In einem Haus in Trier-Nord ist 2012 eine Frau getötet worden. Erst elf Jahre später hat am Landgericht Trier der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. (Foto: Wolfgang Steil)

Leiche auf dem Dachboden

Elf Jahre nach der Tat: Landgericht verhandelt Mord in Trier

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Im Frühjahr 2012 soll der Angeklagte sein Opfer in Trier erdrosselt haben. Erst jetzt hat der Prozess begonnen - auch weil der Mann wegen eines anderen Mordes schon in Haft sitzt.

Elf Jahre nach der Tat und sechs Jahre nach Anklage hat jetzt am Trierer Landgericht der Prozess gegen einen mutmaßlichen Mörder begonnen. Zum Prozessauftakt sagte der heute 56 Jahre alte Angeklagte, dass er sich nicht äußern werde. Der Mann bestreitet die Tat.

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Laut Anklage hat er im März 2012 eine Frau nach einem Streit in ihrer Wohnung mit einem Wollschal erdrosselt. Er habe der 57-Jährigen, als sie auf einem Sessel saß, von hinten den Schal um den Hals geschlungen und zugezogen. Oberstaatsanwalt Eric Samel sagte, das Opfer sei "völlig arg- und wehrlos" gewesen.

Leiche war Zufallsfund

Es war ein reiner Zufall, dass die Leiche der Frau im September 2016 in einem Haus in Trier-Nord gefunden wurde - vier Jahre nach der Tat.

Damals sollte ein Dachboden entrümpelt werden. Dabei machten die Arbeiter den grausigen Fund: In einem Schlafsack, der mit mehreren Decken umwickelt war, fanden sie die sterblichen Überreste.

Frau aus Trier schon Jahre vorher ermordet

Das Opfer hatte in dem Mehrfamilienhaus gewohnt. Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass sie schon Jahre vorher getötet wurde. Schließlich kam die Polizei durch Zeugenaussagen dem mutmaßlichen Täter auf die Spur.

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Opfer und Täter aus dem Obdachlosenmilieu

Der Angeklagte hatte sich im März 2012 mit einer Begleiterin für einige Zeit in der Wohnung des späteren Opfers aufgehalten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gehörten er und seine Begleiterin dem Obdachlosenmilieu an. Auch das Opfer verkehrte in dieser Szene. Alle drei sollen zur Tatzeit alkoholisiert gewesen sein.

Der Angeklagte soll laut Staatsanwaltschaft in der Vergangenheit eine Beziehung mit seinem späteren Opfer gehabt haben. Zum Zeitpunkt der Tat sei er aber mit einer anderen Frau liiert gewesen. Diese Tatsache habe einen Streit ausgelöst. Das Opfer habe ihm Vorwürfe gemacht, darüber habe sich der Mann geärgert. Daraufhin soll er sie von hinten mit einem Schal erdrosselt haben. Nachdem er mutmaßlich die Leiche auf dem Dachboden versteckt hatte, flüchtete der Mann aus der Region Trier.

In einem Haus in Trier-Nord ist 2012 eine Frau getötet worden. Erst elf Jahre später hat am Landgericht Trier der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. (Foto: Wolfgang Steil)
Im September 2016 ist eine Frauenleiche auf dem Dachboden eines dieser Häuser in Trier-Nord gefunden worden. Elf Jahre nach der Tat beginnt jetzt der Prozess.

Mord-Angeklagter verbüßt bereits lebenslange Haftstrafe

Die Staatsanwaltschaft Trier hatte den Mann bereits im März 2017 wegen Mordes angeklagt. Zu diesem Zeitpunkt verbüßte der mutmaßliche Täter bereits eine lebenslange Haftstrafe in einem hessischen Gefängnis. Das Landgericht Darmstadt hatte ihn 2013 wegen Mordes verurteilt. Er hatte im April 2012, also wenige Wochen nach der mutmaßlichen Tat in Trier, einen obdachlosen Mann in Rüsselsheim getötet.

Mordprozess sechs Jahre nach Anklage

Nach Angaben des Gerichts war die Schwurgerichtskammer mit Verfahren ausgelastet, in denen die Angeklagten in Untersuchungshaft säßen. Solche Verfahren seien vorrangig zu behandeln. Daher begann der Prozess in Trier erst jetzt.

Leipzig

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