Im Pflegebereich wird es zunehmend eng. Wie eng, zeigt sich aktuell in Lorch: Das "rote Haus" wird voraussichtlich Mitte nächsten Jahres geschlossen. Die Folge: Mehr als 40 Bewohnerinnen und Bewohner der Senioreneinrichtung brauchen eine neue Bleibe.
Durch die Schließung des Seniorenzentrums Alexanderstift wird die Unterbringung älterer Menschen im Ort zum Problem, erklärt die Lorcher Bürgermeisterin Marita Funk:
Schuld an der Misere sei in erster Linie Personalnot, sagt Regina Bürkle, Geschäftsführerin des Alexanderstifts, einer Tochterfirma der Diakonie Stetten. "Das Haus hat 52 Plätze, und wir haben jetzt über mindestens drei Jahre nur noch 40 Bewohner aufgenommen, weil wir das Fachpersonal nicht haben, um mehr Bewohner zu betreuen."
Lorcher Bürgermeisterin: Entsetzen und Enttäuschung
Für die Lorcher Stadtverwaltung ist die angekündigte Schließung ein herber Schlag. "Das Entsetzen und die Enttäuschung bei den Mitarbeitern, Bewohnern und Angehörigen ist groß. Und so geht es uns auch als Stadt", sagt Bürgermeisterin Marita Funk (parteilos) im Interview mit dem SWR.
In der 11.000-Einwohner-Stadt im Remstal gibt es zwei Seniorenheime, der Bedarf sei aber noch viel größer, fügt die Bürgermeisterin hinzu. Insofern werde die Schließung des "roten Hauses", das wegen seines auffallend leuchtenden Anstrichs so genannt wird, eine große Lücke reißen.

Alexanderstift-Geschäftsführerin: Bewohner und Beschäftigte werden unterkommen
Die Geschäftsführerin des Alexanderstifts bedauert die voraussichtliche Schließung des Lorcher Seniorenheims. Dennoch gibt sich Regina Bürkle zuversichtlich, was die Auswirkungen für Bewohnerschaft und Personal betrifft. "Wir haben insgesamt 20 andere Pflegeheime in der näheren Umgebung. Und natürlich werden wir jedem Bewohner einen Pflegeplatz in einem unserer Heime anbieten." Was die Beschäftigten betrifft, sei das Alexanderstift sehr froh, wenn sie in die Häuser wechseln, in denen Pflegekräfte ebenfalls knapp sind.
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Angebot des Alexanderstifts nicht für alle sinnvoll
Bürgermeisterin Marita Funk sieht das Angebot des Heimbetreibers skeptisch: Nicht jeder Angehörige habe die Möglichkeit, regelmäßig in weiter entfernt liegende Heime zu kommen. Auch habe nicht jeder der Beschäftigten ein Auto. Das Angebot der Diakonie Stetten sei zwar dankenswert, aber nicht für jede und jeden nutzbar.
Stattdessen bringt die Bürgermeisterin einen Ausbau des ambulanten Pflegedienstes ins Spiel, den die Stadt Lorch zusammen mit der evangelischen und der katholischen Kirche betreibt. "Vielleicht kann man manche pflegebedürftige Angehörige dann länger daheim behandeln." Wer also möglicherweise keinen geeigneten Platz in einer erreichbaren Einrichtung bekomme, könne auf diese Weise länger in vertrauter Umgebung wohnen.