SWR-Datenrecherche "Verrentungswelle"

Warum ein Rentner mit 74 Jahren noch arbeitet

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Maximilian Storr
Maximilian Storr

Rudolf Willwert ist Rentner. Trotzdem arbeitet er noch 30 Stunden in der Woche. Unternehmen fordern eine Erhöhung der Freibeträge, um Mitarbeiter über die Rente hinaus zu halten.

Offiziell ist er Rentner. Vom Ruhestand will Rudolf Willwert aber noch längst nichts wissen. Jede Woche arbeitet er bis zu 30 Stunden als Baumaschinenführer bei der Firma Lehnen in Föhren.

Seine Motivation schildert der drahtige Mann so: "Ich bin keiner, der sich irgendwo hinsetzt, ich muss immer was zu tun haben." Auch in seiner Freizeit mag es der 74-Jährige aktiv. Dann steigt er aufs Rennrad und fährt auch mal bis zu 170 Kilometer.

Rentner muss Zusatzverdienst normal versteuern

Rudolf Willwert  vor einem Baufahrzeug.
Rudolf Willwert arbeitet als Baumaschinenführer bis zu 30 Stunden in der Woche.

Rudolf Willwert muss sein zusätzliches Einkommen auch versteuern. Die 538 Euro im Monat, die er als Rentner steuerfrei dazu verdienen darf, übertrifft er deutlich.

Gerecht findet er die aktuelle Regelung nicht. Bis zu 1.000 Euro sollten Rentner steuerfrei dazuverdienen dürfen. "Dann wären viele Leute vielleicht bereit, auch im Ruhestand mehr zu arbeiten", findet Rudolf Willwert.

Steuern habe ich in meinem Leben genug bezahlt.

Das sieht auch sein Kollege Edgar Gröber so. Der Rentner ist gelernter Polier und hilft als Minijobber den Azubis der Lehnen-Gruppe bei der Prüfungsvorbereitung. Gerne würde er auch noch ein paar Stunden mehr arbeiten.

Seitdem er in Rente ist, schult Edgar Gröber Auszubildende bei der Tief- und Straßenbau-Firma Lehnen.
Seitdem er in Rente ist, schult Edgar Gröber Auszubildende bei der Tief- und Straßenbau-Firma Lehnen.

Aber das lohne sich für ihn finanziell nicht. "Solange der Staat so gut zugreift, sehe ich da gar keinen Sinn drin. Steuern habe ich in meinem Leben genug bezahlt", so Edgar Gröber.

Unternehmen fordern Erhöhung des Steuerfreibetrags

Arbeit für Rentner steuerlich attraktiver machen, beispielsweise durch eine Erhöhung des Freibetrags - das würde sich auch die Personalleiterin der Lehnen-Gruppe, Tina Schiemann, wünschen. Das Unternehmen aus Föhren bei Trier hat nach eigenen Angaben viel zu tun und setzt deswegen auch auf Rentner. Von den 320 Mitarbeitern seien mehr als 50 eigentlich schon im Rentenalter.

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Denn Fachkräfte seien schwer zu finden. Deshalb versucht das Unternehmen auch Menschen über die Rente hinaus im Unternehmen zu halten. "Sie bringen 30, 40, 50 Jahre Berufserfahrung mit. Sie haben einzigartige Baustellen gesehen, haben einen riesen Fundus, einen Schatz, aus dem sie greifen können", schwärmt die Personalchefin. Diese Erfahrung könnten sie auch an jüngeren Kollegen weitergeben.

Tina Schiemann arbeitet in der Personalabteilung der Lehnen-Gruppe.
Tina Schiemann arbeitet in der Personalabteilung der Lehnen-Gruppe.

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Deswegen sind auch in der Region Trier viele Unternehmen dankbar für jeden Mitarbeiter, der freiwillig in die berufliche "Nachspielzeit" geht. Einer davon ist Rudolf Willwert: "So lange ich noch Spaß dran habe, will ich es schon noch machen."

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