Neuer Zeitplan für Abriss und Neubau

"Es ist die Hölle hier" – das sagen die Bewohner der "roten Blöcke" in Ludwigshafen

Stand

Von Autor/in Thilo Eickhoff

Immer wieder Verzögerungen: Der Abriss der "roten Blöcke" in Ludwigshafen drohte zur unendlichen Geschichte zu werden. Nun ist ein Ende in Sicht, der neue Zeitplan steht. Was sagen die Bewohner?

"Nicht mehr zumutbar": So beschreibt die Stadt Ludwigshafen selbst manche der Wohnhäuser, in denen sie Obdachlose unterbringt. Der Abriss ist längst beschlossen, die Arbeiten sollten ursprünglich "voraussichtlich Anfang 2025 beginnen, sobald die Ausweichquartiere zur Verfügung stehen".

Die Bayreuther Straße in Ludwigshafen.
Einer der "roten Blöcke" in Ludwigshafen.

Baugenehmigung für Wohncontainer steht noch aus

Und genau da liegt das Problem: Die geplanten Wohncontainer stehen nicht nur noch nicht, es liegt auch noch keine Baugenehmigung vor. Das Bauamt hatte Bedenken angemeldet, dass es nicht genug Platz für Waschmaschine und Trockner gibt.

Die Bayreuther Straße in Ludwigshafen.
Die Wohnhäuser sind in Ludwigshafen als "rote Blöcke" bekannt

Das sei ein komplexes Unterfangen, so etwas könne durchaus passieren, so der zuständige Projektleiter Uwe Maué: "Planerisch hat uns das aber erstmal ein bisschen das Genick gebrochen!" Er und sein Team haben nun nachjustiert und am Donnerstag den neuen Zeitplan vorgestellt: Demnach soll die Baugenehmigung im Mai erteilt werden. Dann beginnen die Ausschreibungen für die Container, und wenn alles nach Plan läuft, könnten die "roten Blöcke" im Februar kommenden Jahres endlich abgerissen werden. Man wisse, wie die Lage vor Ort ist, und habe schon Vorbereitungen getroffen, dass alles so schnell wie möglich über die Bühne gehen kann, so Maué.

Die Bayreuther Straße in Ludwigshafen.
Der Eingang zu einem der "roten Blöcke"

Der Druck in der Bayreuther Straße wächst

Viele der Bewohner der "roten Blöcke" haben die Diskussion über Jahre verfolgt und ausgehalten. Immer wieder haben sie Osman Gürsoy (SPD), den Ortsvorsteher der nördlichen Innenstadt, mit der gleichen Frage gelöchert: Wann geht es endlich los? Der Druck sei gewaltig, sagt er: "Manche hier können bald einfach nicht mehr, so schlimm sind die Zustände da!"

Das sagen die Bewohner

Wer sich in der Bayreuther Straße umschaut und umhört, merkt schnell, was Gürsoy meint: Müll in den Hinterhöfen, beschmierte Wände in den Fluren, heruntergekommene Stahltüren und Sperrmüll im Treppenhaus. Viele hier haben am Freitagvormittag noch nicht mitbekommen, dass es einen neuen Zeitplan gibt. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Einige sind erleichtert, dass endlich was passiert. Andere sind wütend, dass erst jetzt was passiert. Bei jedem Drogeriemarkt und Ein-Euro-Shop ginge es schneller, sagt einer.

Und dann? Alles neu, aber alles wie bisher?

Und was gleich mehrfach geäußert wird: Die Sorge, dass die neuen Wohnblöcke irgendwann genauso aussehen wie die alten. "Wenn man neu baut und dann die gleichen Leute reinsetzt, macht es für mich keinen Sinn." sagt einer. Er spielt darauf an, dass in der Bayreuther Straße die unterschiedlichsten Menschen es miteinander aushalten müssen: Obdachlose, Suchtkranke, Menschen mit psychischen Problemen.

Die Bayreuther Straße in Ludwigshafen.
Viele Flure sind vermüllt

Vor einem der Blöcke sitzen Cliff, Francesco und Denise-Whitley. Aus dem Fenster in ihrer Wohnung, einige Meter entfernt, schaut Christa zu. Rauskommen will sie offenbar nicht, wird aber immer wieder in die Runde einbezogen.

Die Bayreuther Straße in Ludwigshafen.
Die Hinterhöfe sehen auch nicht besser aus

Cliff lebt seit dreißig Jahren hier. Er kann die Sorge, die neuen Gebäude könnten in Windeseile wieder den Bach runtergehen, grundsätzlich verstehen. "Heute ist es hier sogar noch sauber," sagt er. "Ich könnte Ihnen Horror zeigen, aber das wollen Sie nicht sehen!" sagt Denise-Whitley.

Die Bayreuther Straße in Ludwigshafen.
Eingeschlagene Fensterscheiben auf der Rückseite

Ihnen ist es aber wichtig, einen Punkt geltend zu machen, den man bei all dem Schmutz, den maroden Fassaden und dem Müll im Hinterhof, nie vergessen darf, wenn es um die Bayreuther geht: den Zusammenhalt untereinander.  "Wenn man hier was abreisst und was Neues hinstellt, ist das vielleicht wie ein frischer Start für viele hier," sagt Cliff. Dann würden sich einige vielleicht mehr am Riemen reißen. "Wir sind Nachbarn," sagt Christa. Wenn sie was bräuchte, wisse sie, wo sie klopfen müsse. "Ich glaube, der Zusammenhalt wird hier nach dem Abriss noch größer!" sagt Denise-Whitley.

Bewohner der roten Blöcke in der Bayreuther Straße
Christa, Denise-Whitley, Francesco und Cliff

Ob man von ihnen ein Foto machen dürfe? "Nur wenn Christa auch mit draufkommt!"

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