Dachse, Bahnsperrungen, Baustellen

Bahnchaos in der Pfalz wegen Dachsbauten: Bahn wird angemahnt

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Von Autor/in Birgit Baltes

Immer wieder gibt es gesperrte Bahnstrecken in der Pfalz, weil Tiere die Dämme unterhöhlt haben. Der zuständige Zweckverband forderte in Neustadt: So darf es nicht weitergehen.

Mitte März wurden in der Vorder- und Südpfalz gleich zwei Bahnstrecken komplett gesperrt: Die Strecke zwischen Landau und Winden und kurz darauf die zwischen Deidesheim und Bad Dürkheim. Der Grund: Dachse und möglicherweise auch Kaninchen hatten die Bahndämme so unterhöhlt, dass sie einzubrechen drohten.

Das Chaos für die Bahnreisenden und Pendler, das die Sperrungen ausgelöst hatte, erhitzte am Donnerstag auf der Sitzung des zuständigen Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr (ZÖPNV) in Neustadt die Gemüter.

Zweckverbandssitzung im Rathaus von Neustadt.
Zweckverbandssitzung im Rathaus von Neustadt.

Landrat Ihlenfeld: Sperrung war "Katastrophe mit Ansage"

Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) aus Bad Dürkheim machte seinem Ärger Luft. Die Sperrung sei zu kurzfristig gekommen und der Schienenersatzverkehr mit Bussen habe gerade zu Beginn schlecht funktioniert. Die Folge: Verärgerte Bahnpendler und Eltern von Schülern hätten ständig in den Verwaltungen angerufen und sich beschwert, so Ihlenfeld. Und weiter: "Für uns war das ganze eine Katastrophe. Eine Katastrophe mit Ansage."

Der Landrat des Kreises Bad Dürkheim Hans-Ulrich Ihlenfeld.
Der Landrat des Kreises Bad Dürkheim Hans-Ulrich Ihlenfeld.

Die Bahnstrecke im Kreis Bad Dürkheim ist weiterhin gesperrt. Und nicht nur die: Auch zwischen Freinsheim und Bad Dürkheim ruht der Bahnverkehr, ohne besonderen Grund. Das sei umso ärgerlicher, weil diese Bahnstrecke ja schon einmal von Sperrungen wegen Dachsen betroffen war. Auf der Sitzung hieß es, der Zweckverband sei mit der DB im Gespräch. Man erwarte, dass bald zumindest ein stündlicher Bahnverkehr wieder aufgenommen werde.

Markierungsposten zeigen, wo genau die Dachse am Bahndamm gegraben haben.
Markierungsposten zeigen, wo genau die Dachse am Bahndamm gegraben haben.

Landrat Seefeldt: "So etwas darf nicht passieren"

Der Vorsitzende des Zweckverbands und Landrat der Südlichen Weinstraße, Dietmar Seefeldt (CDU), äußerte sich sehr verärgert über die Streckensperrung zwischen Landau und Winden wegen eines völlig unterhöhlten Bahndamms. Das habe Zehntausende von Pendlern zwischen der Südpfalz und Karlsruhe getroffen. "So etwas darf einfach nicht passieren. Wenn so etwas passiert und auch noch zeitgleich zur Baustelle auf der A65 dazukommt, dann ist das Verkehrschaos perfekt." Die Sperrung bei Landau konnte am 5. April wieder aufgehoben werden.

Landrat des Kreises Südliche Weinstraße und Zweckverbandsvorsitzender Dietmar Seefeldt
Landrat des Kreises Südliche Weinstraße und Zweckverbandsvorsitzender Dietmar Seefeldt

Ob das lange Höhlensystem unter dem betroffenen Bahndamm an einem Landauer Naturschutzgebiet nun von Dachsen, wie die Bahn behauptete, oder Kaninchen, wie der Kreisjagdmeister sagte, angelegt worden war - oder sogar von beiden - diese Frage ließ sich nicht abschließend klären.

Unterhöhlter Bahndamm bei Landau-Winden

Zweckverbandsbeschluss: Brief mit Forderungen an Deutsche Bahn

Einig waren sich alle versammelten Landräte und Vertreter der Städte über die Erkenntnis: Solche tierischen Höhlensysteme entstehen nicht von heute auf morgen. Die zuständige Bahntochter InfrGo hätte das viel früher entdecken müssen. ZÖPNV-Geschäftsführer Michael Heilmann fasste es so zusammen: "Das ist mangelhafte Instandhaltung. Das wuchert alles zu und irgendwann stellt man fest: Huch, da haben wir ein Problem".

Der Geschäftsführer des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr RLP Süd Michael Heilmann.
Der Geschäftsführer des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr RLP Süd Michael Heilmann.

Die Mitglieder des Zweckverbands beschlossen einstimmig, dass der Zweckverband zu dem Problem gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium (FDP) einen ausführlichen Brief an die Deutsche Bahn schreiben wird. Darin werde die Bahn aufgefordert, eine umfassende Bestandsaufnahme ihrer Schienenstrecken zu machen und vorzulegen und eine Strategie, wie sie solchen Tierhöhlen künftig vorbeugt. Geschäftsführer Heilmann fasste das Ziel zusammen: "Man muss dahin kommen, dass die ihre Anlagen besser im Griff haben und regelmäßig kontrollieren."

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