Neben dem Eingang des Wohnhauses der Familie Konder-Michelot in Mehring blühen ganz klassisch ein paar rote Petunien und rosa Nelken. Wer aber genau hinschaut, entdeckt entlang des schmiedeeisernen Treppengeländers eine Gurken-Pflanze. Der diesjährige klimafreundlichste Vorgarten der Verbandsgemeinde Schweich hat die Jury durch viel Kreativität überzeugt.

Motivieren statt verbieten
Christiane Horsch, Bürgermeisterin der VG Schweich freut sich darüber, dass es noch so engagierte Gärtner gibt. Mit dem Wettbewerb für klimafreundliche Gärten in ihrer Verbandsgemeinde will sie mehr Menschen motivieren sich zu entsteinen. Gemeint sind damit Schottergärten, die sich in heißen Sommern extrem aufheizen und Tieren keinen Lebensraum bieten.

Der Gewinnergarten der Familie Konder-Michelot hat sie und die Jury überzeugt wegen seiner Originalität und Diversität. Denn der Garten ist wie geschaffen, etlichen Lebewesen Nahrung und ein Zuhause zu geben.

Blüten in Hülle und Fülle
Im fast 120 Quadratmeter großen Vorgarten der Konder-Michelots wachsen über 50 verschieden Pflanzen. Hier blühen Anemonen, Sonnenhut, Rosen, Gladiolen, Margeriten, Eibisch, Stockrosen, Glockenblumen und etliche mehr. An ihnen laben sich die Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und sogar die große schwarze Holzbiene.
"Die Hummeln sind manchmal über und über mit Pollen bedeckt, als hätten sie darin gebadet."
"Die Hummeln sind manchmal über und über mit Pollen bedeckt, als hätten sie darin gebadet", sagt die Gärtnerin. Je mehr Pflanzen ein Garten beheimatet, desto mehr Tiere finden darin Nahrung.
Gemüse im Vorgarten
Nicht nur am Treppengeländer der Konder-Michelots reift Gemüse. Mitten in den Blumenbeeten wachsen Chilis oder Kürbisse. Daneben sprießen Kräuter von Lavendel bis Rosmarin.





"Der Kürbis ist unserem Kompost entwachsen. Weil wir keinen Platz mehr im Gemüsegarten hatten, haben wir ihn hierhin gepflanzt", erzählt Claudia Konder-Michelot. Ihr Mann Arne ergänzt, dass das Mischen von Kulturen durchaus nützlich ist. Schädlinge haben es schwieriger, sich auszubreiten, wenn Nachbarpflanzen Nützlinge anziehen.

Der Garten ist komplett nach Süden ausgerichtet. Perfekt für Bäumchen wie Feige, Holunder und Aprikose. Sie liefern nicht nur Früchte, die von Claudia Konder-Michelot eingekocht werden, sondern auch Rückzugsmöglichkeiten für Vögel sowie Schatten für träge Nachbarskatzen. Apropos Früchte, auch die Himbeeren stehen im Vorgarten, direkt neben einem kleinen Tisch mit Stühlen. Perfekt zum sofortigen Naschen.

Ein Garten für Mensch und Tier ohne Chemikalien
Alles was übrig bleibt an Obst verzehren Vögel, Siebenschläfer, Igel, Wespen und die dicken Weinbergschnecken. Für sie sind auch reichlich Tränken im Garten platziert. Eine alte Suppenschüssel und paar bunte Steine hineinplatziert, schon ist die Bar eröffnet.

Damit es weiterhin kreucht und fleucht in ihrem Garten, werden nur natürliche Mittel eingesetzt. "Pestizide gibt es keine in unserem Garten. Wir setzen Brennnesselsud an, und wir haben Zwiebeln mit Knoblauch gekocht", sagt Claudia Konder-Michelot. Mit diesem Sud kann man Insekten bekämpfen. Oder mit Schmierseife mit Wasser. "Wir haben auch ganz viele Marienkäfer im Garten", sagt sie stolz, denn Marienkäfer verputzen ganz viele Läuse.
Zum Düngen benutzen die Gärtner eigenen Kompost aus ihren drei Komposthaufen. Brennesselsud stinkt zwar, aber auch als Dünger tut er ihnen gute Dienste.
Der Geheimtipp für den schönen Rasen

Die Gärtner haben einen Geheimtipp, der auch die Jury überzeugt hat, diesen Garten als Gewinner auszuwählen. Ihr Rasen bleibt das ganze Jahr über grün, ohne zu gießen und das bei voller Süd-Ausrichtung. "Es ist gar keine Wiese, es sind alles nur kleine Kräuter-Pflänzchen. Es sind Butterblumen, kleine Margeriten, Klee und lauter kleines Kraut, was hier wächst."
Der Vorteil davon: Auch die Insekten haben etwas davon. Im Frühling blüht dieser vermeintliche Rasen förmlich auf. Und auch das Mähen können sich die Konder-Michelots sparen.
Gartendeko mit Upcycling

Als ob diese fast überbordende Vielfalt nicht genug wäre, verzaubert zusätzlich die geschmackvolle Gartendeko. "Ich habe die Ideen", sagt Claudia Konder-Michelot. "Und ich setze die Dinge um," ergänzt ihr Mann, Arne Konder-Michelot. "Dann schleife und bohre und hämmere ich alles zusammen, was wir so finden." So zieren Skulpturen aus aufgesteckten Keramikkugeln oder alten Fassreifen den Garten. Auch Totholz und Schieferplatten setzen die Gärtner in Szene.
"Das muss alles nicht so perfekt sein, das soll natürlich bleiben."
"Hier am Baum hängen gesammelte alte Schlüssel an einem Kuchenrost. Und das da hinten war mal ein Bettgestell. Das sind so kleine Deko-Akzente von allem Möglichem, was wir finden oder sehen, dann wird es in den Garten gebracht", sagt die Gärtnerin. Vielleicht liegt das Geheimnis dieses großzügigen Gartens in der Einstellung seiner Gärtner. "Das muss alles nicht so perfekt sein, das soll natürlich bleiben", sagen Claudia und Arne Konder-Michelot.