Auf dem Flugplatz Bitburg will sich die Frasers Group ansiedeln.  (Foto: SWR)

Umgang mit Altlasten in der Eifel

Nach Frasers-Ansiedlung: Sorge um krebserregende Stoffe auf dem Flugplatz Bitburg

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Christian Altmayer

Die Frasers Group baut ihr Logistikzentrum in Bitburg auf einem mit Schadstoffen belasteten Grundstück. Umweltschützer sorgen sich daher um das Trinkwasser in der Region. Zu Recht?

Sattes grünes Gras wuchert am Rande der Landebahn des Bitburger Flugplatzes. Es ist dem Flugfeld nicht anzusehen, dass unter ihm eine Altlast schlummert. Denn die Schadstoffe, die hier im Boden ruhen, sind unsichtbar und geruchlos.

Die Rede ist von sogenannten Perfluorierten Tensiden (PFT), krebserregende Kunststoffe, die sich laut Umweltbehörden in Boden und Grundwasser auf dem ehemaligen US-Militärstützpunkt angereichert haben.

Die Landebahn ist einer der Brennpunkte. Nach Angaben der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm sind hier vier Bereiche stark mit Chemikalien verunreingt. Genau dort will aber die britische Frasers Group ihr Logistikzentrum für Europa errichten. Was wird dann aus dem belasteten Material?

Umweltschützer fürchtet um Trinkwasser

Diese Frage treibt auch Günther Schneider um. Der Umweltschützer aus Binsfeld beschäftigt sich seit Jahren mit der Schadstoffbelastung in der Eifel. Und er äußert seit Jahren Bedenken darüber, wie mit den Altlasten umgegangen wird.

"Eine Sanierung ist längst überfällig", sagt der Landwirt. Am liebsten wäre ihm, der gesamte Flugplatz würde umgegraben und die Gewässer mit Filtern gereinigt.

Schneider sieht es daher nicht gern, dass nun stattdessen auf der Landebahn gebaut wird. Seine Befürchtung: Die Bagger könnten aus der Erde schaufeln, was zuvor versiegelt und gebunden war.

"Ich gehe davon aus, dass bei den Bauarbeiten für so ein großes Firmengelände sehr viel Material bewegt, und somit auch sehr viel PFT mobilisiert wird."

Grüne und BUND teilen die Sorgen

Und der Umweltschützer hat diese Sorgen nicht allein. Sowohl der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) als auch die Grünen schlagen Alarm.

"Grundsätzlich unterstützen wir die Ansiedlung der Frasers Group auf dem Flugplatz", sagt Ernst Weires, Fraktionschef der Grünen im Kreistag: "Doch viele Fragen in Bezug auf PFT sind nicht geklärt." Die größte Angst ist, dass Chemikalien im Trinkwasser landen könnten.

"Da muss die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben uns Auskunft erteilen und der Landrat hat auch schon angekündigt, dass die Behörde in absehbarer Zeit Rede und Antwort stehen wird."

PFT in mehreren Brunnen nachgewiesen

Fakt ist, dass die Stoffe bereits in mehreren Brunnen in der Eifel nachgewiesen wurden. Aus Beilingen wird kein Trinkwasser mehr eingespeist, der Sülmer Brunnen ist nach Angaben der Stadtwerke Trier ebenfalls außer Betrieb. Und die Quellen im unteren Kylltal sind auch betroffen.

"Unsere lange Untersuchungsreihe seit 2015 zeigt aber für alle Brunnen eine abnehmende Tendenz", sagt Carsten Grasmück, Pressesprecher der Stadtwerke Trier: "Aufgrund dessen gehen wir davon aus, dass sich die positive Entwicklung weiter fortsetzt." Auch erwarte man, dass die Bauarbeiten auf dem Frasers-Grundstück nicht dafür sorgen würden, dass das Wasser weiter kontaminiert werde.  

Belastete Erde soll ausgekoffert werden

Doch wie wollen die Behörden dies sicherstellen? Wir haben beim Eifelkreis, beim Zweckverband Flugplatz Bitburg sowie bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nachgefragt, der das Gelände gehört.

