Viele Bitburger dürften erleichtert sein. Denn sie hatten befürchtet, dass der Kreistag am Montag das Aus für das Kreismuseum beschließt. Denn das hatte die Verwaltung ursprünglich vorgeschlagen. Doch die Fraktionen im Kreistag sind sich dann doch überraschend einig geworden, das Museum noch nicht aufzugeben. Die Verwaltung soll sich stattdessen ein neues Konzept für das Haus überlegen.
Denn das Museum zuzumachen, hätte auch bedeutet, sich von bemerkenswerten Exponaten wie der Dunkelkammer von Albert Theisen zu trennen. In diesem alten Schrank hatte der Landwirt aus Meckel einst Fotos entwickelt, die bis heute einzigartig sind. Denn sie sind in den Jahren zwischen den Weltkriegen entstanden, als noch kaum jemand eine Kamera hatte.

Der Meckeler Bauer Albert Theisen war also so etwas wie ein Pionier der Fotografie. Viele der Aufnahmen, die heute auf Glasplatten im Heimatmuseum lagern, zeigen das Leben auf dem Bauernhof in der Eifel. Aber es sind auch Portraits von sogenannten Landstreichern dabei, von Obdachlosen, die damals durch die bettelarme Region zogen.
Heimatmuseum und Sammlung droht das Aus
"Das sind Dokumente der Zeitgeschichte", findet der Bitburger Fotograf Stephan Garcon: "Theisen hat damals Außenseiter der Gesellschaft fotografiert, als das sonst niemand getan hat."
Der Gedanke, dass diese einzigartigen Aufnahmen irgendwann versteigert werden und in der Wohnung irgendeines Sammlers landen könnten, ist für den Ehrenamtler vom "Arbeitskreis Gedenken" in Bitburg daher unerträglich. "Zum Glück", sagt Garcon, "hat der Kreistag dem Museum noch eine Chance gegeben."

Landrat: "Wir reiten ein totes Pferd"
Die Kreisverwaltung hatte ursprünglich vorgehabt, das Kreismuseum in Bitburg im nächsten Jahr zu schließen und die riesige Sammlung - historische Bilder, Dokumente, Werkzeuge, Möbel und Maschinen - abzugeben. Nur ein paar digitale Fotos der Ausstellung wollte der Kreis behalten. Die Bestände, die zum Teil auch in einem Keller in der Rittersdorfer Straße in Bitburg lagern, sollten aufgelöst werden.
Wenn wir ein Museum wollen, müssen wir es so aufstellen, dass es den modernen Ansprüchen gerecht wird.
Der Grund für die Schließungspläne: Das Museum kostet die verschuldete Kommune jedes Jahr rund 190.000 Euro, wird aber nur von etwa 1.200 Menschen jährlich besucht. Landrat Andreas Kruppert (CDU) sagte dazu im Kreistag: "Das Museum ist alles andere als ein Publikumsmagnet. Wenn wir ein Museum wollen, müssen wir es so aufstellen, dass es den modernen Ansprüchen gerecht wird. Jetzt reiten wir ein totes Pferd."
Bürger entsetzt über Schließungspläne
Dennoch: Viele Bürger waren entsetzt, als sie von den Plänen hörten. "Dass man das tatsächlich in Erwägung zieht, hat mich sehr erschüttert", sagt Ingo Krämer, Leiter des Bitburger St.-Willibrord-Gymnasiums. "Das wäre vor allem für Schulklassen ein großer Verlust", glaubt der Lehrer, denn diese besuchen das Museum seit Generationen. "Das Kreismuseum ist eine kulturelle Institution und ein außerschulischer Lernort ersten Ranges."

Es gehört zum Kulturangebot der Stadt. Wenn es geschlossen wird, würde etwas fehlen.
Auch Lukas Notte kennt das Museum seit Kindertagen und erinnert sich gut an die Ausflüge dorthin. Heute betreibt er die Turnhalle, ein Restaurant neben dem Museum in der Trierer Straße, und sagt: "Es gehört zum Kulturangebot der Stadt. Wenn es geschlossen wird, würde etwas fehlen."

Heimatmuseum nicht attraktiv genug für junge Besucher
Was die Bitburger aber einräumen: Vor allem für jüngere Menschen müsste das Museum attraktiver werden. Denn interaktive Stationen mit Video- oder Tonaufnahmen, wie es sie zum Beispiel im Rheinischen Landesmuseum in Trier gibt, finden sich in Bitburg keine. "Das Museum ist etwas aus der Zeit gefallen", sagt auch Stephan Garcon vom "Arbeitskreis Gedenken".
Es geht da um unser kulturelles Erbe. Das kann man gar nicht mit Geld aufrechnen.
Daher könnte er sich vorstellen, dass man das Museum modernisiert und dabei etwas verkleinert: "Es aber ersatzlos zu streichen und alle Exponate wegzugeben wäre der falsche Weg gewesen. Es geht da um unser kulturelles Erbe. Das kann man gar nicht mit Geld aufrechnen."

Museumsverband fordert, dass Alternativen geprüft werden
Auch der Museumsverband Rheinland-Pfalz hatte sich gegen die Schließung des Museums ausgesprochen. Geschäftsführerin Miriam Anders fürchtet, dass Bitburg zu einem Präzedenzfall für andere finanziell klamme Kommunen hätte werden können: "Das würde ein schlechtes Signal senden, wenn das Museum einfach so ohne Widerstände geschlossen werden würde."
Es gibt kaum ein Museum im Land, das sich selbst trägt.
Finanzen seien für die Kommunen und die Museen in Rheinland-Pfalz immer ein Argument. "Es gibt kaum ein Museum im Land, das sich selbst trägt", sagt Anders und plädiert trotzdem dafür, nicht immer an der Kultur zu sparen. Auch in Bitburg seien andere Optionen als eine Schließung denkbar: Das Museum verkleinern, einen Geldgeber wie eine Stiftung zu suchen oder einen Freundeskreis oder Förderverein zu gründen.
Kreistag will Museum doch nicht aufgeben
Genau das will Landrat Andreas Kruppert (CDU) jetzt machen: Gespräche führen mit der Stadt Bitburg, mit Fachleuten und den Kulturverantwortlichen in der Eifel. Rückblickend sagt der Kreis-Chef: "Es war gut, dass wir diesen Prozess angestoßen haben und auch gemerkt haben, dass das Museum ein emotionales Thema ist." Klar sei jedoch: Für einen Umbau des Hauses fehlten dem Kreis weiter die finanziellen Mittel. "Es kann daher kein Weiter so geben, wir müssen uns wirklich neu aufstellen", so Kruppert.
Ein Jahr lang will die Verwaltung jetzt über ein neues Konzept für das Heimatmuseum nachdenken. Dann soll das Thema dem Kreistag erneut vorgelegt werden. Viele Bitburger hoffen, dass das Museum doch noch gerettet wird, damit auch künftige Generationen von Schulklassen dort noch etwas über ihre Heimat lernen können.