfen. Das bedeutet: Wird es in Frankreich im Stromnetz eng, wird in Deutschland alles unternommen, um das auszugleichen.

Die Auswirkungen dieser Vereinbarungen gehen weit: Um in Frankreich einen Blackout zu verhindern, würden in Deutschland kurzzeitig und kontrolliert auch Verbraucher abgeschaltet. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht nötig, denn Deutschland hat sich auf die Situation vorbereitet: Die Lage in Frankreich ist tatsächlich einer der Hauptgründe, warum in Deutschland Atomkraftwerke weiterlaufen - statt stillgelegt zu werden wie geplant.

Davon betroffen ist Baden-Württemberg mit dem Atomkraftwerk Neckarwestheim und zwei weitere Kernkraftwerke, in Bayern und im Emsland.

Teil dieser Strom-Gas-Absprache mit Frankreich ist auch eine Gaspipeline im Grenzgebiet zu Rheinland-Pfalz, die von Frankreich wieder in Betrieb genommen wurde, um im Fall einer Krise Gas nach Deutschland liefern zu können. Dafür schickt eben Deutschland im Austausch im Ernstfall Strom nach Frankreich.

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