Allzu viele Details über den Umgang mit den Altlasten waren allerdings nicht zu erfahren. Nur so viel: Der belastete Boden soll bei den Bauarbeiten der Frasers Group ausgekoffert werden und dann unter einer versiegelten Fläche deponiert werden.

Einzellösung statt Generalsanierung?

Die Behörden sprechen von einer Einzellösung für das Areal. Andere Grundstücke auf dem Flugplatz würden nicht angepackt. Günther Schneider reicht das nicht: "Die sprechen bei dem Flugfeld von vier belasteten Stellen. Aber alles, was dazwischen liegt, ist auch verseucht."

Ernst Weires von den Grünen sagt ebenfalls: "Das ist nicht das, was uns einmal als Lösung für den Flugplatzes vorgestellt wurde." Die nötige Generalsanierung lasse weiter auf sich warten.

Beauftragte Deponie ist nicht in Sicht

Das Problem ist seit gut zehn Jahren bekannt und mittlerweile in den Händen einer Fachfirma. Der Bund hat 2019 die Arcadis GmbH aus Darmstadt damit beauftragt, ein Sanierungskonzept für den Flugplatz zu entwickeln.

Konkret ist geplant, den verunreinigten Boden abzutragen und in einem sogenannten Landschaftsbauwerk zu deponieren. Von dieser Deponie allerdings war die vergangenen Jahre weder etwas zu sehen noch zu hören.

So soll das geplante Logistikzentrum der Frasers Group in Bitburg einmal aussehen.  (Foto: SWR)
Eine Industrieanlage im Grünen - so präsentiert die "Frasers Group" ihre Pläne für Bitburg. Bild in Detailansicht öffnen
So soll das geplante Logistikzentrum der Frasers Group in Bitburg einmal aussehen.  (Foto: SWR)
Überall sind Grünstreifen geplant, auch auf dem Parkplatz. Bild in Detailansicht öffnen
So soll das geplante Logistikzentrum der Frasers Group in Bitburg einmal aussehen.  (Foto: SWR)
Das Logistikzentrum will auch selbst Strom aus erneuerbaren Energien produzieren: Zum Beispiel mit Solarzellen auf dem Dach. Bild in Detailansicht öffnen
So soll das geplante Logistikzentrum der Frasers Group in Bitburg einmal aussehen.  (Foto: SWR)
Begrünte Bürogebäude mit viel Glas sind an der Front des Gebäudes angedacht. Bild in Detailansicht öffnen
So soll das geplante Logistikzentrum der Frasers Group in Bitburg einmal aussehen.  (Foto: SWR)
Weitläufige Außenanlagen sollen Mitarbeitern Raum für Erholung bieten. Bild in Detailansicht öffnen

Die Arcadis GmbH hat auf Anfrage des SWR nicht reagiert. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben teilt mit: Die Behörden auf Landes- und Bundesebene müssten sich noch abstimmen.

Vermarktung des Flugplatzes läuft wieder

Gleichzeitig werden aber weitere "Einzellösungen" für Investoren in die Wege geleitet, um Verkäufe von Grundstücken zu ermöglichen, heißt es beim Zweckverband Flugplatz Bitburg. Die Vermarktung des Gewerbegebiets laufe wieder: "Die Nachfrage nach insbesondere größeren Gewerbe- und Industrieflächen ist im Moment relativ groß."

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Die Initialzündung war nun offenbar die Ansiedlung der Frasers Group. Denn lange Zeit wurden auf dem Flugplatz kaum Grundstücke verkauft. Nachdem bekannt wurde, dass der Flugplatz mit Schadstoffen belastet ist, gab es zunächst einen Vermarktungsstopp. Und auch danach war das Interesse der Investoren eher verhalten.

Frasers Group weiß von Belastung

Die britische Frasers Group hat offenbar weniger Bedenken. Laut Zweckverband Flugplatz "wurde der Investor im Rahmen der Vertragsverhandlungen vollumfänglich über die bekannte Belastungssituation informiert."

Wie der Investor selbst zu dem Umweltproblem steht, haben wir gefragt. Eine Antwort hat der SWR vom britischen Sportwarenhersteller allerdings nicht erhalten.

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